Zum Start der Computerspiel-Messe Gamescom muss die heimische Branche weiter um Fördergeld bangen. Denn nach einem Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums sollen im kommenden Jahr nur 48,7 Millionen Euro an Games-Firmen fließen und damit weniger als die 2023 vergebenen 70 Millionen. Die bisher für 2024 veranschlagten Mittel reichen wohl nur aus, um Ansprüche aus bereits genehmigten Anträgen zu bedienen – neue Förderanträge wären kommendes Jahr nicht möglich. Der Branchenverband Game hält 125 Millionen Euro für nötig, um die Nachfrage zu decken. Bundespolitiker reagieren nun aber zurückhaltend auf die Forderung nach mehr Geld.
«Wir können nur mehr Geld ausgeben, wenn in anderen Bereichen des Haushalts des Bundeswirtschaftsministeriums gekürzt wird», sagt der gamespolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Reinhard Houben. Einfach nur zusätzliche Mittel bereitzustellen, ohne anderswo den Rotstift anzusetzen, wäre angesichts der angespannten Haushaltslage nicht richtig. Möglicherweise würden aber noch Extra-Finanzmittel frei, sollte die Steuerschätzung im November positiv ausfallen.
Die Branche für Computer- und Videospiele hat ein starkes Wachstum hinter sich, weil die Menschen in Corona-Zeiten viel Zeit zu Hause verbrachten und in virtuelle Gaming-Welten eintauchten. Allerdings sind nur etwa vier Prozent des Umsatzes, den die Branche mit Spielen und Hardware erzielt, auf heimische Entwicklungen zurückzuführen. 2022 bekam die Branche 50 Millionen Euro an Fördergeldern des Bundes, 2023 sind es 70 Millionen und 2024 laut Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums nur 48,7 Millionen Euro.
«Wir müssen daran arbeiten, dass Deutschland nicht nur ein großer Vertriebsmarkt für Computerspiele ist, sondern auch als Entwicklungs- und Produktionsstandort eine größere Rolle spielt», sagt der FDP-Politiker Houben. Hierfür sei die Gamesförderung wichtig, allerdings seien Subventionen hierfür kein Allheilmittel in einer Kreativbranche. «Nur Geld löst keine Ideen für eine gute Geschichte aus, die in einem Computerspiel erzählt wird», sagt der Liberale und weist auf den bürokratischen Aufwand von Förderprogrammen hin.
Bei der Frage nach einer Erhöhung der bisher angedachten Fördermittel für 2024 bleiben sowohl der Grünen-Bundestagsabgeordnete Maik Außendorf als auch die SPD-Kollegin Anna Kassautzki vage. Die Sozialdemokratin fordert «eine zuverlässige Wirtschaftsförderung für die Gamesbranche in Deutschland, die aber gleichzeitig mit der angespannten Haushaltslage überein gebracht werden muss». Ein Evaluationsbericht zum Förderprogramm werde zeitnah folgen, «damit wir klären können, wo nachgesteuert werden muss», sagt Kassautzki.
Der Grüne Außendorf sieht es positiv, dass die Computerspielförderung des Bundes sich «größter Beliebtheit» erfreue. Mittel flössen «schnell dorthin, wo sie hin sollen – zu den Unternehmen, die den innovativen Games-Standort Deutschland ausmachen».
Dass es 2022 und 2023 vorzeitige Antragsstopps gegeben hat, weil die Budgets erschöpft waren und dadurch einige Firmen leer ausgingen, sehen Kassautzki und Außendorf kritisch. «Ein breiter Förderansatz nach dem Windhundprinzip bei begrenzten finanziellen Mitteln führt zu einer Unsicherheit der Projektförderung insgesamt», sagt der Grüne. «Wir müssen hier für langfristige Planungssicherheit sorgen.» Außendorf will sich für «degressive Fördersummen» einsetzen – kleine Förderprojekte kämen auf jeden Fall zum Zug, große Projekte bekämen hingegen verhältnismäßig wenig.
Die Gameswirtschaft setzt sich nicht nur für Fördergelder ein, sondern auch für Steuererleichterungen. Diesen Aspekt bewertet der Liberale Houben positiv: Entwicklungskosten steuerlich anzurechnen und dadurch die Steuerlast einer Firma zu reduzieren, wäre «eine direkte und schnelle Art der Förderung». «Das wäre ein neuer Ansatz, den wir im Bundestag diskutieren sollten.» Der Grüne Außendorf sieht das hingegen kritisch, weil dann qualitative Förderkriterien fehlten.
Am Dienstagabend wird in Köln die Gamescom mit einer Bühnenshow eröffnet, es ist die weltweit größte Messe für Computerspiele und Videospiele. Am Mittwoch sind dann Journalisten, Fachpublikum und einige Spielefans zugelassen, von Donnerstag bis Sonntag darf dann das breite Publikum rein. Der Andrang dürfte groß sein, für Samstag ist die Messe bereits ausverkauft.
Im Vorjahr waren 265 000 Besucher bei der Gamescom, dieses Jahr könnten es mehr werden. Das Angebot ist so groß wie noch nie, die Zahl der Aussteller hat sich von 1135 auf 1227 aus 63 Staaten erhöht und die Ausstellungsfläche um 10 000 auf 230 000 Quadratmeter vergrößert. Als Gast wird auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erwartet.
dpa