Unitrends: 30% aller Firmen müssen Datenverluste hinnehmen

Datensicherung ist und bleibt nicht des IT-Verantwortlichen liebstes Kind. Einerseits werden Cloud-basierte Dienste wie Disaster-Recovery-as-a-Service (DRaaS) zunehmend genutzt, Naturkatastrophen und Datenpiraterie schrecken auf, und dennoch: Ein Großteil der Unternehmen führt kaum Recovery-Tests durch, fast ein Drittel (über)lebt mit Datenverlusten durch IT-Ausfälle.

Immer noch rund 30 Prozent der befragten Firmen verzeichnen einen Datenverlust (Quelle: Unitrends).Immer noch rund 30 Prozent der befragten Firmen verzeichnen einen Datenverlust (Quelle: Unitrends).Seit fünf Jahren führt Unitrends jährlich eine Umfrage zum Stand von Backup, Recovery, Disaster-Recovery-as-a-Service (DRaaS) und der Nutzung von Cloud-Diensten für die Datensicherung durch. Über 400 Befragte aus Organisationen aller Größen und Branchen haben 2019 teilgenommen. Demnach erleiden aktuell 30 Prozent aller Unternehmen Datenverluste durch IT-Ausfälle. Nach Meinung des Herstellers zeigen die Ergebnisse, dass Datenverluste und Ausfallzeiten weiterhin Firmen aller Größenordnungen belasten. Eine Veränderung zu den Vorjahresergebnissen der alljährlichen Umfrage ist demnach nicht eingetreten.

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Gleichzeitig spiele die Cloud eine zunehmende Rolle bei der Datensicherung und hat sie mehrheitlich als wichtigen Bestandteil der Datenschutzstrategien von Unternehmen etabliert. Cloud-basierte Technologien werden für die Archivierung, DRaaS und Direct-to-Cloud-Backup von PCs und Servern immer beliebter.

Ausfallzeiten und Datenverlust an der Tagesordnung

Über 40 Prozent der Studienteilnehmer verzeichnen Downtimes (Quelle: Unitrends).Über 40 Prozent der Studienteilnehmer verzeichnen Downtimes (Quelle: Unitrends).Einer der festgestellten Befunde ist, dass Unternehmen aller Größen unverändert ein hohes Maß an hohen Datenverlusten und Ausfallzeiten erlebt. Beachtlich dabei ist, dass sich der Wert von 30 Prozent für Datenverluste seit 2016 quasi unverändert fortsetzt. Und dies trotz neuer Technologien und »as a Service«-Ansätze, Cloud oder vermeintlich verbesserter Backup-Appliances.

Darüber hinaus gaben 42 Prozent der Befragten an, 2019 bereits eine oder mehrere Ausfallzeiten erlitten zu haben. Die Studie macht jedoch keine Angaben zum Ausmaß dieser Ausfälle bzw. welche Systeme davon betroffen waren. Als mögliche Gründe für diesen hohen Prozentsatz wird gemutmaßt, dass eine Kombination aus Abbau von IT-Budgets und Personal sowie die zunehmende Komplexität von IT-Infrastrukturen dazu beitrage. Dies wiederum wird darauf zurückgeführt, dass die meisten Computing-Umgebungen von Unternehmen heute SaaS-Anwendungen, Cloud-Workloads, mobiler bzw. Außendienstmitarbeiter und ein wachsendes zu schützendes Datenvolumen aufweisen.

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Recovery-Tests gehören nicht zum Standard (Quelle: Unitrends).Recovery-Tests gehören nicht zum Standard (Quelle: Unitrends).Ein eindeutigeres Indiz dürfte sein, dass Unternehmen nach wie vor die Bedeutung von Wiederherstellungstests unterschätzen. Die Erhebung ergab, dass aktuell 55 Prozent der Unternehmen höchstens einmal jährlich Recovery-Tests durchführen. Immerhin ist aber die Quote für Unternehmen, die überhaupt nicht testen, seit 2016 um zwölf Prozent gesunken.

Dennoch: Die meisten Unternehmen dürften nicht genau wissen, ob sie ihre Anwendungen nach einem Ausfall wiederherstellen könnten, da sie nur selten oder gar nicht testen. Ein Grund könnte sein, dass Tests als schwierig oder zu aufwändig mit negativem Einfluss auf Produktionsprozesse erachtet werden.

Die Rolle der Cloud bei der Datensicherung

Die Nutzung der Cloud für die Datensicherung hat in den letzten vier Jahren stark zugenommen, im Durchschnitt jährlich um zehn Prozent seit 2016. 60 Prozent der antwortenden Unternehmen geben an, die Cloud für Kurzzeitspeicherung, Archivierung, DRaaS oder als Backup-Ziel für PCs oder Server zu nutzen. Die Cloud-Nutzung ist dabei für Firmen aller Größenordnungen ähnlich: 61 Prozent der kleinen (1-50 Mitarbeiter), 58 Prozent der mittleren (51-1.000) und 60 Prozent der großen Unternehmen nutzen die Cloud als Teil ihrer Datensicherung.

