Es ist der 1. April 1961, als eine internationale Erfolgsgeschichte in einer kleinen Weberei in Mittelhessen beginnt – die Standardisierung von Schaltschränken. Rudolf Loh gründet die Firma Rittal und verändert mit einer Idee die Industrie. Was anfangs belächelt wurde, ist heute ein Phänomen: Der Standard-Schaltschrank steckt in Millionen von Produktlösungen in über 90 Prozent aller Branchen weltweit.
Rittershausen im Dietzhölztal – dass eine kleine mittelhessische Gemeinde einmal Namensgeber für ein Unternehmen werden würde, wusste 1961 noch niemand. Rudolf Loh kaufte hier eine alte Weberei und gründete Rittal. Die Idee: Standard-Schaltschränke in Serie, sofort ab Lager verfügbar, schneller und besser als die damals einzeln angefertigten Blechschränke für Steuerungskomponenten von Maschinen. Lange Lieferzeiten und Qualitätsmängel gehörten damit der Vergangenheit an. Denn der Boom der Nachkriegsjahre hatte die industrielle Fertigung verändert. Maschinen wurden miteinander verkettet und produzierten im Zuge des wachsenden Konsums Produkte in Großserien. Die Idee von Rudolf Loh kam also gerade richtig.
Seitdem ist viel geschehen. Rittal Lösungen sind im Steuerungs- und Schaltanlagenbau ebenso wie in der IT und im Energiemarkt im Einsatz, im Schiffbau, im Krankenhaus oder im Fußballstadion. 58 Tochtergesellschaften übernehmen weltweit Vertrieb und Service der Produkte. In der Region ist das Unternehmen der größte Arbeitgeber und hat erst vor kurzem über 250 Mio. Euro in den Neubau eines komplett digital integrierten Werks in Haiger investiert.
Vom System bis zur Cloud
Wie kam es dazu? Im Zuge der Industrieautomatisierung entwickelte Rittal den Schaltschrank zu einem ganzen Schaltschranksystem. Die Produkte sollten gleich mehrere Probleme der Kunden lösen, zum Beispiel mit Klimatisierungs- und Stromverteilungslösungen. Das System setzte sich durch, nicht nur in der Industrie, sondern auch in der IT, in der sich das Familienunternehmen als „Newcomer“ einen Namen machte.
Parallel investierte Rittal Mitte der 80er in ein kleines Unternehmen mit zwei Mitarbeitern und baute Eplan auf – zu einem Zeitpunkt, als kaum jemand an Softwarelösungen für Schaltschranktechnik dachte. Über die nächsten Jahre und Jahrzehnte entstand ein breites Spektrum an Software und Services rund um das Engineering. Aktuell gehören Automatisierungslösungen wie Bearbeitungsmaschinen für Schaltschränke ebenso zum Programm wie ausgefeilte Schaltschrank-Systemtechnik.
Vom Digitalen Zwilling bis zum Edge Computing
Den technologischen Wandel in der Industrie weltweit mitgestalten und Verantwortung für die Heimat in Mittelhessen übernehmen – das war das Ziel bei der Investition in den Haiger Neubau vor fünf Jahren. 2020 ging das Werk an den Start. Hunderte Maschinen und Arbeitsplätze wurden vernetzt, um komplexe Prozesse von der Bestellung über die Produktion bis zur Logistik digital abzuwickeln. Im Zuge dessen schuf das Unternehmen gemeinsam mit ihrem Schwester-Startup German Edge Cloud intelligente Edge- und Cloud-Lösungen, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Industrie, untergebracht im eigenen Rechenzentrum, erprobt im eigenen Unternehmen.
German Edge Cloud ist Gründungsmitglied von GAIA-X, dem europäischen Dateninfrastruktur-Konsortium, und Mitglied bei CATENA-X, dem Automobilnetzwerk zum sicheren Datenaustausch.
Der Mensch zählt im Familienunternehmen
Über Jahrzehnte haben die Mitarbeiter des Unternehmens Veränderungen gestaltet – vom jüngsten Azubi bis zur erfahrensten Fachkraft, von der Entwicklung von Innovationen bis hin zur Integration von Geflüchteten. Jedes Jahr spenden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Friedhelm Loh Group – Rittal und die Schwesterunternehmen Eplan, Cideon, Stahlo, LKH, German Edge Cloud und Loh Services – gemeinsam für den guten Zweck, insgesamt bereits weit über 5 Mio. Euro. Zum 50-jährigen Jubiläum gründete Inhaber Prof. Friedhelm Loh die Rittal Foundation, die Projekte und Einrichtungen der Bereiche Soziales, Bildung und Kultur seitdem unterstützt.
„Ich bin sehr stolz auf 60 Jahre Erfolgsgeschichte, die wir mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam geschrieben haben“, sagt Prof. Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group: „Was uns ausmacht, ist Neugier, Kundenorientierung, Mut zum Risiko und die Freude am gemeinsamen Erfolg. Denn wir lieben die Zukunft.“
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