Dell EMC Powerstore ist (k)ein Replacement der Midrange-Systeme

Performance, Automatisierung, modulare Architektur: Die neue All Flash-»PowerStore«-Produktlinie von Dell EMC will dies speicherseitig liefern. Der integrierte Vmware-Hypervisor macht das Storage-System aber auch als Server nutzbar. Kapazität, Ausstattung und nicht zuletzt ein Preis im siebenstelligen Bereich platzieren die Appliance heute zwischen Midrange und Enterprise. Langfristig soll Powerstore das konsolidierte Mittelstandsangebot von Dell bilden.

Dell EMC PowerStore kommt in fünf Ausstattungsvarianten (Modelle namens 1.000 bis 9.000), alle gerüstet mit je zwei Storage-Controllern im Active-Active-Modus und anpassbarer NVMe Flash- und SCM-Kapazität. Die Plattform ist nicht nur für externe Hosts als Bare Metall-, NAS- oder SAN-Storage geeignet, sondern kann durch den integrierten VMware-Hypervisor Applikationen bereitstellen.

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PowerVault am unteren Spektrum, PowerMax am oberen, nur im mittleren Marktsegment ist Dell durch diverse Akquisitionen (EMC, Isilon, XIO, Compellent) nicht gerade schmal aufgestellt. Nun haben offenbar bis zu 1.000 Dell-Entwickler an einer neuen Plattform gearbeitet. Wie es zuvor IBM und andere vorgemacht haben, ist langfristig mit einer Konsolidierung des Produktangebots in diesem Bereich zu rechnen: Unity XT und (Compellent) SC als Hybrid- sowie XtremIO als All-Flash sind dort (noch) im Portfolio.

Dies wird nach Aussage von Christian Winterfeldt, Director Sales Modern Datacenter bei Dell Deutschland, im Gespräch mit speicherguide.de zunächst auch so bleiben, nicht nur durch Instandhaltung, sondern auch mit Weiterentwicklungen. Powerstore sei kein einfaches Replacement, eher eine Weiterentwicklung auf Basis der unterschiedlichen Produktlinien.

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Konzept: Core, Edge und Cloud

Laut Dell ist die neue Plattform für die aktuelle und zukünftige Datenära konzipiert, die statt nur datenkonzentrischer Speziallösungen verstärkt betriebliche Anforderungen abbilden soll. Entsprechend sind neben Performance und Kosteneffektivität auch Flexibilität, Skalierbarkeit und Automation gefordert. Geht es nach Dell, sollen Core- und Edge-Standorte im höheren Mittelstand oder Enterprise ab sofort mit Powerstore ausgerüstet werden. Das Array kann am Standort als purer Storage genutzt werden oder als Hyper-converged System, ein Mischbetrieb ist allerdings nicht möglich. Die Replikation in den »Core« ist allerdings möglich.

Auf die Nachfrage, ob der deutsche Mittelstand nicht gegen Automation sei, im Sinne von Kontrollverlust über Daten, widerspricht Sales-Direktor Winterfeldt: »Nein, der Mittelstand ist offen für Automation, er fragt danach! Für ganz viele Mittelständler ist das Thema enorm wichtig, weil sie schon allein das Problem haben, geeignetes Personal zu finden«, sagt Winterfeldt. »Wir werden aber die bestehenden Kunden weiterhin unterstützen. Es gibt unterschiedliche Use-Cases und deswegen unterschiedliche Storage-Arrays.« Langfristig wird das Portfolio aber wohl konsolidiert. »Kurzfristig gibt es keine Abkündigungen von Produktlinien.«

Neben dem All-Flash Powerstore wird beispielsweise Unity XT, das hybride Storage-System, bald mit White-Striping sich dem herkömmliche RAID-Roots entledigen, erklärt Yves Pelster, und als Senior Account Executive bei Dell eng bei der Entwicklung der Powerstore-Appliance beteiligt. »Erst wenn die Versprechen eingelöst sind, dass alle drei Storage-Produkte durch Powerstore abgebildet werden können, wird es zu Abkündigungen kommen.« Laut Dell dürfte dies noch einige Jahre dauern.

All-Flash ist Trumpf

Alle fünf Powerstore-Varianten kommen als 2U-Gerät, ausgestattet mit zwei Controllern, die im Active-Active-Modus arbeiten. Ausgerüstet sind sie mit NVMe Flash- und SCM-Kapazitäten (Storage Class Memory), der durch Dual-Port Intel Optane-SSDs bereitgestellt wird. Die Appliances unterstützen FC und iSCSI, File-Services über NFS und SMB. NVMe-oF soll in Kürze folgen.