Bemerkenswert ist, dass die WAN-Kapazitäten und die Zuverlässigkeit der Cloud-Angebote offenbar so gestiegen sind, dass das direkte Sichern von PCs und Servern in der Cloud ohne den Zwischenschritt über lokale Server deutlich häufiger genutzt wird. Dies ist angesichts der wachsenden Zahl von mobilen Mitarbeitern, die nur sporadisch mit dem Unternehmensnetzwerk verbunden sind, von Belang.

Darüber hinaus ist beachtlich, dass erstmals die Sicherung von SaaS-Anwendungen als eines der Top-5-Anwendungsgebiete für Cloud-basiertes Backup genannt wurde. SaaS-Anwendungen wie Office 365, Salesforce oder G Suite, so die Studie, können die Arbeit der IT vereinfachen, indem sie das Server- und Speichermanagement an den Cloud-Anbieter übertragen. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein, dass SaaS-Daten ebenso gesichert werden müssen wie lokale.

Die Befragung ergab zudem, dass von den 40 Prozent der Unternehmen, die die Cloud derzeit nicht nutzen, 53 Prozent planen, sie innerhalb des nächsten Jahres einzuführen. Demnach würden 2020 rund 80 Prozent aller Unternehmen unabhängig von ihrer Größe, die Cloud für irgendeine Form der Datensicherung nutzen.

Die Nutzung der Cloud als Storage

Über die Datensicherung im engeren Sinne hinaus, ist die mit Abstand am weitesten verbreitete Nutzung der Cloud die Speicherung von Daten und Dateien außerhalb des Unternehmens. 84 Prozent der Firmen gaben an, die Cloud zum Speichern von Daten oder Backups zu verwenden, wobei kleine Unternehmen (93 Prozent) eine höhere Akzeptanz als mittlere (82 Prozent) oder große (81 Prozent) aufweisen. Nur zehn Prozent nutzen die Cloud nicht als Speicher und haben auch keine Pläne, dies zu tun.

Die Nutzung der Cloud wächst dabei proportional zu den wachsenden Datenvolumina, mit dem Versuch die Speicherkosten zu senken. 2019 müssen 31 Prozent der Unternehmen über 100 TByte sichern, während es 2016 lediglich elf Prozent waren.

Die Cloud ist offenbar ein aktiver Bestandteil heutiger Speicherinfrastrukturen. Eine große Mehrheit der Befragten gab an, dass sie im vergangenen Jahr mindestens einmal einen Teil ihrer Daten aus der Cloud wiederherstellen mussten; über zehn Prozent gaben an, im vergangenen Jahr fünf Mal oder öfter Daten aus der Cloud wiederhergestellt zu haben.

Auch die Nutzung der Cloud als Langzeitspeicher und Archiv hat gemäß Unitrends in den letzten vier Jahren stark zugenommen. Compliance-Anforderungen und gesetzliche Vorgaben für die Datenvorhaltung für mehr als fünf Jahre sollen dazu geführt haben, dass Unternehmen Daten vermehrt in der Cloud archivieren, um sie vor versehentlicher Zerstörung zu schützen und gleichzeitig Betriebskosten zu senken. Laut Umfrage wächst die Nutzung der Cloud als Archiv jährlich um über 30 Prozent.

Disaster-Recovery-as-a-Service (DRaaS) aus der Cloud

Unitrends kommt (wenig überraschend) auch zu dem Befund, dass sich DRaaS aus der Cloud eine breite Akzeptanz erfährt. 23 Prozent der Befragten planen demnach konkret, die Technologie in den nächsten zwölf Monaten in ihr Datensicherungskonzept aufzunehmen. Der gleiche Prozentsatz würde dies gern tun, hat jedoch keine konkreten Pläne. Dabei soll die Akzeptanz von Großunternehmen größer sein als jene von KMU.

Dabei sollen entsprechende Recovery-Szenarien keine Seltenheit sein. vier von zehn Nutzern griffen bereits auf ihre DRAAs-Infrastruktur zu, wobei 93 Prozent die Wiederherstellungsleistung als akzeptabel schilderten. Bei sieben Prozent dauerte der Vorgang zu lange oder misslang.

Die Unitrend-Umfrage ergab zudem, dass DRaaS-Benutzer fast doppelt so schnell in der Lage seien, fehlgeschlagene Anwendungen in weniger als einer Stunde wiederherzustellen. 30 Prozent der DRaaS-Nutzer schaffen dies im Vergleich zu 16 Prozent, die auf andere Verfahren vertrauen. Zudem sollen 61 Prozent der DRaaS-Nutzer in den letzten zwölf Monaten in den Genuss der Ausfallfreiheit gekommen sein, während die Vergleichsgruppe lediglich auf 39 Prozent kam.

Neben erwartbaren Ergebnissen liefert die Umfrage doch eine neuerliche Bestätigung einer alten These: Datensicherung ist nicht des IT-Verantwortlichen liebstes Kind. Weder technologische Weiterentwicklung noch Meldungen über natürliche Katastrophen, Schadsoftware, Datenpiraterie oder ganz einfach menschliche Bedienfehler scheinen daran etwas zu ändern. Ausfallzeiten und Datenverluste kosten Unternehmen jedes Jahr unkalkulierbare Geldbeträge, manchmal die Existenz. Viele Firmen begeben sich so unter Umständen in eine prekäre Situation – wider besseres Wissen.

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