AWS war dagegen

Paukenschlag: Microsoft tritt Cloud-Verband CISPE bei

Microsoft
Bildquelle: Mats Wiklund/Shutterstock.com

Microsoft wird neues Mitglied bei CISPE (Cloud Infrastructure Services Providers of Europe) – ausgerechnet jenem Verband, der noch vor Kurzem rechtliche Schritte gegen die Lizenzierungspraktiken des Unternehmens einleitete. Die Entscheidung zur Aufnahme des 39. Mitglieds kam aber nicht überall gut an.

AWS stimmte gegen den Beitritt

Wie ein hochrangiger CISPE-Sprecher gegenüber TheRegister bestätigte, votierte Amazon Web Services (AWS) gegen die Aufnahme Microsofts, wurde aber vom Vorstand überstimmt. Microsoft wird dem Verband als nicht stimmberechtigtes Mitglied beitreten. Angesichts des Jahresumsatzes von 105 Milliarden US-Dollar allein im Cloud-Segment (Geschäftsjahr 2024) dürfte diese Einschränkung andere Mitglieder beruhigen.

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Vorgeschichte geprägt von Konflikten

Die Beziehung zwischen Microsoft und CISPE war bislang spannungsreich. Der Verband hatte dem Konzern vorgeworfen, für bestimmte Software-Lizenzen in fremden Clouds bis zu fünffach höhere Gebühren zu verlangen. Im November 2022 reichte CISPE deshalb Beschwerde bei der EU-Kommission ein.

Der Konflikt wurde durch einen vertraulichen Vergleich beigelegt. Insider berichten, dass Microsoft darin einer Zahlung von bis zu 30 Millionen Euro zustimmte. Zudem verpflichtete sich der Konzern, eine verbesserte Version von Azure Local (früher Azure HCI Stack) bereitzustellen und sämtliche Lizenzprüfungen für die nächsten zwei Jahre auszusetzen.

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Kritische Stimmen zur Aufnahme – Google ging leer aus

Die Entwicklung stößt nicht überall auf Zustimmung. „Welchen Wert hat CISPE noch für europäische Cloud-Anbieter? Es scheint jetzt wie eine Marionette von Microsoft“, zitiert TheRegister einen Insider. Andere zeigten sich besorgt um die Zukunft des geschlossenen Vergleichs.

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Der CISPE-Sprecher betont jedoch: „Es war immer Teil der Gespräche, dass Microsoft irgendwann beitreten könnte. Wenn überhaupt, stärkt das unsere Position.“

Bemerkenswert: Google scheiterte im vergangenen Jahr mit einem ähnlichen Beitrittsversuch, trotz angebotener finanzieller Anreize. Der Konzern schloss sich daraufhin der Open Cloud Coalition an und reichte kürzlich seine erste Beschwerde gegen Microsoft bei der EU-Kommission ein.

Was macht CISPE?

CISPE wurde 2016 als Interessenvertretung europäischer Cloud-Infrastrukturanbieter gegründet. Der Verband mit Sitz in Brüssel vertritt die Interessen von mittlerweile 39 Cloud-Anbietern gegenüber EU-Institutionen und nationalen Regierungen. Zu den Kernaufgaben gehören die Entwicklung von Verhaltensregeln für Cloud-Dienste, die Förderung von Datenschutz nach DSGVO-Standards sowie die Unterstützung der digitalen Souveränität Europas.

CISPE setzt sich besonders für faire Wettbewerbsbedingungen im Cloud-Markt ein und hat mehrfach rechtliche Schritte gegen wettbewerbswidrige Praktiken großer Tech-Konzerne eingeleitet. Der Verband arbeitet eng mit EU-Gremien zusammen und war maßgeblich an der Entwicklung des Data Act und des Cloud Switching Framework beteiligt. Der europäische Cloud-Markt wird derzeit zu über 70 Prozent von AWS, Microsoft und Google dominiert. CISPE sieht seine Hauptaufgabe darin, Datenschutz und -kontrolle für Cloud-Nutzer in Europa zu fördern und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Anbieter zu stärken.

Lars

Becker

Redakteur

IT Verlag GmbH

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