Der österreichische Cloud-Provider Anexia hat einen radikalen Schritt vollzogen: Wie The Register berichtet, wurden sämtliche 12.000 virtuelle Maschinen von VMware auf eine selbst entwickelte Open-Source-Lösung auf KVM-Basis migriert.
Der 2006 gegründete Cloud-Anbieter bietet Cloud-Dienste von über 100 Standorten auf der ganzen Welt aus an, indem es Geräte in Rechenzentren von Drittanbietern platziert. Nach der Übernahme von VMware durch Broadcom sah sich CEO Alexander Windbichler mit drastisch gestiegenen Lizenzkosten konfrontiert. Gegenüber The Register sprach er von einer existenzbedrohenden Situation – die genaue Höhe der Preissteigerung wurde zwar nicht genannt, soll aber bei über 500 Prozent gelegen haben.
Besonders problematisch: Broadcom verlangte eine jährliche Vorauszahlung bei zweijähriger Vertragsbindung. „Damit wären wir nicht mehr wettbewerbsfähig gewesen“, so Windbichler. „Unsere Bestandskunden hätten eine solche Preiserhöhung nicht mitgetragen.“ Zu den Kunden von Anexia zählen unter anderem TeamViewer und Lufthansa.
Die Entscheidung zur Migration wurde durch mehrere günstige Faktoren erleichtert: Anexia betreibt mit Netcup bereits einen Hosting-Provider auf KVM-Basis. KVM (Kernel-based Virtual Machine) ist eine in Linux integrierte Virtualisierungstechnologie, die es ermöglicht, mehrere virtuelle Computer (virtuelle Maschinen) auf einem physischen Rechner zu betreiben. Zudem nutzt das Unternehmen eine Abstraktionsschicht namens „Anexia Engine“, sodass Kunden nie direkt mit VMware arbeiteten. Die Datenhaltung erfolgt auf NetApp-Systemen unabhängig von der Virtualisierungsplattform.
In nur wenigen Monaten entwickelte das Team ein Migrations-Tool, das den Umzug der VMs mit nur einem Klick ermöglicht. Trotz der technischen und logistischen Herausforderungen konnte die Migration aller 12.000 VMs bis Mai 2024 abgeschlossen werden – ohne Kundenverluste.
„Ich glaube nicht, dass Broadcom erfolgreich sein wird“, resümiert Windbichler. „Sie haben jegliches Vertrauen verspielt.“ Die durch die VMware-Lizenzen eingesparten Mittel investiert Anexia nun in den Ausbau der Open-Source-Lösung.