Eine Cloud muss nicht zwangsläufig außer Haus bei einem Provider stehen. Der Münchener Anbieter Uniki bietet mit den Elly-Servern, speziell für kleine Firmen und Selbstständige, eine Private-Cloud an. Die vollverschlüsselten Geräte sind DSGVO-konform, nicht zuletzt, weil die Unternehmer die Datenhoheit behalten. Wir konnten einen Elly Team Silent einen Langzeittest unterziehen. Vorweg: Wir sind zufrieden.
ELLY ist nicht nur ein Netzwerkspeicher, sondern ein Private-Cloud-Server. Der in München ansässige Hersteller Uniki adressiert damit vor allem kleine Unternehmen, Selbstständige und Freiberufler. Das heißt, Firmen ohne eigene IT-Abteilung, die einen unkomplizierten und sicheren Cloud-Dienst suchen. Aktuell sind drei Tower-Modelle (Elly Go/Team/Business) mit Nutzkapazitäten zwischen 1 und 48 TByte erhältlich. Hinzukommen Rackmount-Systeme mit bis zu 96 TByte Nutzkapazität und redundanter Stromversorgung.
Der Elly-Team-Server kommt in der Silent-Ausführung (bis 6 TByte) in einem Aluminium-Gehäuse mit passiver und daher lautloser Kühlung. In der 4-Bay-Tower-Variante sind die Festplatteneinschübe Hotswap-fähig. Das heißt, bei einem Ausfall lässt sich eine Platte im laufenden Betrieb austauschen.
Uniki Elly Team Silent: Vollwertiger Cloud-Server für das eigene Büro
Uniki wirbt mit der Wartungsfreiheit des Geräts und, dass quasi kein Administrationsaufwand besteht. Zudem wird ein Maximum an Sicherheit versprochen: Die Daten werden automatisch verschlüsselt – auch der Hersteller hat keinen Zugriff. Alle Verbindungen von und zu Elly sind ebenfalls verschlüsselt, von Anfang bis Ende. Auch hier kann der Hersteller, eigenen Angaben zufolge, nicht mitlesen. Uniki verspricht, dass es keine Hintertür gibt.
Um Daten anderen, außerhalb des Unternehmens, zur Verfügung zu stellen, kann der Anwender einen »Download-Link« generieren. Andersherum ermöglicht ein »Upload-Link« das Hochladen von Daten. In beiden Fällen lässt sich ein zusätzlicher Passwortschutz einrichten.
Vor Datenverlust beim Ausfall einer Festplatte schützt eine RAID-Konfiguration, je nach Modell entweder mit RAID 1 oder RAID 5. Das integrierte Copy-On-Write-Dateisystem soll eine ständige Datenintegrität sicherstellen. Es detektiert und bereinigt automatisch Fehler, die beispielsweise durch Alterung entstehen (Bit-Rot). Zudem soll erkannt werden, wenn ein Dritter (Hacker) versucht, die Systemplatte zu modifizieren/manipulieren. Elly merkt dies, schlägt Alarm und sperrt den Bösewicht aus.
Neben automatischen Off-Site-Backups verfügt der Server auch über eine automatische Versionierung. Updates werden zentral und im Hintergrund eingespielt.
Zudem sind zahlreiche Web-Anwendungen vorhanden, wie unter anderem Datenaustausch, E-Mail-Server, Aufgabenverwaltung und Projektmanagement, Zeiterfassung, Warenwirtschafts-Systeme, Buchhaltung bis hin zum eigenen sozialen Netzwerk und eigenen Videokonferenzen.
Elly Team Silent im Langzeittest
Wir hatten die Gelegenheit einen ELLY Team Silent mit 2 TByte Nutzkapazität (3x 1TB-HDDs, RAID 5) einem Langzeittest von fast fünf Monaten zu unterziehen. Um es vorab zu sagen: Wir haben selten ein so unkompliziertes Gerät erlebt.
Die Inbetriebnahme beschränkt sich tatsächlich zunächst auf die korrekte Verkabelung des Elly-Servers mit dem Router, dem Anstecken an eine Steckdose und den Einschaltknopf zu betätigen. Anschließend rufen wir die Webseite des Herstellers auf, um Elly zu registrieren und eine Wunschdomain festzulegen, wie zum Beispiel speicherguideblablabla.uniki.cloud. Danach konfiguriert sich der Server komplett selbst.
Uniki Elly Team Silent von innen: In unserem Server sind drei 2,5-Zoll-HDDs mit je 1 TByte (RADI 5) verbaut.
Mit dem Elly-Server erhält der Käufer eine eigene Cloud-Domain dazu. Unter dieser Domain verbindet sich der Server selbstständig und wird sofort zur eigenen Cloud, die sich nun vom Anwender von überall aus nutzen lässt.