Auch Metro-Standorte können verbunden und über zwei Systeme als Cluster synchron gespiegelt und verwaltet werden. Der Betrieb bleibt active-active, auf Campus-Ebene zwischen zwei Rechenzentren bzw. Brandabschnitten anwendbar, um Hochverfügbarkeit zu gewährleisten.

Laut Dells internen Tests bietet die EMC Powerstore bis zu 7-fach höhere IOPS-Performance und 3-fach niedrigere Latenzzeiten als eine All-Flash-Unity XT. Die Ausfallsicherheit wird mit 99,9999 Prozent beziffert.

Darüber hinaus garantiert (!per AGBs) der Hersteller eine 4:1-Datenreduktion, basierend auf einer permanenten Deduplizierung und Kompression über einen Co-Prozessor im Hintergrund, um die Performance der Datenverarbeitung nicht zu beeinträchtigen. Diese beinhaltet Block-, Datei- und VMware Virtual Volumes (VVOLs) sowie Container-Technologien.

Über den Einsatz als lokales Core- oder Edge-Gerät hinaus kann die Appliance auch hybrid mit Public Clouds genutzt werden, darunter Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure, Google Cloud oder auch mit Services wie Data-Recovery-as-a-Service (DRaaS) für VMware Cloud auf AWS. Diese Services nach Wahl sind über zwei Dell RZ-Standorte in Deutschland verfügbar.

Hardware State-of-the-Art

Die 2U-Appliances können mit drei Erweiterungsgehäusen mit je 25 Einschüben ausgebaut werden. Bei der Kopf-Einheit bleiben 4 Slots als Cache reserviert. So skaliert das System bis zu 2,8 PByte pro Gruppe (Scale-up), und in einem Cluster mit maximal vier Einheiten (Scale-out) auf 11,3 PByte. Inklusive der eingebauten 4:1 Datenreduktion mittels Deduplizierung und Kompression.

Die derzeit verfügbaren fünf Powerstore-Modelle sind ausgestattet mit bis zu vier Xeon-CPUs mit je 8 bis 32 Cores, zwischen 384 und 2.560 GByte RAM sowie bis zu vier NVRAM-Modulen. Erweiterbar sind sie mit bis zu drei Enclosure-Gehäusen mit je 25 NVMe-Schächten, die über 4-Lane-SAS-Ports mit je 12 Gbit/s angeschlossen werden.

Ein Controller-Node kann mit zwei I/O-Modulen und einer Mezzanine-Karte ausgerüstet werden. Zur Nutzung stehen so 96 Laufwerke zur Verfügung. Dell rüstet die NVMe-Einschübe mit Intels Optane-SCM-Laufwerken (Storage-Class Memory) mit 375 oder 750 GByte oder mit Flash-SSDs aus, die zwischen 1,92 und 15,36 TByte fassen. Mit externen Servern können sie über Fibre-Channel mit 16 oder 32 Gbit/s oder über iSCSI per 10GbE oder 25GbE verbunden werden.

Vmware, Individualisierung und Automatisierung

Powerstore kommt mit dem neuen Container-basierten Betriebssystem PowerStoreOS, das auf dem System auch als ESXi-Maschine betrieben werden kann. Es ist darauf getrimmt, eine autonome Infrastruktur zu schaffen. So sollen dank integrierten Machine Learning-Algorithmen Prozesse wie initiale Volume-Zuweisung, Migration, Lastausgleich und Problemlösung automatisiert werden. 

Die Container-basierte Software-Architektur der Firmware ermöglicht standardisierte Anpassungen und Einrichtung neuer Funktionen. Die Containerisierung ermöglicht es Dell auch kontinuierlich Updates per Freischaltung zur Verfügung zu stellen, und hat dies auch vor. Bis zu 99 Prozent weniger Arbeits- und Personalaufwand errechnet der Hersteller durch die Automatisierung insgesamt.

Mit dazu beitragen auch DevOps und Management- und Orchestrierungs-Frameworks wie Kubernetes, Ansible sowie der VMware vRealize Orchestrator, mit denen das Setup der Infrastruktur angepasst und individualisiert werden kann. Die inkludierte Überwachungs-Software CloudIQ ermöglicht zudem Performance- und Kapazitätsanalysen in Echtzeit sowie historisches Tracking in der Wolke.

Für viele Anwender, nicht für alle, dürfte die enge Einbindung von Vmware interessant sein. Ab Werk kommt die Powerstore mit dem ESXi-Hypervisor. Über das ebenfalls neue Onboard-Werkzeug AppsON können virtualisierte Workloads und Software-Anwendungen direkt auf dem Array eingerichtet und ausgeführt werden. Dennoch positioniert Dell die Powerstore nicht als Hyper-converged System, eben wegen der Bare-Metall-Optionen.

