Nach den Wettbewerbern Deutsche Telekom und Telefónica (O2) hat nun auch Vodafone als dritter deutscher Netzbetreiber eine 5G-Abdeckung von mehr als 90 Prozent erreicht. Einen entsprechenden Wert teilte Vodafone am Sonntag mit. Er bezieht sich auf den Anteil der Haushalte, die innerhalb des 5G-Netzes des Düsseldorfer Unternehmens liegen. «Wir kommen gut voran und haben nun schon 14 200 Standorte auf 5G aufgerüstet», sagte die Technikchefin von Vodafone Deutschland, Tanja Richter, der dpa in Düsseldorf. Das Unternehmen hat rund 26 000 Mobilfunk-Standorte in Deutschland.
Vodafone hat sein Ausbautempo zuletzt deutlich angezogen. Ende Juli 2022 war das Unternehmen nur bei 66 Prozent Haushaltsabdeckung, nun sind es 24 Prozentpunkte mehr. Allerdings ist der Wert nur mäßig aussagekräftig, schließlich wollen die Menschen überall ein gutes Netz und nicht nur dort, wo viele Menschen wohnen, wo also Haushalte sind. Der Flächenanteil von Vodafone liegt nur bei mehr als 75 Prozent – auf etwa einem Viertel der Fläche ist also kein 5G zu empfangen, dafür aber häufig 4G.
Die Konkurrenz ist bei dem sehr schnellen Übertragungsstandard schon weiter. Die Deutsche Telekom liegt nach eigenen Angaben bei mehr als 95 Prozent. Telefónica mit seiner Marke O2 ist in Sachen 5G-Abdeckung nur hauchzart vor Vodafone und knackte die 90-Prozent-Marke Ende Juni, nur einen Monat vor dem Düsseldorfer Wettbewerber.
Aus der Politik kommt immer wieder die Forderung nach einer flächendeckenden 5G-Abdeckung – also auch «bis an die letzte Milchkanne». Richter betonte, dass dieses Ziel «extrem herausfordernd» sei. Zunächst sei es «die Ambition, 5G mittelfristig möglichst für die gesamte Bevölkerung verfügbar zu machen».
«Aber dafür müssen wir einige Hürden überwinden – Genehmigungen sind teilweise schwer zu bekommen. Standorte, die uns von Kommunen vorgeschlagen werden, passen nicht immer zur optimalen Netzplanung. Und die Zuwege zu den Standorten für den Verkehr und Strom sind sehr lang», sagte Richter. «Teilweise müssten wir über Kilometer hinweg Strom- und Glasfaserkabel an einen Standort bringen, um 5G dort auch in ländliche Regionen zu bringen, wo fast keine Menschen mit ihren Smartphones unterwegs sind.»
Bei der Erschließung abgelegener Standorte seien Kooperationen mit den Ländern daher wichtig. «Förderprojekte und andere Partnerschaften helfen beim Netzausbau.» Beispielsweise in Hessen und Bayern klappe das schon sehr gut. Finanzielle staatliche Unterstützung sei nötig.
Richter betonte, dass der Ausbau der verbliebenen zehn Prozentpunkte bei der Haushaltsabdeckung aufwendig und teuer werde. Dementsprechend dringlich sei es, die Netzbetreiber an anderer Stelle zu entlasten. Sie untermauerte die Forderung ihrer Firma, im kommenden Jahr auf eine Mobilfunk-Auktion zu verzichten und die Frequenznutzung stattdessen zu verlängern.
Bei der Auktion 2019 hatte sich Vodafone zur Zahlung von rund 1,9 Milliarden Euro verpflichtet. «Eine neue Auktion frisst wieder viel Geld, was dann nicht in den Ausbau fließen kann», sagte Richter. «Eine andere Lösung wäre sinnvoll, damit die Investitionskraft der Unternehmen nicht geschmälert wird.» Bei einer Verlängerung könnte Vodafone «stark in neue Masten, statt in neue Frequenzscheine investieren». In der politischen Diskussion ist derzeit eine Verlängerung von Frequenz-Nutzungsrechten, bei der die Firmen nur recht niedrige Gebühren zahlen würden, sich im Gegenzug aber zur Erfüllung von Ausbauvorgaben verpflichten würden.
Als das 5G-Netz im Sommer 2019 startete, war der Funkstandard noch etwas für Spezialisten, auch weil der Vorgänger 4G für die meisten Anwendungen der Verbraucherinnen und Verbraucher ausreichte. Inzwischen ist 5G aber zum Massenphänomen geworden. 43 Prozent der Smartphones, die täglich mit dem Vodafone-Netz verbunden sind, sind 5G-Handys. Ein Jahr zuvor waren es erst 26 Prozent. Der Datenverkehr wächst weiter deutlich. Nutzte ein 5G-Kunde Mitte 2022 noch zwei Gigabyte pro Monat, so waren es Mitte 2023 schon drei Gigabyte.
dpa