Servicewüste Deutschland? Wenn´s nur das wäre…

Kein Internet ist in der heutigen Zeit schlimm. In der Geschäftswelt doppelt schlimm. Unser Doc Storage hatte eine Woche keine Verbindung. In seiner bekannten wohlwollend, zurückhaltenden Art schreibt er sich den Frust von der Seele…

Kolumne Doc Storage:

Mittwoch, ca. 14 Uhr: von einem auf den anderen Moment wird eine Videokonferenz jäh unterbrochen. Naja, manchmal passiert das eben dort, wo das Internet immer noch Neuland ist… Also, den Router neu gestartet, und zack – immer noch kein DSL-Signal. Na gut, man ist ja hier schon auf einige solche Situationen konditioniert. Also, Kaffee kochen, ein Brötchen essen, und dann wird das schon wieder.

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Mittwoch, ca. 16 Uhr: zur Überraschung aller – es ist nicht wieder geworden. Seit einer Stunde tue ich nichts anderes, als den Router neu zu starten und zu hoffen, dass die Leitung wieder ein funktionstüchtiges DSL-Signal abgibt. Aber… nichts dergleichen. Der arme Router verhandelt sich einen Wolf, startet die Verbindung immer wieder neu, nur um mir dann zu erzählen, es seit schlichtweg kein Signal auf der Leitung.

Mittwoch, ca. 17 Uhr: Nach einer Stunde warten erreiche ich endlich einen Techniker des Internet-Dienstleisters. Dieser bittet mich, den Router neu zu starten, mit dem überraschenden Ergebnis, dass kein Signal da ist. Warum ich dann noch die Leitung aus der Wand ziehen und wieder reinstecken soll, erschließt sich mir nicht ganz, aber wahrscheinlich steht das auf der Liste des Technikers. Ich versuche dem Menschen am anderen Ende zu erklären, dass einfach kein Signal auf der Leitung sei, und das vielleicht mit den Bauarbeiten unten an der Straße zusammenhängen könnte, wo seit einigen Wochen neue Rohre verlegt werden. Der Techniker bleibt stur, will die Leitung nicht durchmessen und stattdessen morgen »zwischen 8 und 12 Uhr« einen Kollegen vorbeischicken, welcher dann die technische Lage vor Ort klären soll. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren.

Doc Storage ist offline (Bild mit Canva Pro AI)
Doc Storage ist offline (Bild mit Canva Pro AI)

Donnerstag, ca. 14:30 Uhr: zweieinhalb Stunden nach Ablauf der vereinbarten Zeit klingelt der Techniker, bemerkenswerterweise nicht vom Internet-Dienstleister, sondern vom ehemaligen Monopolisten, dem immer noch die Leitungen gehören. Der Mann ist vom Fach, mit dem kann man wenigstens vernünftig reden. Er misst die Leitung bis zur Vermittlungsstelle durch, und siehe da – der Draht zwischen dem grauen Kasten und dem Haus hier ist durch. Das hätten wir auch gestern schon haben können… Der Fachmann erklärt mir, das nun morgen, also Freitag, die Jungs vom Bautrupp seiner Firma kommen und den Schaden beheben würden. Damit zieht er von dannen.

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Doc Storage: Am Wochenende werden natürlich keine Störungen behoben...  (Bild mit Canva Pro AI)
Doc Storage: Am Wochenende werden natürlich keine Störungen behoben… (Bild mit Canva Pro AI)

Freitag, 17 Uhr: nun rate mal ein jeder, wer den gesamten Freitag nicht aufgetaucht ist? Richtig, die Kollegen des Bautrupps. Morgens nicht, mittags nicht, und nachmittags schonmal gar nicht, weil freitags um 15 Uhr in Deutschland ja das Wochenende eingeläutet wird. Was scheren einen da die Kunden, die ohne Internet keine Videokonferenzen abhalten, Kunden bedienen, ja noch nicht einmal fernsehen können. Und in unserer Gegend gibt es auch kein LTE, so dass die Bandbreite des Handapparates zwischen 3G und 4G liegt, und man sich aussuchen kann, ob man nun telefonieren oder wenigstens an einem Rechner über den Telefon-Hotspot Internet hat. Über das anschließende Wochenende wird in Deutschland – vor allem bei Internet-Dienstleistern und dem ehemaligen Monopolisten – natürlich nicht gearbeitet, und die Leitung bleibt ohne DSL brach liegen. So langsam fühlt man sich wie in der Southpark-Folge, wo alle im Trek nach Westen ziehen, wo es angeblich noch Internet geben soll.

Montag, 17 Uhr: so langsam schlägt die Stimmung von Ärger zu Verzweiflung und dann in blanke Wut um. Man möchte schon fast sagen natürlich ist den ganzen Tag nicht ein einziger Mensch, geschweige denn ein ganzer Bautrupp am grauen Kasten aufgetaucht. Dutzende Anrufe beim Internet-Dienstleister haben zumindest positive Nebeneffekte. Man kennt nun seine Kunden- und Vertragsnummer auswendig, natürlich die sechsstellige »Service«-PIN, von der als kleines Spielchen gegen vorzeitige Verkalkung selbstverständlich immer nur »die ersten drei«, »die letzten drei«, oder zum Spaß aller beteiligten einzelne Stellen abgefragt werden. Und auch die eigene – 22stellige – IBAN ist auch kein Problem mehr. Man kennt nach diesem Tag alle Angestellten im Callcenter des Internet-Dienstleisters, und nach einigen cholerischen Anfällen der Stärke 4 auf der nach oben offenen Skala auch einige »Manager« dieser Firma.

