Deutschland ist in Europa beim IT-Unterricht abgehängt. In fast allen europäischen Länder ist Informatik Pflichtfach, während es in Deutschland oftmals nur als Wahlfach im Curriculum verankert ist. Das zeigt eine aktuelle Vergleichsstudie der Heinz Nixdorf Stiftung.
„Schon jetzt fehlen 137.000 Informatiker, und bis 2030 wird diese Zahl auf eine Million anwachsen“, warnt der Generalsekretär der Bildungsallianz des Mittelstands, Prof. Dr. Martin Wortmann. „Wenn wir nicht schnellstmöglich unsere Defizite ausgleichen, droht der Kollaps aller Digitalisierungsprojekte in Deutschland.“
Die meisten europäischen Länder haben Informatik als Pflichtfach in der Sekundarstufe I verankert, ein Viertel sogar bereits im Grundschulalter. Wie wichtig die Verbindlichkeit des Informatikunterrichts ist, um alle Schülerinnen und Schüler zu erreichen, zeigen Daten des Nationalen Bildungspanels. Schon in digitalen Kompetenzen schneiden Schülerinnen und Schüler aus einem Bundesland ohne Pflichtfach Informatik deutlich schlechter ab als ihre Altersgenossen aus einem Bundesland mit Pflichtfach (Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen). Besonders junge Frauen geraten durch geringere Belegungsquoten des Informatik-Wahlfachs ins Hintertreffen.
Ob Informatik pur ausreicht, ist allerdings fraglich. „Es braucht einen geschärften Blick über den Informatik-Tellerrand hinaus auf Cybermobbing, Datensicherheit oder Computer-Aided Design“, fordert Jürgen Böhm, Vorsitzender des Verbandes deutscher Realschullehrer, und verweist auf die bayerischen Realschulen, die das Fach Informationstechnologie schon vor Jahren verpflichtend eingeführt haben.
„Nur wenn alle Schülerinnen und Schüler in Deutschland mit einem grundlegenden informationstechnologischen Verständnis die Schule verlassen, schaffen wir die Voraussetzungen, um die wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft zu meistern“, betont Wortmann. „Deutschland braucht daher einen verpflichtenden IT-Unterricht, mehr IT-Lehrkräfte und eine adäquate IT-Infrastruktur.“
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