Den Zugriff auf die Daten stellen wir über die Sync-&-Share-Software Seafile her. Das Tool war bereits vorinstalliert und musste nur noch aktiviert werden. Verwalten und Nutzen lässt sich Seafile über ein Webinterface im Browser (Seahub), über Mobile-Apps (Android, iOS) sowie als Drive-Client (SeaDrive) bindet es sich als virtuelles Laufwerk in das Betriebssystem ein und erscheint beispielsweise im Windows-Explorer als weiteres Laufwerk.
Der Zugriff über das Internet auf das System gelingt problemlos und auf Anhieb. Bei handelsüblichen NAS-Geräten ist dies nicht zwangsläufig der Fall. Selbst im Gran-Canaria-Urlaub (als dies noch möglich war), konnten wir Daten vom Elly-Server abrufen bzw. darauf speichern.
Unser Testgerät ist für die Nutzung mit bis zu fünf Anwendern ausgelegt. Mit unserem üblichen Schreibtest messen wir eine Datenrate zwischen rund 40 und 130 MByte/s, je nach Dateigröße und Umfang der geschriebenen Ordner. Das sind gute Standardwerte und können durchaus mit NAS-Systemen bekannter Hersteller wie der WD My Cloud Pro PR4100 mithalten.
Preise Uniki Elly-Server
Auf den Preis müssen wir etwas ausführlicher eingehen: Zu Beginn des Tests hat Unikis Elly-Team-Server in unserer Ausführung 2.100 Euro netto gekostet. Das ist auf den ersten Blick extrem sportlich. Herkömmliche Desktop-NAS-Server sind bei weitem günstiger zu haben. Das oben genannte WD-My-Cloud-NAS ist mit 32 TByte ab zirka 1.100 Euro netto erhältlich.
Uniki zufolge wird ein NAS allerdings vor allem nach »Kapazität für Geld« abgerechnet, dies sei aber nicht der Maßstab der Elly-Server. Eine App oder Anwendung nimmt der Nutzer per Knopfdruck in Betrieb, auf einem NAS kann dies zu einem Projekt mit anschließendem Support ausarten, mit den entsprechenden Kosten.
Unikis Elly-Server ist mit sechs USB-Ports ausgestattet sowie mit allen gängigen PC-Anschlüssen
Während unseres Tests hat Uniki das Preismodell umgestellt: Man schließt nun eine Service- bzw. Support-Vertrag, ähnlich eines Cloud-Dienstes. Die Preise bewegen sich momentan, je nach Modell, zwischen rund 119 und 639 Euro pro Monat. Dies beinhaltet eine Garantie auf das Gerät und alle Bauteile während der gesamten Laufzeit, Upgrade auf modernere Hardware alle drei Jahre bei Bedarf, Telefonsupport, Updates für System, Apps und Domain.
Unser Testgerät (für bis zu 5 Benutzer) würde mit einer Nutzkapazität von 2 TByte 2.028 Euro netto im Jahr kosten (bei jährlicher Vorauszahlung). Für den gleichen Preis könnte man sich auch für einen Elly Team Hotswap entscheiden, ein 4-Bay-Desktop-Gerät mit Hotswap-fähigen Einschüben.
Eine 8-TByte-Variante beläuft sich auf 2.172 Euro (181 Euro/Monat) und mit 32 TByte auf 2.988 Euro (249 Euro/Monat). Anders als bei einem reinem Abomodell, ist die Hardware kein Leihgerät, sondern wird zum Preis von (aktuell) 1 Euro Eigentum des Kunden.
Fazit: DSGVO-konforme Private-Cloud
Cloud-Server Uniki Elly Team Silent im speicherguide.de-Langzeittest Vor allem aus Datenschutzsicht ist der Elly-Team-Server eine Empfehlung: Alle Daten sind direkt auf dem System verschlüsselt, wie auch alle Verbindungen vom und zum Gerät sind durchwegs verschlüsselt. Jedes Gerät erhält eigene SSL-Zertifikate und die Identität des Servers prüft ein Hardware-Sicherheits-Modul. Eine externe Datenverarbeitung findet nicht statt – die Datenhoheit liegt alleine beim Nutzer.
Alle Daten auf dem privaten Cloud-Server sind mit Nutzerpasswörtern verschlüsselt. Diese Verschlüsselung findet erst beim Einrichten vor Ort statt. Uniki selbst kennt somit weder die Schlüssel noch die Passwörter.
Via Seafile können wir im Test von jedem Ort mit Internetverbindung auf den Elly-Server zugreifen. Die Bedienung ist in der Tat einfach. Auch der Betrieb als NextCloud ist standardmäßig vorgesehen. Trotz der langen Standzeit haben wir es nicht geschafft diese auszuprobieren. Wenn es irgendwie geht, holen wir dies an anderer Stelle noch nach.
Der Elly Team Silent ist ein schickes Gerät, dass nahezu lautlos seinen Dienst verrichtet. Vom Ansatz her ist das System eine echte Empfehlung für Selbstständige, kleine Büros und Firmen, die nicht nur einen einfach zu bedienenden Speicher benötigen, sondern diesen auch wie eine Cloud nutzen möchten.
