Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in den Standort Russland ist praktisch an einem Nullpunkt angekommen. Auch China bringen die Unternehmen deutlich weniger Vertrauen entgegen. Die EU-Länder und die USA, aber auch Japan und Südkorea haben in der deutschen Wirtschaft hingegen Vertrauen hinzugewonnen.
Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter 604 Unternehmen in Deutschland ab 20 Beschäftigten im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Demnach geben 94 Prozent der Unternehmen an, „gar kein Vertrauen“ in Russland zu haben, weitere 5 Prozent haben lediglich „sehr geringes Vertrauen“. Damit hat sich die Einschätzung der deutschen Wirtschaft gegenüber Russland mit Blick auf bestehende oder mögliche Geschäftsbeziehungen im Vergleich zu 2020 nochmals drastisch verschlechtert. Damals hatten 18 Prozent „gar kein Vertrauen“, 22 Prozent „sehr geringes“ Vertrauen und 42 Prozent „eher geringes“ Vertrauen in Russland – aber immerhin noch 15 Prozent „eher großes“ bzw. „sehr großes“ Vertrauen. „Russlands völkerrechtswidriger Angriff auf die Ukraine und seine aggressive Rhetorik haben in der deutschen Wirtschaft die letzten Reste an Vertrauen in das Land zerstört“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Die Unternehmen richten sich jetzt noch stärker auf die Mitgliedsländer der EU, aber auch auf die USA aus.“
Auch das Vertrauen in China ist zurückgegangen. Nur noch ein knappes Viertel (23 Prozent) hat „eher großes“ bzw. „sehr großes“ Vertrauen in das Land – 2020 waren es noch 31 Prozent. 39 Prozent vertrauen China aktuell nicht bzw. nur sehr gering (2020: 35 Prozent). Das Vertrauen in die USA hat sich demgegenüber deutlich erhöht: 58 Prozent haben eher großes bzw. sehr großes Vertrauen in die Vereinigten Staaten, 2020 sagten dies nur 39 Prozent der deutschen Unternehmen. 23 Prozent hatten 2020 gar kein oder sehr geringes Vertrauen in die USA, dieser Wert ist auf 14 Prozent gesunken.
Spitzenreiter im Vertrauens-Ranking ist die EU. 93 Prozent der deutschen Unternehmen haben sehr großes bzw. eher großes Vertrauen in die anderen Mitgliedstaaten. Keines der Unternehmen gibt an, gar kein Vertrauen in die EU-Länder zu haben. „Ein geeinigtes, starkes und digital souveränes Europa ist für die deutsche Wirtschaft wichtiger denn je. Nur gemeinsam können die Länder Europas den globalen Krisen und Konflikten erfolgreich begegnen“, betont Wintergerst. „Sie müssen die eigenen Fähigkeiten in digitalen Schlüsseltechnologien ausbauen, um mit den großen Tech-Nationen auf Augenhöhe agieren zu können und weniger erpressbar zu sein.“
Großes Vertrauen bei den Unternehmen in Deutschland genießen außerdem Japan (68 Prozent), das Vereinigte Königreich (63 Prozent), Taiwan (56 Prozent) und Südkorea (54 Prozent).
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 604 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland telefonisch befragt. Die Befragung fand im Zeitraum von KW 46 bis KW 50 2023 statt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Frage lautete: „Wenn Sie an bestehende oder mögliche Geschäftsbeziehungen ins Ausland denken, wie groß ist Ihr Vertrauen ganz grundsätzlich in die folgenden Standorte?“
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