Marktstudien: Ergebnisse meist zu offensichtlich

Marktstudien belegen in der Regel bekannte Trends, mehr nicht. Wirkliche Erkenntnisse oder Neues fördern sie, laut Doc Storage, nicht zu Tage.

Dies belegt er anhand zweier aktueller Beispiele: Die Analysekriterien sind schwammig, die Argumente eher fadenscheinig und die Resultate offensichtlich. Zudem sei fragwürdig, in wie weit Sponsoren die Ergebnisse beeinflussen.

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Kolumne Doc Storage:

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Liebe Leser,

nicht nur manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass bei den Berichten von »Analysten« eher ein Wettbewerb stattfindet, wie fachlich verquast und dramatisch man gegebene Tatsachen darstellen kann, um sie den Herstellern und Anbietern nochmals verkaufen zu können.

Zunächst hat ein sehr bekannter Anbieter entsprechender Betrachtungen einmal wieder eines seiner zauberhaften Koordinatenkreuze kompiliert, in dem er eine Zahl von Herstellern von Unternehmens-Backup-Software als »Anführer«, »Visionäre«, »Herausforderer« und »Nischenanbieter« klassifiziert. Mal davon abgesehen, dass es wesentlich mehr als die hier eingeordneten elf Hersteller gibt, fragt man sich wirklich, nach welchen Kriterien die »Fachkräfte« des »Analysten« die Hersteller in diese Grafik eingeordnet wurden, ist die Platzierung einmal wieder mehr als fragwürdig.

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So wurde beispielsweise ein Hersteller von (fast ausschließlich) Software für virtuelle Systeme, welcher lediglich ein Fragment von »offenen Systemen« und deren auf Hypervisoren gelagerten Maschinen zu sichern in der Lage ist, deutlich höher eingestuft als das größte (und älteste) Unternehmen der Branche, welches mit seiner Software alle derzeit am Markt befindlichen Systeme von Großrechnern über mittlere Datentechnik bin hin zu Systemen der Datendarstellung sichern kann. Der am höchsten eingeordnete Hersteller wurde zudem vor nicht allzu langer Zeit von einem amerikanischen Investor geschluckt, was innerhalb des Unternehmens nach vielen Quellen für Unruhe und vor allem für Druck auf die Mitarbeiter gewirkt hat, was wiederum das Verhalten gegenüber Wiederverkäufern und Kunden nicht gerade verbessert hat.

Backup-Studie: Kriterien unklar und schwammig

Nun gut, die Einordnung nach der »Vollständigkeit der Vision« und der »Fähigkeit, diese auch umzusetzen« ist vor allem in diesem Segment der Software doch mehr als fragwürdig. Die Vision eines jeden Backup-Herstellers ist doch wohl, möglichst viele unterschiedliche Systeme eines Kunden möglichst einfach und schnell auf möglichst viele unterschiedliche Medien sichern zu können. Punkt, aus, Ende. Was gibt es denn da für eine Vision zu haben? Was wurde bei der »Fähigkeit, die Vision umzusetzen« berücksichtigt? Das Verhältnis zwischen Entwicklungsabteilung und dem Rest des Unternehmens? Die schiere Anzahl an Programmierern? Oder was ergibt diese »Fähigkeit«? Alles etwas schwammig.

Schaut man sich die Kriterien an, nach denen die »Analysten« die Hersteller beurteilt haben, so sind dieses durch die Bank solche, die jede Software auf diesem Gebiet haben sollte, die überhaupt eine Kopie verkaufen möchte. Sichern und Wiederherstellen von Daten, Einstellung von Sicherungs- und Aufbewahrungsrichtlinien und das Melden von Erfolg oder Abbruch von durch die Software durchgeführten Aktionen. Auch die »zusätzlichen« Funktionen sind solche, ohne die sich kein Verkäufer in diesem Segment mehr zum Kunden trauen darf: sekundäre Kopien, Unterstützung von allem möglichen »as-a-service«-Krams und das Backup entfernter Standorte. Können alle, bieten alle an.

Also muss man hier einmal mehr den Eindruck gewinnen, dass die Hersteller, die die Analysten mit den meisten Geldern »unterstützt« haben, auch entsprechend weit nach rechts oben gespült werden. Und die, die nicht erwähnt werden, eben kein Geld für so einen Firlefanz übrighatten.

Cloud-Studie ebenso fragwürdig

Eine zweite Studie eines anderen »Analysten« über »Cloud in Deutschland« ist genauso ausgefallen, wie die Cloud-Anbieter, die sie (wahrscheinlich) finanziert haben, vorher festgelegt haben. »Transparenz, Flexibilität und Agilität« seien in der deutschen EDV ohne die Cloud nicht mehr denkbar, und die Cloud sei ein »zentraler Baustein der Widerstandsfähigkeit von Unternehmen«.

Nein, Herrschaften, jetzt wollen wir mal auf dem Teppich bleiben. Alles, was eine Cloud, sei sie nun öffentlich oder in den eigenen vier Wänden, bietet, kann jeder DV-Betrieb auch ohne das Wolkenkuckucksheim den eigenen Prozessen zur Verfügung stellen. Und »zentrale Bausteine« der Widerstandsfähigkeit sind Netzwerk- und Arbeitsplatzschutz, Verschlüsselung, Zugangskontrollen, Sicherung, Wiederherstellung und ausgereifte K-Fall-Konzepte. Eine Cloud ist ein Werkzeug für mehr oder weniger faule Fachbereiche, nicht mehr und nicht weniger.

Von welcher fachlichen Qualität die Befragten waren, zeigt sich an der Aussage, dass sich ein Drittel der Befragten eine bessere Sicherheit in ihrer DV vom Einsatz einer Wolke versprechen. Wie das allerdings magisch passieren soll, bleibt eher unerwähnt. Das größte Problem bei der Nutzung vor allem öffentlicher Cloud-Umgebungen allerdings wird nur kurz und ganz am Schluss angesprochen, nämlich die kryptischen Preisstrukturen und undurchsichtigen Abrechnungsweisen. Hinzu kommen die »fehlende Konsistenz der Daten, nicht realisierte Auswertungsmöglichkeiten, aber auch unrationelle und dadurch teure Speichernutzung sowie ineffiziente Datenverarbeitungsströme«.

Oha, man fragt sich, ob die »Analysten« da ganz von allein darauf gekommen sind. Zählen sie hier doch alle Probleme auf, die wir mit Speicher umgehen, seit einigen Jahrzehnten haben, und nicht erst seit Auftauchen der Cloud.

Studienergebnisse zu offensichtlich

Am Ende bringen uns beide Studien nicht wirklich weiter. Captain Obvious trifft auf Commander Apparent, alle sogenannten Informationen könnte man sich auch ohne angebliche Umfragen und Tests zusammensuchen. Die großen und die mit dem dicken Budget gewinnen (natürlich) gegen die kleinen, die am Marketing sparen müssen, und, ach ja, die Wolke ist natürlich total nützlich, jeder mag sie und wendet sie an. Mit dem einzig wirklich interessanten halten Captain Obvious und Commander Apparent (natürlich) hinterm Berg, nämlich mit der Information, welcher Hersteller bzw. Anbieter ihnen denn wieviel für welche dieser »Studien« gezahlt hat.

Gruß
Doc Storage

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