LinkedIn wagt einen Schritt in Richtung automatisierter Personalbeschaffung. Mit dem neu vorgestellten „Hiring Assistant“ präsentiert das Unternehmen erstmals einen KI-gestützten digitalen Assistenten, der wesentliche Aufgaben des Recruitings übernehmen soll.
Der „Hiring Assistant“ ist darauf ausgelegt, zeitintensive Routineaufgaben im Rekrutierungsprozess zu automatisieren. So vermag das System aus knappen Notizen vollständige Stellenausschreibungen zu generieren und potenzielle Kandidaten zu identifizieren. Besonders bemerkenswert ist dabei der algorithmusbasierte Ansatz: Die künstliche Intelligenz bewertet Bewerber primär nach ihren Fähigkeiten und nicht nach Kriterien wie Wohnort oder Bildungseinrichtung.
Die technologische Grundlage bildet die Zusammenarbeit mit OpenAI. Das zur Microsoft-Gruppe gehörende Karrierenetzwerk greift dabei auf einen beachtlichen Datenschatz zurück: Informationen von einer Milliarde Nutzern, 68 Millionen Unternehmen und 41.000 erfassten Fähigkeitsprofilen fließen in die Analyse ein.
Zunächst wird das System ausgewählten Großkunden wie AMD, Canva und Siemens zur Verfügung gestellt. Eine breite Markteinführung ist für die kommenden Monate geplant. Perspektivisch soll der digitale Assistent auch Terminvereinbarungen für Vorstellungsgespräche übernehmen und Bewerberanfragen automatisch beantworten können.
Die Einführung des KI-Assistenten wirft jedoch auch Fragen auf. Während LinkedIn betont, dass das System Personalfachkräfte von Routineaufgaben entlasten und ihnen mehr Zeit für wesentliche Aspekte ihrer Arbeit verschaffen soll, bleibt abzuwarten, wie die Branche auf diese Automatisierung reagiert. Immerhin erwirtschaftet LinkedIn einen erheblichen Teil seiner Einnahmen – zuletzt mehr als sieben Milliarden Dollar – mit Recruiting-Dienstleistungen.
Erran Berger, Vizepräsident für Engineering bei LinkedIn, gibt sich dabei betont vorsichtig (via TechCrunch): „Wir konzentrieren uns darauf, den Hiring Assistant zu perfektionieren“, erklärt er. „Wir bewegen uns hier an der Spitze der technologischen Entwicklung, sowohl was die Nutzererfahrung als auch die zugrundeliegende Technologie betrifft.“ Die weitere Entwicklung, so Berger, werde sich erst nach erfolgreicher Etablierung des Systems abzeichnen.
Die Initiative fügt sich in eine Reihe von KI-gestützten Funktionen ein, die LinkedIn in jüngster Zeit eingeführt hat. Dazu gehören Lernassistenten, Marketing-Helfer und Profil-Optimierer. Der „Hiring Assistant“ markiert dabei einen nächsten Schritt dieser Entwicklung.