Migration und Automation

Derzeit unterstützt Dell über den Powerstore-Manager-Assistenten aktiv Migrationen von eigenen Plattformen, darunter die Unity-, SC- und PS-Serie sowie VNX und XtremIO. Auf Nachfrage von speicherguide.de gilt dies auch für PowerMax, da Powerstore auch in der PowerOne Autonomous Infrastructure einsetzen lässt. Datenbewegungen sollen mit weniger als zehn Klicks automatisiert werden können.

Die Machine-Learning-Intelligenz (ML) verteilt die Daten nach Algorithmen auf den Datenträgern, auf proaktive Nachfrage beim Administrator. Dell vermeidet dabei den Begriff des Storage-Tiering, um eine Verbindung zu HDD-Klassen zu vermeiden. Der Effekt ist derselbe: Performance-hungrige Workloads werden vom System möglichst optimal bevorzugt und abgelegt.

Flexiblere Lizenzierungsmodelle

Wie andere Hersteller auch, bietet auch Dell flexiblere Lizenzierungsmodelle als in der Vergangenheit. Ein »Anytime Upgrade« soll Unternehmen im Rahmen eines Wartungsvertrages den Wechsel auf neuere, größere Systeme oder mehr Appliances ohne zusätzlichen Aufwand bzw. Unterbrechungen ermöglichen. Leistung und Kapazität sind im Rahmen eines bestehendes Wartungsvertrages nach 180 Tagen erweiterbar. Für die Knoten selbst entstehen innerhalb des Wartungsvertrages keine Mehrkosten, wohl aber für die Kapazität. Neben herkömmlicher Lizenzierung und Finanzierung sind auch flexible On Demand-Angebote (Pay as you grow, Flex on demand) verfügbar.

Dell EMC Powerstore ist ab sofort verfügbar. Ziel von Dell ist es, nicht nur Bestandskunden per Migration auf die neue Plattform zu befördern, sondern Marktanteile zu gewinnen. Der Hersteller »wirft« hier vor allem Skalierbarkeit und Performance in die Wettbewerbs-Waagschale.

Preise: günstiger als Maxtore, teurer als Unity

Preislich liegt Powerstore nach unseren Informationen knapp unter Maxstore, über jenen einer Unity-Appliance und im siebenstelligen Bereich. Durch die höhere Funktionalität im Vergleich zur Unity und insbesondere durch die verfügbare Nutzkapazität durch die 4:1-Komprimierung sieht der Hersteller den höheren Preis als gerechtfertigt an.

Fazit zu Dell EMC Powerstore

Dell EMC Powerstore ist ein interessantes Konzept, und trägt der allgemeinen Verschmelzung von Storage- und Server-Diensten Rechnung. Für Dell-Kunden mit Update-Projekten im entsprechenden Preissegment ist Powerstore vermutlich eine interessante Alternative, üppig ausgestattet, flexibel nutzbar und skalierbar im Ausbau. Für »Edge« – also ausgelagerte Standorte und Niederlassungen, dürfte es eine Überlegung wert sein, sofern im »Core« entsprechende Korrespondenz herrscht.

Ob dies auch für Nutzer anderer Storage-Hardware oder Fans anderer Hypervisoren gilt, wird sich zeigen. Vmware-VMs sind frei transferierbar, unabhängig von der Hardware-Plattform, nur sind eben nicht alle Add-ons verfügbar. Hier muss sich der Mehrwert erst erweisen.

Allerdings muss auch gesagt werden, dass Powerstore als reines Speichersystem dann so gut zu nutzen ist wie jedes andere, eben als Bare-Metall-Storage. Nur sind inkludierte Automatismen nicht so anwendbar, je nach Umgebung. »Keinerlei Einschränkungen. Als Bare Metall-Storage ist das System für alle geeignet. Wir bieten Powerstore heute so wie es ist, über die Zukunft kann ich keine Aussage treffen«, sagt Dell-Manager Winterfeldt.

Unterschätzt wäre das System aber als reine Hardware-Reminiszenz. Man munkelt, dass Powerstore OS als Stand-Alone-Produkt kommen könnte, und dann als SDS (Software-defined Storage) und eigenständige Software vermarktet wird.

Spannend werden jedenfalls Dells Weiterentwicklungen der Storage-Plattform und die Akzeptanz der Reseller. Der Margen-Spielraum schwindet bei Produkten, die mit Automation und »Mehr für weniger« punkten wollen.

Dell stellt das Produkt ab 12. Mai in diversen Webinaren und Workshops für Partner und Distributoren vor, auch Online-Endkunden werden informiert.

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