Bildungsunternehmen alfatraining übt Kritik an der Forderung des Lehrerverbandes, die Missachtung der Datenschutzgrundverordnung an deutschen Schulen weiterhin zu erlauben.
Mehrere Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichteten jüngst von den Befürchtungen des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, sowie des amtierenden saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans (CDU), durch die Einhaltung des europäischen Datenschutzrechtes die Digitalisierung von Schulen zu gefährden. Die aktuelle Debatte der Länder darüber, die Verwendung von Videokonferenzsystemen, die nicht der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) entsprechen, zu verbieten, schürt laut Meidinger die Sorge vor einer grundsätzlichen Gefährdung des Bildungsauftrags.
Datenschutz und Distanzunterricht sind kein Widerspruch
Hierbei wird abermals übersehen, dass abseits der Produkte aus dem Silicon Valley – wie Microsoft Teams, Zoom, Google Meet oder Cisco WebEx – durchaus leistungsfähige Alternativen aus deutscher Entwicklung existieren. Der Schutz personenbezogener Daten muss weiterhin ernst genommen werden, genauso wie die Digitalisierung des Bildungssystems. Beides kann nur gelingen, wenn sich Politiker*innen, Bildungsakteure*innen und die IT-Berater*innen der Kultusministerien endlich von der Fixierung auf US-amerikanische Produkte lösen.
Browserbasierte Videoplattformen sind keine Lösung
Auch die Empfehlung, flächendeckend browserbasierte (WebRTC) Videoplattformen (z.B. BigBlueButton oder Jitsi Meet) selbst aufzusetzen, ist absurd und vergleichbar mit der Aufforderung, Schuhe nicht mehr zum Schuhmacher zu bringen, sondern sie selbst zu reparieren. Abgesehen von dem damit verbundenen enormen zeitlichen und technischen Aufwand für die einzelnen Institutionen, können browserbasierte Systeme technologiebedingt nicht die Qualität app-basierter Systeme erbringen. Sie sind also für den Gebrauch in der Praxis nur bedingt zufriedenstellend.
Zutrauen in digitale Technologien aus dem eigenen Land muss wachsen
Und auch Tobias Hans empfindet den Datenschutz als Hemmnis für einen erfolgreichen Distanzunterricht – eine Einstellung, die völlig grotesk, wenn nicht sogar gefährlich ist: Sie legt einen leichtfertigen Umgang mit personenbezogenen Daten von Millionen von Schüler*innen nahe. Meidinger argumentiert, Lehrer*innen hätten sich an die Nutzung US-amerikanischer Software gewöhnt und geeignete Alternativen stünden ohnehin nicht zur Verfügung.
Es braucht jetzt Mut, Offenheit und Zutrauen in digitale Technologien aus dem eigenen Land. Im Sinne der demokratischen Vielfalt muss man den Blick von der Software aus dem Silicon Valley lösen, um zu erkennen, dass hier leistungsfähige Produkte, die technischen und datenschutzrechtlichen Ansprüchen gleichermaßen genügen, bereits vorhanden und weltweit erfolgreich im Einsatz sind.
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