Falconstor startete hoffnungsfroh in den 2000-ern, ging früh an die Börse, die sich per se nicht so loyal verhält wie im besten Falle Investoren. Dies zusammen mit einem diffusen Produktkonzept, in Bereichen, in denen man Kompetenz und Märkte erst nachträglich erarbeiten wollte, schlägt nun wohl endgültig fehl.
FalconStor steckt in großen Schwierigkeiten. Das Unternehmen musste sich am 30. Juni selbst von der Börse nehmen. Die Investoren sollen das Geschäft übernehmen. Das heißt, die weiße Fahne wurde gehisst, außer unter den Bankern wäre ein Storage- und Backup-Spezialist.
Der Vorstand sei der Ansicht, dass die Entscheidung, die Börsen-Registrierung aufzuheben und die Meldepflichten gemäß dem Exchange Act auszusetzen, im besten Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre liege. Das ist nichts anderes als eine komplette Bankrott-Erklärung in Sachen Kapital- und Technologie-Kompetenz.
Offiziell heißt es, dass festgestellt wurde, dass die Belastungen, die mit der Tätigkeit als eingetragene Aktiengesellschaft verbunden sind, »zum jetzigen Zeitpunkt die Vorteile für das Unternehmen und seine Aktionäre überwiegend sehen.« Mit anderen Worten: »Danke dem, der die Karre ultimativ vor die Wand gefahren hat. Immerhin ich war es nicht.«
Es seien viele Faktoren geprüft worden, darunter die erheblichen Kosteneinsparungen, die dadurch entstanden, dass keine regelmäßigen Berichte mehr bei der SEC erstellt und eingereicht wurden, die mit der Tätigkeit als berichtendes Unternehmen verbunden sind. Das ist natürlich eine gute Taktik. Ich werde vom Finanzamt auch steuerbefreit, weil ich ihm per Brieftaube mitteile, dass ich aus Energieeinsparungsgründen keine Elster nutzen kann.
Das Unternehmen möchte seinen Aktionären weiterhin ausreichende Informationen zur Verfügung stellen, um weiterhin einen Handelsmarkt für seine Stammaktien zu ermöglichen. Übersetzt: Sollten sie auf Papier sein, dann gerne zeitnah in die grüne Tonne.
Sobald das Unternehmen abgemeldet ist, gehe der Vorstand davon aus, dass das Unternehmen seine Finanz- und Management-Ressourcen auf die Erweiterung seiner aktuellen Geschäftsmöglichkeiten konzentrieren wird. So die offizielle Version. Was sollten diese Geschäftsmöglichkeiten sein? Logo-Handel oder Mobilien-Geschäfte für Falken?
Anmerkung der Redaktion
Falconstor startete mit Empathie in Europa. Als Unternehmen mit dem Bonus eines halbwegs europäischen Anbieters mit Potenzial, auch wenn in der internationalen Aufstellung etwas Führungs- und Konzeptlos-los. Das war Anfang der 2000-er aber eher ein gutes Zeichen, denn es war die Zeit einer massiven Umwälzung. Weg von proprietärer Hardware hin zu fluider Standart-Software, die auch Dell und Microsoft den Spalt in RZ-Bereiche öffnete, den sie nun zementiert haben.
Klassische Linux -Derivate im Speicherbereich, ZFS und andererseits Mainframe konnten sich halten, Falconstor nun in der Mitte zwischen allen offenbar nicht mehr. War die Nähe zu IBM förderlich? Big Blue trieb schon damals seine eigenen Software-definierten Projekte voran. Für Backup brauchte man sicher nicht Falconstor – dennoch versuchte sich das Unternehmen darin: Von der Primärspeicher-Virtualisierung hin zu Sekundärspeicher-Backup.
Eventuell ein strategischer Fehler? Ich versuche ja auch nicht, einem schwedischen Möbelhaus zu erklären, wie man kostengünstig Regale auf den Markt werfe. Und erst danach anfange, die Mitarbeiter dafür zu holen. Dann werden aus fünf Jahren Nachholbedarf gerne mal zehn. In der IT ist das quasi Steinzeit – und der Tod.
In Europa und speziell Deutschland hatte Falconstor eigentlich immer kompetente Leute an Bord. Diese konnte das Unternehmen anscheinend aber auch nicht dauerhaft in sichere Gewässer manövrieren. Schade.
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