Kompromittierte Zugangsdaten gehören zu den Hauptauslösern vieler Sicherheitsverletzungen. Mit einem fortschrittlichen PAM-Programm können Unternehmen gezielt privilegierte Zugriffe sichern und Bedrohungen frühzeitig erkennen.
So gelingt die erfolgreiche Umsetzung.
Kompromittierte Zugangsdaten sind heute die Hauptursache für die meisten Sicherheitsverletzungen. Gleichzeitig macht die immer komplexer werdende IT-Landschaft es für Unternehmen schwerer, privilegierte Zugriffe abzusichern. Standardmaßnahmen wie einfache Zugriffskontrollen und Passwortverwaltung reichen längst nicht mehr aus, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Stattdessen müssen Unternehmen auf ein „Fortschrittliches Private Access Management (PAM)“ setzen, das über grundlegende Schutzmaßnahmen hinausgeht und einen proaktiven Sicherheitsansatz verfolgt. Damit können sie Zugriffsrichtlinien dynamisch anpassen und Risiken frühzeitig erkennen, um sensible Zugangsdaten und Endpunkte effektiv zu schützen. Doch wie setzen Unternehmen das Konzept erfolgreich um?
Schlüsselrollen und Zuständigkeiten klar definieren
Ein erfolgreiches PAM-Programm lebt vom Zusammenspiel zwischen Mensch und Technologie – daher ist es entscheidend, zunächst alle Zuständigkeiten zu definieren. In der Regel liegt die Verantwortung beim Identity Access Management (IAM)-Team, das als Schnittstelle zwischen Sicherheitsexperten und Risikomanagern agiert. In größeren Unternehmen verteilen sich die Aufgaben auf mehrere Abteilungen wie IT-Sicherheit, IAM, Betrieb und Entwicklung, wobei alle Teams unter der Leitung des CISO oder CIO zusammenarbeiten sollten. Besonders wichtig ist die Abstimmung mit dem IT-Support, wenn Sicherheitsmaßnahmen wie das Entfernen lokaler Administratorenrechte die Arbeitsabläufe beeinflussen.
Der PAM-Lebenszyklus
Ein umfassendes PAM-Programm erfordert eine ganzheitliche, langfristige Strategie, die den gesamten PAM-Lebenszyklus abdeckt. Es sollte daher als kontinuierlicher Prozess verstanden werden, der regelmäßig überprüft, optimiert und durch geeignete Technologien unterstützt werden muss. Der PAM-Lebenszyklus beinhaltet sieben Phasen:
#1 Definieren
In der Definitionsphase setzen Unternehmen Prioritäten, indem sie die kritischsten Zugriffspunkte identifizieren und festlegen, wer diese wann und zu welchem Zweck nutzen darf. Sie sollten dabei ermitteln, welche Funktionen im Unternehmen Zugriff auf sensible Daten und Systeme benötigen. Eine kontinuierliche, integrierte und automatisierte Risikoanalyse unterstützt dabei, potenzielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen, während klare Governance-Richtlinien helfen, den Umgang mit privilegierten Konten zu regeln. Diese Schritte bilden die Basis, um Umfang und Struktur des PAM-Programms festzulegen.
#2 Ermitteln
In der Ermittlungsphase analysieren Unternehmen die Sicherheitsaspekte privilegierter Konten wie Dienstkonten, Anwendungspools und AWSBerechtigungen. Ein automatisierter Ermittlungsprozess – idealerweise einmal pro Woche – erfasst Veränderungen wie Neueinstellungen oder Systemupdates. So lässt sich die Angriffsfläche genau bestimmen und ungenutzte Berechtigungen, etwa in Domänenadministratorgruppen, identifizieren. Auf dieser Basis können Unternehmen gemeinsam genutzte Konten einrichten, überflüssige Rechte entfernen und temporäre Privilegien automatisiert zuweisen, um das Risiko zu senken und die Kontrolle über privilegierte Zugriffe zu verbessern.
