In der Diskussion um den Umgang mit Textrobotern wie ChatGPT an Hochschulen ist für Berlins neue Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra zunächst die Wissenschaft am Zug.
«Die Hochschulen müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen. Das ist erst einmal eine Frage der wissenschaftlichen Beschäftigung», sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Erst im Anschluss könne es einen regulatorischen Anspruch durch die Politik geben. Aber ich glaube, so weit sind wir noch nicht. Ein Verbot halte ich nicht für realistisch.»
Vielmehr gelte es, gerade bei Prüfungsleistungen zu überlegen, was eigentlich eine Leistung sei, sagte die Senatorin. «Man muss an den Aufgabenstellungen arbeiten. Unser Prüfungssystem in Deutschland ist ja ein bisschen antiquiert. In manchen anderen Ländern geht es mehr um Gruppenarbeit und um Lösungsfindung und nicht darum, einzeln vor dem Blatt Papier in der Klausur Wissen niederzuschreiben.» Wenn man sich in Gruppenarbeiten der KI bediene, dann sei das realistisch. «Denn später, wenn ich an einer Lösung arbeite, ob als Ingenieurin oder als Linguistin, werde ich mich dieser Methoden ja auch bedienen.»
Zwingend sei auch die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Auswirkungen von KI. «Also: Wie viel Rassismus zum Beispiel kann in KI stecken? Was wird reproduziert durch die Rezeption von Texten, die für die KI verfügbar sind?» Nach Czyborras Vorstellung könnte künftig etwa Bestandteil von Prüfungsleistungen sein, ob Studierende kritisch mit von KI produzierten Texten umgehen können. «Es würde dann etwa um das Hinterfragen des Ergebnisses gehen, um dessen Korrektur und eine Stellungnahme dazu.»
In Berlin passiere viel im KI-Forschungsbereich und man wolle ein Spitzenstandort werden, sagte Czyborra. Insofern dürfe man die Entwicklung nicht an sich vorüberziehen lassen.
Künstliche Intelligenz bezeichnet meist Anwendungen auf Basis maschinellen Lernens, bei denen eine Software große Datenmengen durchforstet und daraus Schlussfolgerungen zieht. Sie werden schon in vielen Bereichen eingesetzt. In den vergangenen Monaten sorgte die Entwicklerfirma OpenAI für Aufsehen mit ihrem Chatbot ChatGPT, der Sätze wie ein Mensch formulieren kann.
dpa