Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland sind im Netz immer häufiger Angriffen ausgesetzt. Gleichzeitig nehmen viele Menschen die Bedrohungen auf die leichte Schulter und unternehmen zu wenig zum eigenen Schutz, zeigt eine Studie.
Die Internet-Nutzer in Deutschland sind nach eigener Einschätzung stärker von Cyberangriffen bedroht als in den vergangenen neun Jahren. Das geht aus dem aktuellen Sicherheitsindex der Initiative «Deutschland sicher im Netz» (DsiN) hervor, der am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde. Auf einer Skala von Null bis hundert fiel der Bedrohungs-Gesamtindex, der die digitale Sicherheitslage für Verbraucher abbildet, mit 57,2 Punkten auf den schlechtesten Wert seit der erstmaligen Erfassung im Jahr 2014.
Im vergangenen Jahr lag der Index-Wert noch bei 59,8. Das bisher beste Niveau wurde 2016 mit 65,4 Punkten erreicht. Mit dem Index versuchen die Forscher auf Basis einer repräsentativen Befragung, die subjektive Bedrohung mit dem tatsächlichen Schutzniveau der Verbraucher zusammenzubringen.
Der schlechte Index-Wert ist nach Angaben der Initiative zum einen auf eine verschärfte Bedrohungslage zurückzuführen. Die Zahl der Angriffe auf die Verbraucherinnen und Verbraucher nahm demnach um 20 Prozent zu. Der Index für Sicherheitsvorfälle stieg von 43,4 Index-Punkten auf 54,6 Punkte.
Tobias Weber vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Kantar warnte davor, dass Systeme mit Künstlicher Intelligenz (KI) die Bedrohungslage weiter verschärfen. «Die Angriffe werden durch KI komplexer und noch gefährlicher.» Künstliche Intelligenz werde dazu beitragen, dass Angriffe nicht als solche erkannt werden, weil beispielsweise Phishing-Mails fehlerfrei formuliert werden. Zur Verschärfung der Bedrohungslage trage aber auch die stärkere Nutzung der Systeme seit der Pandemie bei.
Im Fokus der aktuellen Studie zum DsiN-Sicherheitsindex standen dieses Jahr die sozialen Medien. Die Netzwerke werden demnach von 57,9 Prozent aller Onliner im Alltag genutzt. Jeder Dritte informiert sich dort auch über das Tagesgeschehen (36,6 Prozent), mehr als jeder Achte zu politischen Fragestellungen (13,3 Prozent). Negative Erfahrungen machte gut ein Viertel. Bei den Vorfällen stehen Falschinformationen vorn mit 50,8 Prozent, gefolgt von unerwünschten Nachrichten (49,5 Prozent) und Cybermobbing (35,2 Prozent).
Eine positive Entwicklung sieht die Initiative DsiN bei der Kompetenz der Verbraucher. Das Sicherheitswissen hat sich dieses Jahr um 1,8 Punkte auf einen hohen Wert von 90,5 Punkten verbessert. Auch bei der Umsetzung der Erkenntnisse im Alltag gibt es kleine Fortschritte: Der Index für das Sicherheitsverhalten stieg um 1,2 Punkte auf 50,8 Punkte. «Diese leichte Verbesserung reicht jedoch nicht, um den gestiegenen Sicherheitsvorfällen zu begegnen, zumal die Umsetzung des Wissens unzureichend ist», sagte DsiN-Geschäftsführer Michael Littger. Erforderlich seien Angebote mit persönlichen Ansprachen und Vorbildern, die auf konkrete Verhaltensänderungen im Alltag hinwirken.
dpa