Mit großen Ambitionen bündelten VW und Ford 2019 die Kräfte, um bei der Entwicklung selbstfahrender Autos voranzukommen. Nun ziehen die Partner dem Start-up Argo AI schon wieder den Stecker. Bei Ford führte dies bereits zu einer milliardenschweren Abschreibung.
Der Volkswagen-Konzern und sein US-Partner Ford ziehen sich aus dem gemeinsamen Projekt rund um Roboterautos bei der Software-Firma Argo AI zurück. Volkswagen werde nicht weiter in Argo investieren, teilten die Wolfsburger am Mittwochabend überraschend mit. Der US-Autobauer Ford steigt direkt aus dem Geschäft aus und verbuchte dafür eine Abschreibung von 2,7 Milliarden Dollar, wie er am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Diese Belastung führte im dritten Quartal zu einem Nettoverlust von 827 Millionen Dollar.
Die beiden Partner hielten bisher jeweils 40 Prozent an Argo und hatten sich 2019 auf eine breit angelegte gemeinsame Entwicklung der Technik geeinigt. VW will für seine bisher mit Argo geplanten Robotertaxis, die nach wie vor über die Mobilitätstochter Moia in Hamburg 2025 an den Start gehen sollen, nun in Kürze einen neuen Partner präsentieren. Den nennt das Unternehmen aber noch nicht.
Die Entwicklung von Technik für autonomes Fahren ist kostspielig und gilt auch als riskant, denn die Erfolgsaussichten inklusive möglicher zukünftiger Gewinne sind unklar. Mit dem Ausstieg von Ford dürfte Argo als Firma Geschichte sein. Laut US-Medienberichten wurden die Beschäftigten am Mittwoch bereits darüber informiert, dass das in Pittsburgh ansässige Unternehmen geschlossen wird. Volkswagen will Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Angebote zum Wechsel machen.
Volkswagen war 2019 mit einem Investment über 2,6 Milliarden US-Dollar in die damalige Ford-Tochter eingestiegen. Die Beteiligung war als Teil einer umfassenderen Allianz mit großen Ambitionen beschlossen worden. Zusätzlich zu einer Milliarde Dollar an Finanzmitteln hatte VW auch die eigene Tochter AID eingebracht. Bis 2022 sollte VW Ford zudem weitere Anteile in Höhe von rund 500 Millionen Dollar abkaufen, so war damals der Plan.
VW muss mit dem Ende des gemeinsamen Projekts mit Ford einen weiteren empfindlichen Dämpfer bei seinen Software-Ambitionen verkraften. Der Konzern musste zuletzt bei seiner mit Milliarden ausgestatteten konzerneigenen Software-Tochter Cariad Probleme verarbeiten, so gab es Verzögerungen bei neuen Softwaregenerationen, die auch verspätete Starts neuer Automodelle zur Folge haben.
Die Softwareprobleme gelten auch als ein Grund dafür, dass Ex-Chef Herbert Diess seinen Hut nehmen musste. Vom Ende der Zusammenarbeit bei Argo ist die Nutzung von VWs eigenem E-Autobaukastensystems MEB durch Ford nicht betroffen. Die Kooperation zwischen der Autokonzerne ist bei der Tochter VW Nutzfahrzeuge in Hannover angesiedelt, wo auch gemeinsam Transporter entwickelt werden.
dpa