Datensicherheit und Kinderwunsch

Geben Zyklusapps intime Informationen weiter?

Nicht nur für die Datenkraken Google und Facebook sind sämtliche Informationen über ihre Nutzer bares Geld wert, sondern auch scheinbar harmlose Apps beteiligen sich an diesem lukrativen Geschäft.

Für Unternehmen sind Daten über das Nutzungsverhalten der User sehr wertvoll, weil sie damit ihre Werbestrategien anpassen und ihre Produkte besser verkaufen können. Nicht einmal Zyklusapps, in denen Frauen mit Kinderwunsch intimste Angaben machen, sind davor sicher.

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Frauen überwachen ihren Zyklus aus den verschiedensten Gründen. Häufig geht es darum, die fruchtbaren Tage zu ermitteln, aber auch die natürliche Verhütung oder das Feststellen von Krankheiten gehören dazu. Vor noch nicht allzu langer Zeit führten sie dafür einen Kalender oder machten sich Notizen auf Karopapier. Doch den Job machen inzwischen meist Zyklusapps. Nach einer Studie der Columbia University stehen diese Hilfsmittel auf Platz Zwei bei den Gesundheitsapps für Frauen. Für Unternehmen eine äußerst interessante Zielgruppe.

Bereits der Download einer solchen App lässt nämlich darauf schließen, dass es sich bei der Anwenderin um eine Frau im gebärfähigen Alter handelt. Die Non-Profit-Organisation Privacy International hat sich das Problem genauer angeschaut: Bei zehn getesteten Apps war nur eine dabei, die die Daten nicht an Facebook weitergibt. Bei allen anderen spielte es keine Rolle, ob die Userin angemeldet ist oder überhaupt ein Facebook-Profil hat. Teilweise war bei diesen Zyklusapps nicht mal eine Nutzungsvereinbarung vorhanden, bei der die Frauen über die Weitergabe hätten entscheiden können.

Bei den Daten, die die Apps sammeln, geht es um Informationen, die viele Frauen wahrscheinlich nicht mal ihrer besten Freundin anvertrauen würden. Harmlosere Details sind dabei Alter und Größe. Zu den standardmäßigen Zyklusdaten gehören aber auch Angaben zur Temperatur, dem Gewicht, der Beschaffenheit des Zervixschleims und der Periodenblutung. Mit solchen Daten können die Ergebnisse optimiert werden. Sehr intim wird es dann bei den Eingaben zum Geschlechtsverkehr, Stimmungsschwankungen, Schmerzen, Medikamenten oder zum Alkoholkonsum. Und all diese Daten können dann schließlich sonstwo landen.

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Je mehr Nutzerdaten den Unternehmen vorliegen, desto besser kann das Kaufverhalten eingeschätzt und vorhergesagt werden. Teils merkwürdige Zufälle im Internet erscheinen dann plötzlich in einem neuen Licht. Es ist erwiesen, dass Stimmung und Kaufverhalten in Zusammenhang stehen. Kurz vor Beginn der Periode erscheint dann die Werbung der Lieblingsschokolade. Hat es mit der Schwangerschaft geklappt, kommt vielleicht schon die erste Anzeige für einen Kinderwagen, noch bevor die Verwandten informiert sind. Für Google, Facebook und Co. sind die Daten von Schwangeren besonders wertvoll, weil sie aus Unternehmenssicht einen völlig neuen Markt betreten. Durch personalisierte Werbung für Windeln oder Babynahrung lässt sich so früh und effizient eine neue Kundenbindung aufbauen.

Was können Frauen also tun, um ihre Daten zu schützen?

Vor allem sollten sie auf Apps zurückgreifen, deren Firmensitz in der EU liegt. Besonders bei deutschen Unternehmen sind die Datenschutzbestimmungen noch strenger und reglementierter, als im europäischen Ausland. Angaben darüber sind in der App oder im Impressum der Webseite zu finden. Frauen sollten zudem einen Blick auf die Datenschutzbestimmungen werfen. Dort wird aufgelistet, welche Daten zu welchem Zweck erhoben und gespeichert werden. Seriöse Apps bieten zudem die Möglichkeit, die Datenschutzeinstellungen zu bearbeiten.
 

Von Bettina Brammer, Partnerin VivoSensMedical www.vivosensmedical.com

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