Der Speicherbedarf der Unterhaltungs- und Medienbranche steigt überproportional. In kaum einer anderen Branche ist die digitale Transformation für jeden Konsumenten derart greifbar. Für UHD- und VCR-Formate, 3D und Holografie im Wohnzimmer ist Storage eine Schlüsselkomponente. Marktanalysen von Research and Markets sowie der SNIA zufolge wird bald ein EByte für einen Kinofilm benötigt.
Wie kaum in einer anderen Branche ist die digitale Transformation in der Unterhaltungs- und Medienbranche für jeden Konsumenten greifbar, dank UHD- und VCR-Formaten, 3D und Holografie im Wohnzimmer. Storage ist dabei eine Schlüsselkomponente: IP-basierte, mehrdimensionale Workflows, SSD-Einsatz und Cloud-Anwendungen verändern diesen Markt rasant…so eine aktuelle Marktanalyse von Research and Markets.
Storage ist, wen wundert es, demnach eine Schlüsselkomponente im professionellen Markt. Die Erhöhung der Datenkapazität und der Kommunikationsgeschwindigkeit, die Änderung der Formfaktoren, die Senkung der Produktpreise und die zunehmende Vertrautheit mit digitaler Bearbeitung, digitalen Zwischenprodukten und verschiedenen Formen der digitalen Verbreitung sind Auslöser nicht nur für Wachstum, sondern für eine veränderte Nutzung von Speicher in der Medienbranche.
In der gesamten Wertschöpfungskette von der Content-Erstellung, der Nachbearbeitung, von Verteilung bis zur Archivierung sollen für eine einzige Video- oder Filmproduktion bald über 1 EByte (1.000 PByte/1 Mio. TByte/1 Mrd. MByte) an Daten anfallen. 4K/8K UHD oder Aufnahmen mit multiplen Kamerapositionen sei Dank.
Für die Archivierung werden 2018 vorwiegend SATA-Festplatten, optische Medien und Magnetbänder genutzt. In diesem Segment wächst aber auch die Cloud überproportional, sowohl Public als auch Private, und wird statischere Technologien wohl bald ein- bzw. überholen. Auch Enterprise-SSDs halten weiter Einzug. Während sie in der Produktion ohnehin schon dominieren, geben sie in Postproduktion und im Vertrieb der Inhalte zunehmend den Takt vor.
Speichermedien in der Filmbranche (Quelle: SNIA)
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
Markt allgemein:
- 2017 beträgt der Anteil der Media und Entertainment (M&E)-Branche 4,5 Prozent am Gesamtkapazitätsvolumen des Storage-Marktes. 13 Prozent aller Tape-, acht Prozent aller HDD- und zwei Prozent aller Flash-Speicher landen in diesem Segment.
- Innerhalb der nächsten zehn Jahre soll eine einzige Highend-Digitalproduktion hunderte von PByte bis hin zu einem EByte verschlingen.
- Die Verbreitung von 4K TV, VR-Video und andere hochauflösenden Formate auch in mobilen Geräten, Kompressionsverfahren wie etwa HEVC (H.265) und geteilte Workflows sind allgemein Wachstumstreiber für Komponenten- und Systemhersteller.
- Die Weiterentwicklung von HDDs bzw. HDD-Dichte verläuft langsamer als die der Anforderungen der Unterhaltungsmedienindustrie, was die vermehrte Nutzung von Flash in Postproduktion und Content-Distribution begünstigt.
- Ohne Archivierung wird der Markt von 2017 bis 2023 um das 1,9-fache von 4,5 auf 8,5 Milliarden US-Dollar steigen, der Gesamtmarkt von 6,9 auf 12,8 Milliarden US-Dollar.
- 2018 arbeiten 56 Prozent aller professionellen Kameras mit Flash-Speicher.
- IP-basierte Workflows sind auf Grund reduzierter Kosten beim Datenmanagement auf dem Vormarsch, weswegen jede Art von Netzwerkspeicher gegenüber dediziertem Storage wächst.
Zu Archivierung und Cloud:
- Die Kapazitätsanforderungen ohne Archivierung werden von 2017 bis 2023 um das 5,2-fache von 11,7 auf 60,3 EByte steigen. Der Gesamtmarkt wächst auf 192 EByte.
- Bis 2023 wird erwartet, dass 55 Prozent des archivierten Contents Near-Line oder in Objekt-Storage vorgehalten wird (2017: 45 Prozent)
- Bei der Archivierung steigt der Anteil von HDDs (von 71 auf 75 Prozent), der von Magnetband sinkt (von 22,7 auf 15,4 Prozent). Der Umsatz von (Archivierungs-)Medien soll von 1,8 auf 2,9 Milliarden US-Dollar steigen.
