Tape: Auferstanden von den Toten?

Tape scheint nicht nur von den Toten auferstanden zu sein, sondern ist in größeren Archiven bzw. bei größeren Datenmengen die einzig sinnvolle Alternative. Dies muss sogar Doc Storage zugeben…

Leserfrage: Einer der Beiträge auf speicherguide.de, titelte sinngemäß »Tape war nie moderner als heute«. Es ist keine neue Erkenntnis, dass Tape nicht tot zu kriegen ist. Nun sieht es aber doch so aus, als ob Bänder nicht nur von den Toten auferstanden, sondern in größeren Archiven bzw. bei größeren Datenmengen die einzig sinnvolle Alternative sind. Wie sehen Sie das?

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Antwort Doc Storage:

DocStorage2014 thumb

Ja, wir müssen es einsehen, selbst ich, obwohl ich in den letzten Jahren etwas anderes gepredigt (und gehofft) hatte. Tape ist nicht tot. Ganz im Gegenteil. Nach den vielen Ankündigungen der Plattenhersteller in den letzten Jahren, dem Einsatz von vielen kleinen Kinkerlitzchen wie Heliumfüllung und ähnlichem ist die Technik immer noch nicht an die 20-TByte-Marke herangekommen. Und neben der geringen Steigerung der Kapazität über die vergangene Zeit ist auch bemerkenswert, wie langsam man hier nur noch vorankommt. Waren früher dank SMR Sprünge von 50 bis 200 Prozent im Jahr möglich, humpelt HAMR, mit »50 Terabit pro Quadratzoll« vor fast zwanzig Jahren angekündigt, seit Jahren als Phantom im Keller, ist aber immer noch nicht zur Serienreife gelangt. Und die Kapazitäten steigen (fast) überhaupt nicht mehr.

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Betrachtet man hingegen das Band, genau die gegengesetzte Entwicklung. Innerhalb von sechs Jahren haben die Hersteller den »Opa« auf die fast fünffachen Kapazitäten hochgerockt. Momentan liegen wir bei 12 TByte nativ und 30 TByte komprimiert, in noch nicht einmal vier Jahren sollen wir bei 60 TByte nativ liegen, also 150 TByte komprimiert. In einer einzigen Bibliothek mit sagen wir einmal 1.000 Kassetten können also 150 PByte eingelagert werden – man stelle sich die Menge an geschützten (sagen wir einmal mit RAID-6 6+2) 18-TByte-Platten vor: ja, genau 11.111… Das wäre mehr als ein Dutzend größere Speichersysteme. Und jedes bei einem Stromverbrauch von mehreren Kilowatt, dem entsprechenden Klimaaufwand usw. …

Und dies alles bei einer Geschwindigkeitssteigerung, die ebenfalls im 3-4fachen Bereich liegen soll. Wir dürfen bei allem auch nicht die anderen Vorteile dieses Mediums vergessen, die wesentlich größere Robustheit, die Möglichkeit zur stromlosen Aufbewahrung und zum abgekoppelten Transport ohne Vorbereitungen, die bei Speichersystemen mit ihren Festplatten ja oft dem Verlegen ganzer Kleinstädte gleichkommt. Richtig, Festplatten kann man auch bespielen, abkoppeln und einlagern. Allerdings wird es dort bereits nach Jahren schwierig, die Laufwerke überhaupt noch ohne Beschädigung anzuwerfen oder auszulesen.

Bänder sind hier – nun gut, nicht ganz, aber fast – für die Ewigkeit gemacht, die einzige Schwierigkeit stellt sich in der Aufbewahrung der zugehörigen Laufwerke und der entsprechenden Software. Oder man erspart sich das und spult die alten Bänder nach ein paar Jahren einfach an ein paar Wochenenden auf die neuen um, heute mit den einschlägigen Anwendungen und Bibliotheken kein Hexenwerk mehr. Im Bunker verbrauchen sie keinen Strom und können ohne besondere Vorkehrungen gelagert werden.

Also: ich revidiere mich – Bänder sind NICHT tot. Ganz im Gegenteil. Momentan und auf absehbare Zukunft sind sie der einzige Weg, den immer weiter ansteigenden Datenmengen in Backup und Archiv Herr zu werden. Es sei denn, bei Festplatten geschieht in Kürze ein kleines Wunder. Was heute noch nicht in Sicht ist.

Gruß
Doc Storage

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