Vergesst Vorstellungsrunden: In großen, offenen Online-Kursen ist das Teilen von Ideen viel positiver für die Beteiligung der Teilnehmer als das Teilen persönlicher Informationen.
Das zeigt eine Studie der University of Illinois Urbana-Champaign und der Texas A&M University. Um fast ein Drittel steigt das Lernengagement, wenn Studenten Vorschläge zum Kurs machen, statt über sich selbst zu sprechen, so Studien-Erstautorin Unnati Narang, Professorin für Betriebswirtschaft in Illinois.
Ideenaustausch als Lernvorteil
„Das Engagement in Online-Klassenzimmern ist tendenziell sehr niedrig, einfach, weil die Schüler möglicherweise nie die Möglichkeit haben, sich so kennenzulernen, wie sie es in einem echten Klassenzimmer von Angesicht zu Angesicht tun“, sagt Narang. Mit Kollegen analysierte sie daher 12.000 Postings aus Foren zu Online-Kursen über einen 18-monatigen Zeitraum und führte einen Versuch mit 2.000 Teilnehmern eines beliebten Online-Kurses einer großen US-Uni durch. „Wir haben die Studenten nach dem Zufallsprinzip angeregt, entweder etwas Persönliches über sich selbst oder Ideen zu dem Kurs zu teilen“, so die Betriebswirtin.
Das Team nahm an, dass das Teilen persönlicher Details ähnlich wie bei Präsenzunterricht als Eisbrecher dienen und so die Beteiligung der Studenten verbessert. Doch zeigte sich in der Praxis, dass jene Kursteilnehmer, die Ideen dazu teilten, deutlich mehr Engagement an den Tag legten. „Sie tendierten zu 30 Prozent besserer Performance in Sachen angesehener Videos, Anzahl der abgeschlossenen Tests und Bewertung bei den Tests“, erklärt Narang und bilanziert: „Der Ideenaustausch hat also in der Online-Pädagogik einen klaren Vorteil.“
Ideen wichtiger als virtuelle Freunde
Dieser „Ideen-Vorteil“ dürfte damit zusammenhängen, dass sich die klassische Vorstellrunde nicht gut auf Online-Lernumgebungen übertragen lässt. „Es herrscht einfach zuviel Anonymität, wenn man im virtuellen Klassenzimmer ist“, meint Narang. Das schlägt sich offenbar auch darin nieder, wie viel Studenten teilen. Jene, die im Versuch gebeten wurden, eine Idee darzulegen, taten das nämlich sehr ausführlich in durchschnittlich 66 Wörtern. Jene, die über Persönliches sprachen, nutzen nur etwa halb so viele. „Ideen waren den Studenten eindeutig wichtiger, als in einer Online-Lernumgebung Freunde zu finden“, schließt daher die Betriebswirtin.
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