Man weiß am Ende dieser ganzen Telefonate, dass der ehemalige Monopolist einem ohne Kundennummer noch nicht mal sagen kann, ob in einem bestimmten Örtchen an einer bestimmten Stelle – die man dem Gesprächspartner auch ohne Bautrupp inzwischen millimetergenau angeben kann – eine seiner eigenen Drähte einen Schaden hat, und ob und wann dieser behoben wird. Und natürlich nicht wegen eigener Unfähigkeit, sondern aus Gründen des Datenschutzes. Ich beschließe, den nächsten, der mir physisch gegenübersteht und seine eigene Unfähigkeit versucht mit der DSGVO zu verschleiern, einfach in einem tief ausgehobenen Loch bei uns in der Feldmark verschwinden zu lassen.

Montag, 17:30 Uhr: einer der cholerischen Anfälle scheint tatsächlich geholfen zu haben. Ein »Entscheider«-Fraggle des Internet-»Dienstleisters« macht das unglaubliche wahr und ruft mich zurück. Er scheint mehrere Beschwichtiger-Kurse mitgemacht zu haben, allein der gespielt verständliche Tonfall treibt mich fast schon wieder auf 180. Aber, mitten aus einer Entschuldigungsphrase heraus, sagt mir der Fraggle zu, »heute noch« einen LTE-Router zuzuschicken, der dann morgen bei mir sein müsste. Mir bleibt die Spucke weg, aber ich frage nochmal »einen Router?«, »ja, einen Router«, sogar auf mehrfache Nachfrage kostenfrei. Zum ersten Mal seit fünf Tagen gehe ich ohne Magenschmerzen ins Bett.

Doc Storage: Am Montag, endlich ein Rückruf...  (Bild mit Canva Pro AI)
Doc Storage: Am Montag, endlich ein Rückruf… (Bild mit Canva Pro AI)

Dienstag, 11 Uhr: das Kastenwägelchen eines Paketdienstes steht bei mir in der Einfahrt, der Kollege hat tatsächlich ein Päckchen für mich dabei. Ich eile damit ins Wohnzimmer, mache es auf und – der nächste Vorschlaghammerschlag vor die Stirn. Ich entnehme dem Paket ein ungefähr zigarettenschachtelgroßes Etwas mit SIM-Einschub und Batterie. Ein LTE-WLAN-Dingsbums, kein Router. Kein RJ-45-Anschluß, mit dem ich meine Desktop- und Demo-Systeme wenigstens wieder halbwegs online bringen könnte. Und zu alledem keine SIM – man hat also allen Ernstes erwartet, dass ich meine eigene Verbindung hierfür nutze. Innerhalb einer Millisekunde schlägt meine Stimmung um 180 Grad um, der Router fliegt wieder zurück in den Karton. Ich habe genug, mehr als genug.

Mittwochmittag: der Test alle zwei bis drei Stunden ergibt immer dasselbe – kein DSL-Signal. Wie auch, ohne einen einzigen Doozer, der sich mal an die Vermittlungsschränke oder in die Baustelle wagen würde. Bisher sind nämlich keine Autos des ehemaligen Monopolisten dort aufgetaucht, obwohl bereits am letzten Donnerstag von einem Kollegen versprochen.

Mittwoch, 14 Uhr: eine Woche ohne Internet. Aber um einige sehr prägende Erfahrungen reicher:

(a) der Internet-Dienstleister ist sehr schnell beim Abbuchen seiner monatlichen Apanagen, schert sich allerdings einen Dreck darum, für das gute Geld auch gute Ware zu liefern;

(b) der ehemalige Monopolist kümmert sich einen feuchten Kehricht um seine Kunden (und nichts anderes ist man doch wohl, wenn man seine Leitungen benutzt), solange man kein direktes Geschäft mit ihm macht;

(c) beide, der »Dienstleister« und der ehemalige Monopolist, bringen ihren Mitarbeitern offenbar systematisch bei, Kunden mit Problemen hinzuhalten, und wenn das nicht mehr hilft, einfach platt anzulügen;

(d) jeder, aber auch wirklich jeder in diesem Gewerbe fühlt sich für nichts, was er tut oder (nicht) liefert, wirklich verantwortlich – Kunden stören nur beim Geld scheffeln.

Doc Storage: In Service-Fällen zeigt sich die Qualität eines Dienstleisters – bei Internet- und Telefonanbietern nicht unbedingt. (Bild mit Canva Pro AI)
Doc Storage: In Service-Fällen zeigt sich die Qualität eines Dienstleisters – bei Internet- und Telefonanbietern nicht unbedingt. (Bild mit Canva Pro AI)

Wenn irgendjemand von uns seinen Job auch nur eine Minute so machen würde wie diese Herrschaften, dann wären wir alle schon arbeitslos. Und ich bin mir absolut sicher, bei weitem nicht der Einzige zu sein, der mit diesen Firmen solche Erfahrungen gemacht hat.

Zwei Sachen weiß ich sehr genau – sollte ich hier jemals wieder DSL bekommen, werde ich irgendeine Möglichkeit suchen, ohne das Zutun einer Telekommunikations-Mafia an breitbandiges Internet zu kommen, und wenn ich diese gefunden habe, werde ich alle Verträge mit denen kündigen. Die sollen froh sein, dass ich hier so anständig war, nicht irgendwelche Namen zu nennen!!!

Internet-lose Grüße
Doc Storage

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Anmerkung der Redaktion

Der Inhalt des Artikels entspricht der persönlichen Ansicht des Autors und spiegelt nicht unbedingt immer die Meinung der Redaktion wider.

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