Erstaunlich Prognose von Future Market Insights

Der HDD-Markt soll bis 2029 um jährlich 11,2 Prozent wachsen

Der HDD-Markt soll bis 2029 um jährlich 11,2 Prozent wachsen

Der HDD-Markt soll Future Market Insights zufolge von 38,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 bis 2029 auf 80,9 Milliarden wachsen. Angesichts der Dominanz der SSD in Consumer-Produkten wie PCs, Macs und Spiele-Konsolen und dem steigendem Einsatz von Tape bei Hyperscale-Cloud-Anbietern, eine für uns etwas überraschende Prognose.

Die Technologie-Abteilung von Future Market Insights (FMI) hat sich dem HDD-Markt gewidmet. Das ist umso bemerkenswerter, da sich die 2014 in Newark (Delaware, USA) gegründeten Marktforscher eigentlich ganz anderen Bereichen widmen. FMI erstellt Vorhersagen in einer Reihe von Branchen, darunter laut Selbstauskunft in Automobil und Transport, Konsumgüter, Automatisierung und Ausrüstung, Lebensmittel und Getränke, Dienstleistungen und Versorgungsunternehmen, Chemikalien und Materialien, Energie, Bergbau sowie Öl und Gas. Es gibt Berichte zu Bäckerei-Verkaufsverpackungen, bürstenlose Auto-Reinigungsanlagen und den Chardonnay-Markt.

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speicherguide.de und it-daily.net berichten kontinuierlich über professionelle Analysten-Einschätzungen. Nicht jeder schätzt sie, andererseits gibt es auch keine besseren. Nun kommen IDC, Forrester, Gartner, Trendfocus (zuletzt hier) und andere aber zu ganz konträren Ergebnissen für den Festplattensektor.

Komma-genaue Vorhersagen, aber bis zehn zählen misslungen

11,2 Prozent CAGR (Compound Annual Growth Rate, also jährliches Wachstum) bis 2029 führt nicht nur auf grob geschätzte 80,9 Milliarden US-Dollar, sondern – so FMI – auf exakt 80,873 Milliarden US-Dollar. Wenn der Grob-Befund schon erstaunt, dann die Glas-kugelige Prädiktion umso mehr.

Wie kommen die Analysten zu dieser These? Es heißt in der offiziellen Mitteilung, aufgrund der »Vervielfachung des Datenvolumens, das Unternehmen dazu ermutigt, verbesserte Speichertechnologien zu beschaffen, wird der HDD-Markt in den nächsten zehn Jahren stetig wachsen«. Keine Frage, HDDs werden verbessert und der Speicherbedarf steigt. Andere verbessern aber parallel Tape, SSDs oder entwickeln DNA-basierte Speichertechnologien. Und 2022 bis 2029, das sind keine zehn Jahre.

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HDD-Hersteller bringen aktualisierte HDD-Kapazitätsformate in Abständen von zwei bis drei Jahren auf den Markt. Dies wäre ein anhaltender Trend auf dem globalen HDD-Markt im Prognosezeitraum (2022-2029), sagt FMI. Da die Speicherkapazitäten von HDDs weiter steigen, führen Hersteller wie Toshiba häufig Upgrades der HDD-Technologie ein. Folglich bliebe die magnetische Speicherung eine bevorzugte Option für die langfristige Sicherung und Archivierung mit hoher Kapazität, was den Verkauf von HDD-Laufwerken weiter ankurbeln würde. Das dürfte den genannten Hersteller freuen, inwiefern er monetär an der Finanzierung der Studie engagiert war, konnten wir nicht validieren.

Toshiba sieht natürlich die Festplatte natürlich längst nicht am Ende. Dem Hersteller zufolge gibt es nach wie vor einen hohen Speicherbedarf im PC- wie im RZ-Bereich. Rainer W. Kaese, Senior Manager, HDD Business Development bei Toshiba Electronics Europe, führt die hier, in seinem Kommentar zu den wichtigsten HDD-Trends für 2023 genauer aus.

NAS soll der größte Wachstumsmarkt für HDDs sein (Quelle: Future Market Insights)
NAS soll der größte Wachstumsmarkt für HDDs sein (Quelle: Future Market Insights)

Postulierte Erkenntnisse der HDD-Marktstudie

• NAS-HDDs, die derzeit einen Marktanteil von über 40 Prozent halten, sollen auf dem globalen HDD-Markt weiterhin die meistverkauften sein. Mit der höchsten Wachstums-Chance, die bis 2029 erreicht werden kann.

• Der Verkauf von HDDs mit Speicherkapazitäten von bis zu 1 TByte und mehr wird zusammen drei Viertel des gesamten HDD-Umsatzes ausmachen. Niedrige Speicherkapazität, obwohl relativ weniger bevorzugt, sollen den Markt weiter befeuern.

• HDD-Laufwerke mit USB-Anschluss, die derzeit mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes ausmachen, sollen in naher Zukunft eine stetige Akzeptanz erfahren.

