Unternehmen und IT-Abteilungen stehen vor einem großen Berg an Themen, Anforderungen und Daten, die es zu beherrschen gilt. Die Digitalisierung ist dabei das wegweisende Leitthema. Wir sprachen am Rande der Fujitsu Storage Days mit Stefan Roth, Head of Storage Business Central Europe bei Fujitsu, über den Stellenwert der Digitalisierung und die Technologie- und Storage-Trends 2018.
Die Digitalisierung war das Leitthema der Fujitsu Storage Days 2018. Wie sehen Sie aktuell den Stand in kleinen und mittleren Unternehmen?
Stefan Roth, FujitsuRoth: Die Digitalisierung ist zu spüren, privat wie beruflich. Einiges finden wir gut, anderes weniger, aber sicher ist, sie wird passieren. Und eventuell schneller, als wir uns das vorstellen. Jeden Tag kommen neue Technologien auf den Markt. Daher ist es wichtig, dass wir uns dieser Entwicklung stellen. Unternehmen müssen daher prüfen, ob sie vorbereitet sind, auf die Herausforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt.
Es gilt, auf keinen Fall den Anschluss zu verpassen. Das heißt, wir müssen uns heute Gedanken über die richtigen Strategien und Technologien machen. Darüber, welche Technologien wir wo einsetzen und was dies für die Unternehmen sowie für die Partner und Kunden bedeutet. Am wichtigsten ist aber eine Strategie aufzusetzen, mit die Digitalisierung im Unternehmen etabliert werden soll.
Drei wesentliche Bereiche, die wir in Verbindung mit Digitalisierung sehen sind, Artificial Intelligence (AI), Machine-Learning, Big Data und noch viel wichtiger Big-Data-Analytics. Marktforschern zufolge münden bis 2019 rund 40 Prozent aller IT-Projekte in Digitalisierungs-Projekte, die unternehmenswichtige Daten erzeugen werden.
Werden Daten die Währung von morgen?
Roth: Glaubt man den Analysten, wird es so sein. Wir sehen das aber ähnlich und daher wird es wichtig, sich darauf vorzubereiten. Eine Rolle wird dabei das Internet-of-Things (IOT) spielen. Bis 2020 werden bis zu 50 Milliarden Sensoren erwartet, die Daten liefern, die in irgendeiner Form ausgewertet werden sollen. Und bis 2030 sollen 200 Milliarden solcher Geräte im Internet vernetzt sein. Ein wahnsinniger Anstieg, nicht nur durch Technologien, die wir heute schon kennen, sondern es kommen ständig neue hinzu. Deswegen werden wir auch einen »Shift« der IT-Ausgaben sehen, in Richtung AI, IOT und Big-Data.
Digitalisierung befeuert das Datenwachstum
Das bedeutet, die Digitalisierung befeuert auch weiterhin das Datenwachstum?
Roth: Davon ist auszugehen. Ein Beispiel ist autonomes Fahren: Der neue Audi A8 erzeugt beispielsweise 150 GByte pro Stunde. Nicht alles wird langfristig gespeichert werden müssen. Aber sicher einiges davon, denn es gibt in punkto Versicherung und Rechtsprechung noch Herausforderungen zu klären.
Auch wir sind an einigen neuen Entwicklungen mit dabei. Die Fujitsu Laboratories haben zusammen mit der Universitätsklinik Tokio und dem National Institute of Information and Communications Technology (NICT) in Japan einen portablen Simultanübersetzer entwickelt. In der Größe einer Scheckkarte handelt es sich um einen Dolmetscher, der Ärzte und Pflegepersonal bei der Behandlung von Patienten unterstützt, die nicht der Landessprache mächtig sind. Das System erkennt 90 Sprachen und ist heute bereits im Einsatz.
Auch für die olympischen Spiele 2020 in Tokio dürfen wir einige sehr spannende Entwicklungen erwarten. Die Zuschauer werden am Tablet die Wettkämpfe verfolgen und sich dabei frei in den Sportstädten bewegen und fast jeden möglichen Blickwinkel wählen können. Einen Prototyp konnte ich selbst in Japan schon ausprobieren – sehr spannend, kann ich nur sagen.
