Nokia-CEO Pekka Lundmark führte am Montag den weltweit ersten „immersiven“ Videoanruf vor, der Sprache dreidimensional und so natürlich wie eine Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht übertragen soll.
„Wir haben die Zukunft des Sprachtelefons demonstriert“, erklärte der Finnland-Schwede nach dem zukunftsweisenden Gespräch mit Stefan Lindström, dem finnischen Botschafter für Digitalisierung. Im Vergleich zu heutigen Smartphone-Anrufen, bei denen alle Audioelemente zusammengepresst und vereinfacht übertragen werden, verspricht die neue 3D-Audiotechnik einen bedeutenden Qualitätsgewinn. IVAS steht für Immersive Voice and Audio Services und ist ein neuer, von 3GPP standardisierter Sprach- und Audiocodec. Er ist Teil von 3GPP Rel. 18. IVAS ist der erste 3GPP-Standard für die Übertragung von konversationeller Stereo- und immersiver Sprache und Audio.
„Es ist der größte Fortschritt beim Erleben von Sprachanrufen seit Einführung der Mono-Telefonie in Smartphones und am PC“, betonte Jenni Lukander, Präsidentin der Technologiesparte von Nokia. Der Vorteil: Statt einer flachen und detailarmen Übertragungs-Klangkulisse hört der Anrufer dank räumlicher Audiosignale jedes noch so feine Geräusch so, als befände er sich tatsächlich am Aufenthaltsort des Gesprächspartners.
Den Durchbruch zur „immersiven“ Telefonie ermöglichte laut Nokia jahrelange Forschung an Audiosensoren, KI-Systemen zur räumlichen Signalverarbeitung und mobilen 3D-Audio-Codecs. Im Vergleich zu heutigen Mono-Anrufen sei eine enorme Steigerung der Sprachqualität und Natürlichkeit möglich. In Zukunftsvisionen sieht Nokia zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten – von persönlichen Anrufen bis hin zu Konferenzen, bei denen Stimmen räumlich zugeordnet werden können.
Wann die faszinierende, jedoch technisch höchst komplexe Lösung im Massenmarkt verfügbar sein wird, ist offen. Nokia peilt zunächst eine Standardisierung im Rahmen von 5G Advanced an. Eine Hürde ist, dass mind. zwei Mikrofone pro Smartphone notwendig sind, um die räumlichen Tondaten senden zu können. Die Finnen erhoffen sich durch Lizenzvergaben langfristig neue Erlösmöglichkeiten.