Wikipedia schenkt Ereignissen, die in reicheren Ländern stattfinden, mehr Aufmerksamkeit.
Das zeigt eine neue Studie unter Beteiligung von Thorsten Ruprechter und Denis Helic von der TU Graz und Keith Burghardt von der University of Southern California Los Angeles. Die Forscher haben 17.490 Wikipedia-Artikel aus vier Spracheditionen, die in den Jahren 2016 bis 2020 veröffentlicht wurden, in Bezug auf das Ausmaß der Berichterstattung in verschiedenen Teilen der Welt analysiert. Die Online-Enzyklopädie gilt als das weltgrößte Nachschlagewerk.
Terrorangriff in Wien
Die Experten haben sich auf das Vergleichen der Anzahl der Ereignisse mit dem ökonomischen Status des Landes konzentriert, in dem sie stattgefunden haben. Zusätzlich wurden die geografische Region und das Ausmaß der in anderen Zusammenhängen erreichten Aufmerksamkeit beachtet. Ergebnis: Ereignisse in höher entwickelten Ländern sind oft besser bei Wikipedia vertreten.
Zum Beispiel erhielt der Terrorangriff auf Zivilisten in Wien im November 2020 deutlich mehr Aufmerksamkeit als ein Terrorangriff, der im gleichen Jahr auf Zivilisten in Afghanistan verübt worden war und bei dem deutlich mehr Todesopfer zu beklagen waren. Die Wissenschaftler haben daher eine einfache Regel aufgestellt: Je ärmer ein Land ist, desto weniger Aufmerksamkeit bekommt es.
Mangel an Ressourcen
Die Studie konnte jedoch keine Belege für einen absichtlichen Bias finden. Die Unterschiede in der Abdeckung seien eher auf die Ressourcen zurückzuführen. In armen Ländern gebe es weniger Menschen, die bereit und dazu in der Lage seien, auf freiwilliger Basis bei Wikipedia mitzuarbeiten. Zudem gebe es quer durch die Länder Unterschiede, was als berichtenswert angesehen wird. In Afghanistan finden terroristische Aktivitäten häufiger statt als in Wien und sind, so die Forscher, vielleicht auch seltener eine Nachricht wert.
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