Tom Patterson, Chief Trust Officer des weltweit tätigen IT-Dienstleisters Unisys bloggt live vom Cyber Future Dialogue 2020, der parallel zum WEF in Davos stattfindet:
“2019 sprach ich zum ersten Mal in Davos und habe die Eindrücke dieser spannenden Tage unter anderem hier dokumentieren können. Jetzt, im Jahr 2020, bin ich erneut gespannt und werde einen besonderen Fokus darauf legen, für noch bessere Cyber-Ausbildung für alle zu werben, das neue Resilienz-Programm der USA für kritische Infrastrukturen in der Runde zu diskutieren und an der Stärkung von Cyber-Normen auf der ganzen Welt mitzuarbeiten – zusammen mit vielen Vertretern aus den weltweit führenden Regierungen, Wirtschaftsfeldern und der Wissenschaft.
Das Meistern der Herausforderungen der Welt ist auch eine Technologie-Frage
Während sich Davos 2019 vor allem auf Technologie konzentrierte und die Vierte Industrielle Revolution das Thema war, dreht sich beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum (WEF) alles um die vielen verschiedenen Stakeholder in einer vernetzten Welt, die Nachhaltigkeit so dringend braucht. Doch das bedeutet für die verschiedenen Teilnehmer, die ich bereits getroffen habe, unterschiedliche Dinge. Viele versuchen herauszufinden, wie sie ihre bestehenden Geschäfts- und Gesellschaftsmodelle in einen neuen, immer größeren (und weitsichtigeren) Rahmen integrieren können. Der Gründer des WEF, Klaus Schwab, beschreibt das als einen Schritt in Richtung der „Überwindung von Einkommens-Ungleichheit, gesellschaftlicher Spaltung und Klimakrise“. Und Technologie spielt dabei eine herausragende Rolle!
Der Tech-Fokus 2020 reicht von Cyber-Security bis Quanten-Computing
In diesem Jahr liegt der Technologie-Fokus wieder stark auf Datenschutz und Sicherheit – sowie auf dem sinnvollen Einsatz von Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI), 5G-Kommunikation, digitaler Identitäten und Quanten-Computing. In den WEF-Sitzungen zum Thema „Tech for Good“ wird unter anderem der Einsatz neuer Technologien (einschließlich KI und Blockchain) für wohltätige Zwecke behandelt, während in den Sicherheitspanels der „Cyber Futures Foundation“ mehr darauf eingegangen wird, wie das Risiko eines möglichen Missbrauchs dieser Technologien verringert werden kann. Natürlich ist beides wichtig und kann nicht ohne einander gedacht werden. Nur folgerichtig auch, dass neben der reinen Tech-Perspektive auch der Bezug zu Ausbildung, Arbeitsmarkt und Klimawirkung im Zusammenhang mit aktuellen Tech-Innovationen und -Trends in Davos thematisiert wird!
Natürlich: Security ist einer der Wegbereiter der Vierten Industriellen Revolution – und sie ist einer der Aspekte, auf denen Vertrauen natürlich mit aufbaut; das sage ich als Chief Trust Officer. Doch es ist wichtig zu verstehen, dass dabei alle mitgenommen und gehört werden müssen – und allein in Davos sprechen wir schon von rund 3.000 Teilnehmern aus über 100 Ländern. Ob nun die Interessen von Social-Media-Giganten, von aufstrebenden Tech-Pionieren in den Bereichen 5G-Kommunikation und Quanten-Computing oder von Treibern Künstlicher Intelligenz: Vieles gehört in die globale Sicherheits-Diskussion, wenn sie ehrlich und vollständig sein soll.
Blockchain im Finanzwesen – Quanten-Computing zur Lösung von Ressourcenfragen
Zwei Faktoren eignen sich beim Thema Security besonders gut als Diskussions-Leitfaden, denn sie können eine Art gemeinsamer Nenner sein: erstens der Einsatz neuer Technologien für mehr Sicherheit und zweitens die Gewährleistung, dass neue Technologien, die Sicherheit fördern sollen, auch selbst vertrauenswürdig sind – und sich immer auch am Gemeinwohl orientieren. Sicherheit ist kein Luxusgut, sondern Basis für Gemeinsames, für Neues, für Zutrauen in Technologien. Nicht zufällig finden entlang der Promenade des Kongresszentrums des Weltwirtschaftsforums daher immer wieder auch Diskussionsrunden über die „Zukunft des Vertrauens“ statt. Große Rollen spielen dabei unter anderem KI, Sicherheit im Datenschutz – etwa im Gesundheitswesen –, Blockchain für Vertrauen und Sicherheit im Finanzwesen oder Quanten-Computing zur Lösung von Energie- und Ressourcenfragen.
Sozioökonomische Auswirkungen von Cyber-Kriminalität
Auch die andere Seite der Medaille kommt auf der „Schatzalp“, am Tagungsort des „Cyber Futures Foundation“-Security-Tages natürlich zur Sprache: Expertenforen diskutieren über den Aufbau von mehr globaler Cyberkapazität, wo sich bereits Grenzen zeigen, über die sozioökonomischen Auswirkungen von Cyberkriminalität und über die Cyber-Herausforderungen, die sich für die Zukunft abzeichnen.
Ein Schwerpunk dabei: der Aufbau vertrauenswürdiger „Cybersicherheits-Lieferketten“ (mit einem Beitrag aus dem US-amerikanischen Workshop “Ecosystem Pillar” von „National Cyber Moonshot“). Dabei geht es letztlich sowohl um die Berücksichtigung der Informationstechnologie (IT) als auch um das effektive Steuern, Überwachen und Reporten der Betriebstechnologie (OT).
Vertrauen in einer hyper-vernetzten Welt
Fest steht: Wir müssen neue Technologie verlässlich nutzen, um Vertrauen in einer hyper-vernetzten Welt zu schaffen. Und wir müssen dafür sorgen, dass die Technologien, die wir dazu entwickeln und verwenden, selbst vertrauenswürdig sind. Die lebhaften Sicherheits-Diskussionen, die viele Facetten des Lebens und Arbeitens zahlreicher Menschen abbilden, zeigen in Davos auch 2020 einmal mehr: Der „Davos Spirit“ lebt – und hat das Ziel, die Gesellschaft auf globaler Ebene voranzubringen.”