#3 Verwalten und Schützen
In dieser Phase geht es darum, den Zugriff auf Systeme, Anwendungen und Cloud-Dienste konsequent zu kontrollieren. Automatisierte Kontrollen wie die regelmäßige Rotation von Passwörtern, Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) und Least-Privilege-Richtlinien sind hier entscheidend. Privilege Elevation and Delegation Management (PEDM) sorgt beispielsweise dafür, dass Berechtigungen nur bei Bedarf erhöht werden und Angreifer zusätzliche Hürden überwinden müssen. Zudem sollten Unternehmen Dienstkonten proaktiv verwalten und temporäre Berechtigungen für spezifische Zugriffe gewähren, um Missbrauch zu vermeiden.
#4 Aktivitäten überwachen
Die Überwachung privilegierter Konten ist entscheidend, um Missbrauch frühzeitig zu erkennen. Protokolle helfen, Sicherheitsverletzungen zu analysieren und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Sitzungsaufzeichnungen auf Vault- oder Host-Ebene sowie die Integration in Session Launcher, die Administratoren für Remote-Verbindungen nutzen, unterstützen die Sicherheit – besonders in Cloud-Umgebungen wie AWS, indem nur vertrauenswürdige IP-Adressen zugelassen werden. Durch Echtzeit-Analyse und Sitzungsüberwachung können Unternehmen Berechtigungen anpassen und Verbindungen bei Bedarf sofort trennen – alles unter der Kontrolle einer „Vier-Augen“-Funktion, die zusätzliche Sicherheit bietet.
#5 Erkennen
Durch geeignete Überwachungsmaßnahmen können Unternehmen Missbrauch on privilegierten Konten frühzeitig erkennen. Verhaltensanalyselösungen hinterlegen typische Normalwerte für privilegierte Aktivitäten und erkennen Abweichungen wie ungewöhnliche Zugriffszeiten oder untypisches Nutzerverhalten. Bei Verdacht auf Missbrauch sendet das System eine Warnmeldung, um gezielte Maßnahmen zu ergreifen.
#6 Reagieren
Die Reaktionsmaßnahmen auf eine Sicherheitsverletzung hängen vom Ausmaß des Vorfalls und betroffenen Konto ab. Bei einem kompromittierten Dienstkonto genügt oft eine Passwortrotation, während bei einem Domänenadministrator-Konto das gesamte Active Directory neu aufgebaut werden muss, um weiteren Zugriff zu verhindern. Fortschrittliche PAM-Systeme ermöglichen schnelle Reaktionen, indem sie automatisch Warnmeldungen auslösen und sofort handeln – etwa indem sie Passwörter ändern oder Sitzungen beenden. Redundante Systeme und Geo-Redundanz sorgen für eine schnelle Wiederherstellung des Normalbetriebs.
#7 Prüfen und auditieren
KI-gestützte Warnmeldungen und klare Berichte sind essenziell, um Sicherheitsvorfälle zu analysieren und die Einhaltung von Richtlinien zu gewährleisten. Bei der Prüfung privilegierter Konten helfen die erfassten Metriken, fundierte Entscheidungen zu treffen. Unternehmen profitieren auch von bewährten Sicherheitsframeworks wie NIST oder CIS, die als Orientierung für eine solide Sicherheitsstrategie dienen. Compliance sollte dabei als ein kontinuierlicher Prozess verstanden werden, der fortlaufend zur Verbesserung der Sicherheitspraktiken beiträgt.
Um Sicherheitsverletzungen vorzubeugen und privilegierte Zugriffe zu sichern, sollten Unternehmen einen proaktiven Ansatz mit fortschrittlichem PAM verfolgen.
Andreas Müller, Delinea
Fazit
Um Sicherheitsverletzungen vorzubeugen und privilegierte Zugriffe zu sichern, sollten Unternehmen einen proaktiven Ansatz mit fortschrittlichem PAM verfolgen. Das erfordert klare Zuständigkeiten und enge Zusammenarbeit der Teams. Entscheidend ist, dass das PAM-Programm als ein kontinuierlicher Prozess – im Rahmen des PAM-Lebenszyklus – verstanden wird, der regelmäßig optimiert werden muss, um Sicherheitslücken zu schließen und langfristig Risiken zu minimieren.