Als Anwendung zum Eindämmen der Corona-Pandemie hat die umstrittene Luca-App seit Ende März ganz offiziell ausgedient. Sie ist aber weiterhin auf Millionen Smartphones installiert. Finanzinvestoren sehen hier ein großes Potenzial.
Die Macher der Luca-App haben in einer Finanzierungsrunde 30 Millionen Euro eingesammelt, um die Anwendung zum Eindämmen der Corona-Pandemie in eine Bezahl-App für die Gastronomie und den Kultur-Betrieb umzubauen. Zu den Risikokaptitalgebern für die Berliner Culture4Life GmbH gehören die Unternehmen Target Global, The Delta und embedded/capital, teilte die Betreibergesellschaft am Donnerstag in Berlin mit.
Mit der Finanzierungsrunde übernimmt der FinTech-Unternehmer Julian Teicke (Gründer und Chef des Berliner Start-ups Wefox) den Vorsitz im Verwaltungsrat. Nach Angaben des Geschäftsführers von Culture4Life, Patrick Hennig, sei auch der Musiker Smudo weiter an der Firma beteiligt. Der Rapper der Band Die Fantastischen Vier hatte die App mitentwickelt. Wie Hennig sagte, soll die App mithilfe der neuen Investoren weiterentwickelt werden.
Am Montag hatte Hennig mitgeteilt, dass das Luca-System bis auf weiteres keine Kontaktdaten zur Eindämmung der Corona-Pandemie mehr erfassen werde, weil die Verträge mit den Bundesländern Ende März ausgelaufen seien. Die Funktion könne bei Bedarf aber wieder aktiviert werden.
Die Luca-App war im Jahr 2020 gestartet worden, um die in den meisten Infektionsschutzverordnungen vorgeschriebene Erfassung der Kontaktdaten von Restaurantgästen und Event-Besuchern möglichst datenschutzfreundlich und effizient zu erledigen.
An dem Luca-System hatte sich allerdings immer wieder heftige Kritik entzündet. Die Luca-Skeptiker störten sich vor allem am Konzept einer zentralen Datenspeicherung. Kritiker wie der Chaos Computer Club warnten vor einem Missbrauch der Datenbestände, die über das Luca-System eingesammelt werden. Das von Kritikern bemängelte Luca-Verschlüsselungssystem hielt zwar Angriffen stand, die Luca-Macher konnten aber nicht verhindern, dass in einem Fall die Polizei in Mainz die Daten von Gästen widerrechtlich über das Gesundheitsamt abfragen ließ, um eine mögliche Straftat aufzuklären.
dpa