Secondary-Storage wichtiger denn je
Dafür wird sicher eine hohe Rechenleistung und Storage-Power benötigt. Wo sehen Sie derzeit die technologischen Trends?
Technologie-Trends 2018Roth: Im Grunde hat sich bei den Technologie-Trends nicht allzu viel verändert. Was sich ändert, sind aber die Prioritäten in den Unternehmen, das sehen wir in den Projekten oder Proof-of-Concepts bei unseren Kunden. In Firmen in denen Flash noch nicht als Standard gesetzt ist, wird Flash 2018 zum Standard. Die DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) ist zwar kein Technologietrend, beschäftigt aber die Unternehmen. Am 25. Mai läuft die Schonfrist aus und einige müssen sich fragen, ob sie darauf vorbereitet sind.
Secondary-Storage wird wichtiger denn je, vor allem, wenn große Datenmengen erfasst oder abgesichert werden sollen. Auch Object-Storage gewinnt an Bedeutung. Es gibt Stimmen, die Object-Storage als das NAS von morgen bezeichnen. Hier spielt auch S3 eine Rolle, beispielsweise für zusätzliche Backups in die Cloud.
Nicht zu vergessen, das Thema Sicherheit. Data-Protection wurde von einigen Firmen eher stiefmütterlich behandelt. Hier wird nun deutlich nachgebessert, nicht nur wegen gesetzlicher Bestimmungen, sondern weil die Daten immer wichtiger werden.
Außerdem: Wenn die Storage-Systeme immer schneller werden, gilt es darauf zu achten, wie man diese Performance auch zu den Applikationen und Servern bekommt. Das heißt, die Netzwerktechnik gewinnt ebenfalls an Bedeutung und da sehen wir NVMe und NVMe-over-Fabric, als schmaleres Protokoll, stark im Kommen.
Wie sehen Sie die Entwicklung bei Tape?
Roth: Ein ehemaliger Chef von mir hat gesagt, »Tape is dead, but not before the disk«. Dies scheint sich zu bewahrheiten. LTO-8 bietet wieder komplett neue Möglichkeiten. Die Speicherkapazität hat sich erhöht, die Zugriffszeiten verkürzt und die Performance deutlich beschleunigt. Im Zuge der Datenmengen, die man auslagern und archivieren muss, gewinnt Tape wieder wesentlich an Aufmerksamkeit.
Storage-Strategie: Auf alles vorbereitet sein
Die Bandbreite der Trends ist groß, wie soll man da den Überblick behalten?
Digitalisierung: »Storage-Struktur auf alles vorbereiten«Roth: Die Kunst besteht darin, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Der bestimmende Faktor ist aber das Datenwachstum. Die Analysten sprechen von 30 bis 40 Prozent pro Jahr. Das heißt, bis 2020 erreichen wir mehr als 50 ZByte an Datenvolumen, die es zu verarbeiten gilt. Hierfür müssen wir die Prozesse beschleunigen, schauen, wie wir die Anwendungen unterstützen und welche Daten 24 Stunden im Zugriff stehen sollen.
Gleichzeitig müssen die Firmen auf ihre Budgets achten. Deshalb ist es wichtig, dass Unternehmen neben den die richtigen Technologien auch die passenden Partner wählen. Aus unserer Sicht ist es wichtig, mit anpassbaren Storage-Strukturen für genügend Flexibilität zu sorgen. Damit sich unter anderem verschiedene SLAs definieren, unterschiedliche Storage-Tiers automatisieren und am besten über eine zentrale Oberfläche verwalten lassen.
Auch muss sich die Storage-Infrastruktur den Anforderungen anpassen können. Anforderungen, die wir heute eventuell noch gar nicht kennen. Daher müssen die Systeme auf Skalierbarkeit ausgelegt sein, auch technologisch, damit man nicht immer gezwungen ist, komplett neue Speicher anzuschaffen.
Aber es ist richtig, wir stehen im Grunde vor einem riesigen Berg an Themen und Daten. Wir zeigen Unternehmen verschiedene Möglichkeiten auf und begleiten sie auf ihrem Weg. Wir sehen uns dafür gut aufgestellt. Immerhin sind wir der einzige Storage-Hersteller, der seit 50 Jahren Storage-Systeme entwickelt, vermarktet und vertreibt.