Die deutsche Wirtschaft blickt mit Sorge auf die zweite Amtszeit des US-Präsidenten Donald Trump, die am heutigen Montag offiziell beginnt. Eine aktuelle Umfrage unterstreicht die großen Bedenken der deutschen Unternehmen hinsichtlich der wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA.
Insbesondere die Auswirkungen auf den Handel mit digitalen Technologien und Services stehen im Fokus der Befürchtungen.
Massive Belastungen erwartet
Laut einer repräsentativen Befragung von Bitkom Research rechnen 95 Prozent der deutschen Unternehmen mit negativen Auswirkungen durch die Präsidentschaft Donald Trumps. Davon gehen 43 Prozent von „eher negativen“ und 52 Prozent von „sehr negativen“ Folgen aus. Nur ein Prozent der Unternehmen erwartet keine Auswirkungen, während positive Effekte von keinem der Befragten angenommen werden.
Ein Grund für diese pessimistischen Aussichten liegt in der starken Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von den USA. 90 Prozent aller befragten Unternehmen importieren oder exportieren digitale Technologien und Dienstleistungen. Dies betrifft beispielsweise Endgeräte wie Smartphones, Software oder Cloud-Services.
Schwund des Vertrauens in die USA
Neben den wirtschaftlichen Sorgen sinkt auch das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Vereinigten Staaten deutlich. 60 Prozent der Unternehmen gaben an, dass ihr Vertrauen durch den Wahlsieg Donald Trumps „leicht geschwächt“ sei. Weitere 37 Prozent berichteten sogar von einer „erheblich geschwächten“ Vertrauensbasis. Dies könnte sich langfristig negativ auf die transatlantischen Beziehungen auswirken.
Digitale Souveränität gefährdet
Die Abhängigkeit von US-Produkten und -Services stellt für die deutsche Wirtschaft eine große Herausforderung dar. Laut der Studie beziehen 87 Prozent der deutschen Unternehmen digitale Geräte oder Dienstleistungen aus den USA, während 81 Prozent ihre Geschäfte als direkt von diesen Importen abhängig einstufen.
Dr. Ralf Wintergerst, Präsident des Digitalverbands Bitkom, kommentierte: „Deutschland und seine Unternehmen müssen sich stärker, resilienter und chancenorientierter aufstellen. Eine starke, experimentier- und innovationsfreudige Wirtschaft bildet die Grundlage staatlicher Leistungsfähigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalts.“
Rufe nach politischem Handeln
Mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 fordert der Bitkom einen klaren Kurswechsel. Ein Digitalministerium solle gegründet und die Wirtschaft durch den Abbau von Bürokratie und Überregulierung entlastet werden. Wintergerst betonte: „Deutschland und Europa müssen ihre Fähigkeiten in digitalen Schlüsseltechnologien massiv weiterentwickeln und die eigene digitale Souveränität stärken – das gilt mit der Amtsübernahme Donald Trumps mehr denn je.“
Hinweis zur Methodik:
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 603 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland telefonisch befragt, darunter 542 Unternehmen, die digitale Technologien oder Services aus dem Ausland beziehen oder dorthin verkaufen. Die Befragung fand im Zeitraum von KW 46 bis KW 50 2024 statt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Fragen lauteten: „Wie wird der Wahlsieg von Donald Trump Ihr Vertrauen in die USA beeinflussen?“ und „Wie wird sich der Wahlsieg von Donald Trump voraussichtlich auf Ihr Unternehmen bzw. Ihr Geschäft auswirken?“
(vp/Bitkom)