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Deutschland, USA und China

Der US-Markt verzeichnet laut den Analysten ein Wachstum des HDD-Marktes, was auf steigende Investitionen in verbesserte Kapazitätsformate durch HDD-Hersteller alle zwei bis drei Jahre zurückzuführen ist. Dass die Kapazität wächst, mag unbestritten sein, allerdings sehen wir keinen damit verbundenen Preis- und Ertragszuwachs.

Für China wird ein CAGR von 8,7 Prozent prognostiziert. Dieser Markt soll bis 2029 auf 1,4 Milliarden US-Dollar steigen. Grundlage für diesen Befund ist, dass die Analysten identifiziert haben, dass die Chia-Kryptowährung im April 2021 einen Mangel an Festplatten und SSDs verursacht habe, was zu einer hohen Nachfrage nach allen 4- bis 18-TByte-Laufwerken in China geführt hätte. Stellt sich die Frage, warum das 2022 und bis 2029 so anhalten sollte und was dies mit einer Kryptowährung zu tun hat.

FMI erwartet, dass der deutsche Markt zwischen 2022 und 2029 einen Umsatz von 1.326,6 Millionen US-Dollar schaffen wird.

Festplatten und der NAS-Markt

Das Segment der NAS-HDDs soll den Festplattenmarkt dominieren und bis 2029 voraussichtlich das 2,0-Fache erreichen, so die Analysten. Darüber hinaus solle das Segment der Desktop-Platten voraussichtlich die Wachstumsrate von 12,3 Prozent CAGR im Zeitraum 2022 bis 2029 verzeichnen. Das widerspricht allen anderen Analysten.

Diese halten NAS-HDD für eine Technik für die geteilte Speicherung bzw. geteilten Datenzugriff – so weit, so gut-, aber auch für die Archivierung. Und noch viel mehr: Die Analysten meinen, NAS helfe, die Speicherung an einem Ort zu konsolidieren und gleichzeitig, verteilte Arbeitsumgebungen mit drahtlosen Routern zu vereinfachen. Ähm…

Warum steigt die Nachfrage im USB-3.0-Segment?

Das ist eine gute Frage an die Analysten, denn sie stellen eine steile These auf. Sie behaupten: »Die Nachfrage nach dem USB-3.0-HDD-Segment nach Laufwerksschnittstelle wird den HDD-Markt dominieren.« Es wird erwartet, dass das USB-3.1-Gen2-HDDs im prognostizierten Zeitraum mit der höchsten CAGR von etwa 18,0 Prozent wachsen werden. Gleichzeitig schätzt FMI, dass das USB-3.0-Segment bis 2029 fast um das 1,8-fache des Marktes wächst. Ist den Fachkräften total entgangen, dass 3.1 Gen2 schon als zukünftiger Standard für alle Hersteller zumindest in der EU verpflichtend festgelegt wurde? Ein sehr seltsame Einschätzung. In ihrer Veröffentlichung sprechen die Analysten von den Vorteilen von USB 3.0 versus USB 2.0. Dem kann man nicht widersprechen. Habe ich allerdings in meinem Analysten-Firmennamen »Future«, würde man 2.0 nicht unbedingt thematisieren müssen.

Anmerkung der Redaktion

Michael Baumann, speicherguide.de
Michael Baumann, speicherguide.de

Zitat übersetzt aus der FMI-Originalmeldung: »Auf der Grundlage der Speicherkapazität wird das Festplattensegment mit 250 GByte bis ein TByte ein dominierendes Segment sein. Dieses Markt-Segment wird voraussichtlich bis 2029 auf das 2,1-Fache wachsen. Darüber hinaus wird das Segment über ein TByte das höchste Wachstum mit einer CAGR-Rate von 13,6 Prozent im Zeitraum 2022-29 verzeichnen.«

Jetzt mal ernsthaft: Nicht jeder Rechner hat eine 3-Layer-SSD mit 20 TByte, braucht sie eventuell auch nicht. Oder wählt einer 4-Layer, je nach individuellen Bedarf zwischen Performance und Kapazität. Aber 250 GByte? Das ist nur absurd.

»Offline-Funktionalität der HDD-Speichertechnologie bleibt Alleinstellungsmerkmal«. Eine weitere kuriose These, weil natürlich das Thema Firmware erwähnt werden muss. Erst ist HDD Grundlage für Shared-Storage, dann für Archivierung, hier jetzt für den propagierten Air-Gap. Wir fragen uns, inwiefern eine Festplatte offline funktioniert. Antwort: Gar nicht. Das stimmt natürlich auch für Cloud-Ressourcen und Tape. Auskunft der Analysten zur HDD/NAS mit HDD: »Dadurch wird verhindert, dass die auf diesen Bändern gespeicherten Informationen Opfer von Cyberangriffen werden, da sie zumindest im ausgeschalteten Zustand nicht mit dem Unternehmensnetzwerk verbunden sind.«

Erstaunliche Ergebnisse, man hat nur den Eindruck, dass sie aus den 80-ern Jahren stammen oder massiv subventioniert wurden.

Weitere Informationen:

Michael Baumann, speicherguide.de

Michael

Baumann

Redaktion

speicherguide.de

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