Die Zukunft der Smart Cities beginnt oft im Kleinen. Ein Beispiel dafür liefert die Stadt Hürth bei Köln, wo innovative Technologie die Abfallentsorgung revolutioniert.
Das Unternehmen dataMatters, unter der Leitung von Dr. Daniel Trauth, stattet Mülleimer mit Ultraschallsensoren aus, die ihren Füllstand messen und die Daten per Funk an eine urbane Datenplattform übermitteln. Mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) wird daraus die effizienteste Route für die Entsorgungsfahrzeuge berechnet. Dieses smarte System spart nicht nur rund 20 Prozent der Kosten, sondern reduziert auch die CO2-Emissionen um etwa 30 Prozent.
Bisher sind 100 der 900 öffentlichen Mülleimer in Hürth mit dieser Technologie ausgestattet, 150 weitere sollen folgen. Das Projekt, das von den Stadtwerken Hürth, dem Institut für Zukunftstechnologie IDiTech und dataMatters gemeinsam betrieben wird, deckt neun der zwölf Stadtteile Hürths ab.
Hürth – smarter als New York?
„Ein großer Schritt für Hürth, ein kleiner Schritt auf dem Weg zu Smart Cities rund um den Globus“, beschreibt Dr. Daniel Trauth das Projekt. Tatsächlich stellt sich die 60.000-Einwohner-Stadt in Sachen Abfallentsorgung als Vorbild dar. Während New York erst kürzlich herkömmliche Mülltonnen eingeführt hat, um die dortige Rattenplage in den Griff zu bekommen, sind die Abfallbehälter in Hürth bereits vernetzt und intelligent. „Hürth ist New York bei der Abfallentsorgung also einen Schritt in Richtung Smart City voraus“, betont Trauth.
Künstliche Intelligenz als Bindeglied zwischen Stadt und Technologie
Doch die Optimierung der Müllabfuhr ist nur ein Beispiel für die möglichen Anwendungen smarter Infrastrukturen. „Die damit verbundenen enormen Herausforderungen werden nur mit smarten Infrastrukturen und Künstlicher Intelligenz zu bewältigen sein“, erklärt Dr. Trauth. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden bis 2030 rund 60 Prozent der Weltbevölkerung in Ballungsräumen leben. Um diesen Wandel zu meistern, muss KI in das urbane Leben integriert werden: von Energieversorgung über Mobilität bis hin zur Gesundheitsversorgung. Entscheidend dabei sind Sensoren, die wie die Füllstandsprüfer in den Mülltonnen Echtzeitdaten erfassen und verarbeiten.
LoRaWAN als Rückgrat smarter Städte
Ein wichtiger technologischer Baustein solcher Systeme ist die Funktechnologie LoRaWAN (Long Range Wide Area Network). Sie ermöglicht die Übertragung von Sensordaten über große Distanzen bei minimalem Energieverbrauch – ideal für Anwendungen wie die Müllentsorgung, wo Sensoren jahrelang wartungsfrei arbeiten müssen.
In Hürth wird derzeit ein eigenes LoRaWAN-Netz aufgebaut, um eine stabile und zuverlässige Kommunikation der vernetzten Geräte sicherzustellen. „LoRaWAN-Netzwerke werden als ein sicheres und kostengünstiges Rückgrat der Smart City in vielen Kommunen zum Einsatz kommen“, prognostiziert Dr. Trauth. Bereits jetzt dient die von dataMatters betriebene Datenplattform als zentrale Sammelstelle für unterschiedlichste Sensordaten in deutschen Städten.
Der Milliardenmarkt der Smart Cities
Die wirtschaftliche Bedeutung von Smart Cities wächst rasant. Der globale Markt wird aktuell auf mehr als 700 Milliarden US-Dollar geschätzt und könnte bis 2030 auf vier Billionen Dollar anwachsen. Allein in Deutschland liegt das Marktvolumen derzeit bei etwa acht Milliarden Euro, mit einer erwarteten Steigerung auf bis zu 47 Milliarden Euro in den kommenden Jahren.
Hürth zeigt eindrucksvoll, wie smarte Technologien nicht nur Kosten senken und die Umwelt schützen, sondern auch städtisches Leben effizienter und lebenswerter machen können. Damit beweist die Stadt, dass die Vision der Smart City oft mit pragmatischen Lösungen beginnt – und sich von dort aus in die Welt tragen lässt.