Als Knackpunkt sehen wir den Preis: 2 TByte für über 2.000 Euro können wir nicht empfehlen. Systeme mit 8 TByte für 2.172 Euro bzw. 16 TByte für 2.316 Euro sind aus unserer Sicht die bessere Wahl. Wobei wir mit dem Gedanken des Herstellers konform gehen, man bezahlt nicht für die Hardware oder Kapazität, sondern für den Cloud-Dienst und seinen Möglichkeiten. Wir geben aber zu, dies muss man erstmal sacken lassen, weil auch wir es gewohnt sind, ein entsprechendes Produkte nach seinem Hardware-Wert zu beurteilen.
Elly-Server nach Vertragsende
Wichtig ist hier auch, wie es nach dem ersten Jahr weitergeht. »Wir implementieren momentan ein Abrechnungsmodell nach Nutzern/Apps«, erklärt uns Uniki-Geschäftsführer Matthias Bollwein. »Je nach App werden dann Cloud-typische 5 bis 15 Euro pro Nutzer anfallen. Nach den ersten zwölf Monaten können die aktuellen Kunden dann entscheiden, ob sie wechseln möchten. Für die meisten wird es dadurch günstiger (die anderen müssen nicht wechseln, für die bleibt es also gleich).«
Wer den Support-Vertrag nicht verlängert, behält die Hardware und hat weiter Zugriff auf seine die Daten. Auch die Apps lassen sich weiter nutzen, sofern sich der Nutzer selbst um die Anbindung kümmert (DynDNS, E-Mail-Relay).
Der Upgrade-Service soll für den Kunden ähnlich einfach sein, wie die erste Inbetriebnahme. Der neue Server muss nur im selben Netzwerk gestartet werden, die beide Geräte synchronisieren sich über das LAN, bis beiden den gleichen Stand haben. Nach dem Übertrag der Domain auf den neuen Server wird das Altgerät zurückgeschickt. »Durch die Synchronisierungs-Methode, die wir dafür implementiert haben, entstehen nur zirka fünf bis zehn Minuten Ausfallzeit«, sagt Bollwein.
Elly Go für Single-Nutzer
Die preiswerteste Ausführung für Single-Nutzer (bzw. bis zu ca. 3 User) ist der Elly Go Silent mit 1 TByte nutzbarerem Speicher (RAID 1) für 1.428 Euro (119 Euro/Monat) netto. Im Vergleich zum Team-Modell sind hier eine schwächere CPU und weniger Arbeitsspeicher verbaut. Die Preise staffeln sich bis 1.692 Euro (141 Euro/Monat) für 6 TByte (RAID 5).
Aus Hardware-Sicht sind die Elly-Server erstmal teuer. Wenn wir uns aber zum Vergleich einen reinen Cloud-Anbieter wie beispielsweise Luckycloud anschauen: Dort belaufen sich 6 TByte für 2 Team-Mitglieder und einem Admin auf rund 235 Euro (netto) pro Monat. Das ist deutlich teurer, bei kleinerem Funktionsumfang, plus Abgabe der Datenhoheit. Wobei der Einstieg mit der Luckycloud günstiger ausfällt: Wem ein 1 TByte großer Speicherplatz genügt, müsste lediglich zirka 43 Euro/Monat bezahlen.
Hersteller: Uniki GmbH
Freisinger Landstr. 28, 80939 München
Tel. (+49) 89/215 364 670
E-Mail: [email protected]
Web: www.uniki.de
Direkter Link zum Produkt: Elly Team Silent
Preis (netto): 169 Euro/Monat (2 TByte, bei jährlicher Zahlung),
175 Euro/Monat (4 TByte, bei jährlicher Zahlung),
183 Euro/Monat (6 TByte, bei jährlicher Zahlung),
Garantie: während der kompletten Vertragslaufzeit
Technische Details
Speicherkapazität, nutzbar: 2 TByte (3x1TByte RAID 5), 4 TByte (4x2TByte, RAID 5), 6 TByte (4x2TByte, RAID 5)
Flash-Speicher: 256 GByte NVMe-SSD
Prozessor: Quad-Core 3,7 GHz mit AES-NI
Arbeitsspeicher: 8 GByte DDR4 RAM
Schnittstellen: 4x USB 3.0, 1x Gbit-LAN
Daten-Integritäts-Schutz/Bit-Rot-Schutz: Copy-On-Write Dateisystem
System-Integritäts-Schutz: Secure Boot mit Full Disk Encryption (AES 256 xts)
Verbindungs-Verschlüsselung: TLS 1.2, ECDHE_RSA with X25519, AES_256_GCM
Daten-Verschlüsselung: AES 256
Besonderheiten: Zugriff über Web-Browser und Apps, App-Store für Online-Anwendungen, externes Netzteil, Silent-Betrieb ohne aktive Lüfter