Industrierobotik

ABB spaltet Robotiksparte ab

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Bildquelle: MikeDotta / Shutterstock.com

Die Schweizer ABB-Gruppe plant eine grundlegende Neustrukturierung: Die Robotics Division soll als eigenständiges Unternehmen an die Börse gehen. Der 100-prozentige Spin-off mit einem Jahresumsatz von 2,3 Milliarden Dollar (etwa 2,12 Milliarden Euro) und rund 7.000 Mitarbeitenden soll nach Zustimmung der Aktionäre im zweiten Quartal 2026 abgeschlossen sein.

Strategische Neuausrichtung für mehr Wachstum

Die Abspaltung der Robotiksparte stellt die größte Umstrukturierung seit dem Verkauf des Stromnetzgeschäfts an Hitachi im Jahr 2018 dar. ABB-Verwaltungsratspräsident Peter Voser begründet den Schritt: „Der Verwaltungsrat ist davon überzeugt, dass die Kotierung von ABB Robotics als eigenständiges Unternehmen die Fähigkeit beider Unternehmen stärken wird, Kundennutzen zu schaffen, zu wachsen und Talente anzuziehen. Beide Unternehmen werden von einer klarer ausgerichteten Governance und Kapitalallokation profitieren.“

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Mit einem Anteil von sieben Prozent am Gesamtumsatz gehört die Robotiksparte zu den kleineren Geschäftsbereichen des Schweizer Industriekonzerns. Der Umsatz von 2,12 Milliarden Euro entspricht etwa einem Vierzehntel des Gesamtumsatzes. Die operative EBITA-Marge lag mit 12,1 Prozent unter dem Konzerndurchschnitt von 18,1 Prozent. CEO Morten Wierod erklärt: „ABB Robotics ist führend in ihrer Branche, und es bestehen nur begrenzte Synergien in Bezug auf Business und Technologie zwischen ABB Robotics und den übrigen ABB-Divisionen, die andere Nachfrage- und Marktmerkmale aufweisen. Wir sind überzeugt, dass dieser Schritt die Wertschöpfung sowohl im ABB-Konzern als auch im eigenständig kotierten reinen Robotikgeschäft steigern wird.“

Technologieführer im Bereich intelligenter Automation

Die ABB Robotics Division positioniert sich als Technologieführer für intelligente Automatisierungslösungen. Das Unternehmen bietet seinen Kunden weltweit Lösungen an, die Produktionsprozesse produktiver, flexibler und einfacher gestalten. Bemerkenswert: Mehr als 80 Prozent des Angebots sind software- und KI-gestützt.

Das differenzierte Portfolio umfasst umfassende Robotik-Plattformen inklusive autonomer mobiler Roboter, Software und KI-Lösungen. Dies wird mit branchenspezifischer Fachkompetenz für traditionelle wie auch neue Industriesegmente kombiniert. Die Division verfolgt einen „local-for-local“-Ansatz mit regionalen Produktionszentren in Europa (Schweden), Asien (China) und Amerika (USA).

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Umstrukturierung im ABB-Konzern

Nach dem geplanten Spin-off wird sich ABB noch stärker auf seine Kernkompetenzen in den Bereichen Elektrifizierung und Automatisierung konzentrieren. Die Division Machine Automation, die bisher zusammen mit ABB Robotics den Geschäftsbereich Robotik & Fertigungsautomation bildete, wird ab dem ersten Quartal 2026 in den Geschäftsbereich Prozessautomation integriert.

Diese Neuordnung soll Synergien im Bereich Software und Steuerungstechnologien ermöglichen und besseren Kundennutzen schaffen, besonders im Bereich der Hybridindustrien. Die Division Machine Automation behält ihre Führungsposition im High-End-Segment mit Lösungen auf Basis von SPS, Industrie-PCs, Servoantrieben, industriellen Transportsystemen sowie Vision und Software.

Aktionäre profitieren direkt

Die Transaktion ist als vollständige Abspaltung konzipiert: Falls die Aktionäre bei der Generalversammlung 2026 zustimmen, sollen 100 Prozent der Anteile am neuen Unternehmen (Arbeitsname „ABB Robotics“) als Sachdividende proportional zum bisherigen Aktienbesitz an die ABB-Aktionäre ausgegeben werden.

Der größte ABB-Aktionär, Investor AB mit einem Anteil von 14,3 Prozent, unterstützt die geplante Abspaltung. CEO Christian Cederholm bezeichnet den Spin-off als „industriell logischen Schritt, der zwei Unternehmen mit weiter geschärftem Fokus, starkem Potenzial für weiteres profitables Wachstum und langfristige Wertschöpfung für ihre Aktionäre schafft.“

Gleichzeitig präsentierte ABB seine Zahlen für das erste Quartal 2025. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) stieg um 13 Prozent auf 1,59 Milliarden Dollar (etwa 1,46 Milliarden Euro). Der Umsatz wuchs im Vergleich zum Vorjahresquartal um ein Prozent auf 7,94 Milliarden Dollar (etwa 7,3 Milliarden Euro). Zu dem positiven Ergebnis trug auch ein Gewinn von 147 Millionen Dollar (etwa 135 Millionen Euro) aus dem Verkauf von Immobilien an die Stadt Zürich bei.

Stabile Marktperspektiven

Nach einer Phase erhöhter Volatilität, in der sich das Bestellverhalten nach zuvor vorgezogenen Käufen während angespannter Lieferketten normalisiert hat, hat sich der Markt laut ABB stabilisiert. Dies unterstützt das Auftragswachstum der Division, die seit 2019 unter dem dezentralisierten Betriebsmodell ABB Way in den meisten Quartalen zweistellige Margen ausgewiesen hat.

Das neu zu gründende Unternehmen soll mit einer starken Kapitalstruktur ausgestattet werden und verfügt laut ABB über ein solides Cashflow-Profil. Es konkurriert als zweitgrößter Industrieroboterhersteller der Welt mit führenden Anbietern wie FANUC aus Japan sowie Yaskawa und dem deutschen Roboterhersteller Kuka.

Silvia Parthier

Silvia

Parthier

IT Verlag für Informationstechnik GmbH

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