- Cloud-Storage wird um das 13,3-Fache von 5,1 auf 68,2 EByte anwachsen.
- Eine der größten Herausforderung bei Bereitstellung und Archivierung ist die Konvertierung von Film- und Videoformaten: 131 EByte Content müssen bis 2023 umformatiert/gewandelt werden.
- Die Cloud spielt eine zunehmende Rolle nicht nur in der Archivierung, sondern auch in ge- und verteilten Workflows.
- Der Umsatz mit Cloud-Storage für M&E soll bis 2023 rund 2,7 Milliarden US-Dollar betragen.
Zahlen sind nicht Consumer-Experience
Ähnliche Brachen-Reports gibt es viele: Deloitte’s Technology, Media & Telecommunications legte beispielsweise jüngst eine Studie vor, jedoch beschränkt für den US-Markt mit stärkerer Orientierung am Nutzerverhalten. Demnach ist das Hauptproblem der User, ungeachtet der eingesetzten Backbone-Technologien, die Diversifizierung des Outputs. Aufgrund mangelnder Standards müssen Inhalte verschiedener Anbieter, Clouds, Portalen mühsam zusammengesammelt werden. Ein Indiz dafür, dass der Bereich auch im Professionellen, nicht allein durch Hardware-Entwicklung gemeistert wird, sondern durch übergreifende Management-, Schnittstellen- und Netzwerkoptimierungen.
Ähnlich scheint es der Storage-Interessenverband SNIA zu sehen. Basierend auf den Analysen des US-Experten Tom Coughlin, so die SNIA, kann eine professionelle 8K UHD-Produktion 170 Mal mehr Storage benötigen als eine HD-Aufnahme. Eine professionelle Videoaufnahme mit Mehrperspektivtechnik benötigt dann 1,66 PByte für ein einstündiges Resultat.
Annual Post Production Storage Demand (Quelle: SNIA)
Allein die Datenmengen, die bei der Content-Generierung anfallen sind atemberaubend. Laut SNIA wird der Speicherbedarf allein für die Content-Generierung bis 2023 um das 4,5-fache auf 70 EByte anwachsen. Dabei nimmt dieses Segment der Wertschöpfungskette gerade einmal 6,4 Prozent der Kapazität und fünf Prozent des mit Storage generierten Umsatzes ein. Archivierung (77 Prozent Kapazität, 35 Prozent Umsatz), Post-Produktion (11,4 Prozent Kapazität, 27 Prozent Umsatz) und Content Distribution (4,8 Prozent Kapazität, 33 Prozent Umsatz) sind die größeren Sparten im Vergleich (SNIA/Slide 29).
SNIA sieht Bedarf für neue Schnittstellen- & Netzwerk-Standards
Diesen explodierenden Speicheranforderungen gehen naheliegend Bestrebungen Hand-in-Hand, technologische Fortschritte in Effizienz umzusetzen. Ehemals proprietäre Systeme weichen zunehmend Standardtechnologien. Laut SNIA nutzten 2018 rund 48 Prozent der Produzenten Cloud-basierenden Storage für Post-Produktion und Editierung. Bei der Content-Bereitstellung, bei der 48 Prozent Enterprise-SSDs nutzen, sollen aber 10GbE-Infrastrukturen nicht mehr ausreichen, weswegen an anderen Standards gearbeitet wird, etwa einer IP-Basierten Ethernet Video Fabric (100GbE), einer SMPTE ST2110-Schnittstelle oder RDMA (Remote Direct Memory Access).
Diese Technologien wird für die Archivierung nicht benötigen. 2018 wurden laut SNIA für die Langzeitarchivierung primär externe HDDs genutzt (54 Prozent), gefolgt von Magnetband (25), lokalem Storage (8 Prozent) und Private- sowie Public-Cloud-Ressourcen (6 Prozent). Letztere weist allerdings mit 74 Prozent in den letzten zwei Jahren das größte Wachstum auf.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Bereich Medien und Unterhaltung ein enormer Treiber des Speichermarktes darstellt. Dies gilt in Bezug auf kostengünstigen Massenspeicher ebenso wie auf hoch-performante Systeme und Komponenten. Netzwerktechnologien eignen sich heute zur Bearbeitung und Postproduktion, benötigen aber eine Weiterentwicklung für eine adäquate Bereitstellung der immer komplexeren Inhalte. Flash, insbesondere Enterprise-SSDs, kommt zunehmend bei der Content-Erstellung und -Bereitstellung zum Einsatz. Und auch die Cloud, insbesondere als Archiv, hat hohe Wachstumsprognosen, unabhängig davon, ob Private oder Public.