Die Wettbewerbshüter der EU haben Bedenken gegen den von Facebook geplanten Kauf des Start-ups Kustomer angemeldet.
Konkret wird nach Angaben der EU-Kommission vom Montag befürchtet, dass die Übernahme den Wettbewerb auf dem Markt für Software für Kundenbeziehungsmanagement (Customer Relationship Management – CRM) einschränken könnte. Zudem sehen die Prüfer das Risiko, dass die Position von Facebook auf dem Markt für Online-Werbeanzeigen noch weiter gestärkt werden könnte, weil dem Unternehmen noch mehr Daten zur Personalisierung seiner Werbeanzeigen zur Verfügung stehen würden.
Den Angaben zufolge werden die Wettbewerbshüter die geplante Übernahme nun einer eingehenden Prüfung auf Grundlage der EU-Fusionskontrollverordnung unterziehen. Sollten sie dabei zum Ergebnis kommen, dass der Zusammenschluss den Wettbewerb erheblich behindern würden, könnten sie ihn untersagen. Eine Entscheidung soll es bis zum 22. Dezember geben.
«Mit unserer Untersuchung wollen wir sicherstellen, dass das Vorhaben nicht zu Nachteilen für Unternehmen und Verbraucher führt und dass die Daten, zu denen Facebook Zugang erhält, keine Wettbewerbsverzerrungen verursachen», kommentierte die zuständige Vizepräsidentin der Kommission, Margrethe Vestager. Gerade im digitalen Sektor sei es wichtig, potenziell problematische Übernahmen durch Unternehmen mit einer marktbeherrschenden Stellung genau unter die Lupe zu nehmen.
Das Online-Netzwerk Facebook hatte im vergangenen November angekündigt, sich mit dem Kauf von Kustomer bei Angeboten für den Kundendienst verstärken zu wollen. Details zum Preis oder zu sonstigen finanziellen Konditionen wurden damals nicht genannt. Nach früheren Informationen des «Wall Street Journal» wird Kustomer bei dem Deal mit etwas mehr als einer Milliarde Dollar (842 Mio Euro) bewertet. Die 2015 gegründete Firma stellt Plattformen für Kundenservice und sogenannte Chatbots bereit, die Kundenanfragen automatisiert beantworten sollen.
Kustomer bietet diesen Service bereits über Facebooks eigenen Mitteilungsdienst an und dehnte ihn zuletzt auch auf Facebooks Foto-Tochter Instagram aus. Mehr und mehr versuchen Händler, für den Vertrieb ihrer Produkte auch Online-Plattformen wie Instagram und Facebook zu nutzen, auf denen Empfehlungen von Freunden oder Stars eine Rolle spielen können.
dpa