Interview

IAM: what’s next?

What's Next, IAM

Peter Weierich ist seit Anfang des Jahres neuer Marketing- und Vertriebsleiter der Nexis GmbH in Regensburg. Die Frage an ihn: IAM: – what’s next?

it daily: Hallo, nach einem Jahr Ausflug im Call-Center-Markt geht es jetzt wieder zurück in der IAM-Szene. Was waren die Gründe?

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Peter Weierich: Ludwig Fuchs, der Gründer von Nexis hatte mich kontaktiert: Nachdem im Sommer ein Finanzinvestor eingestiegen war, sollten die Zeichen auf „Wachstum“ gestellt werden. Und dazu wurde ein Leiter Marketing und Vertrieb gesucht, eine Aufgabe, die die Gründer bisher mit übernommen hatten.

it daily: Was ist das reizvolle an dieser Aufgabe?

Peter Weierich: Nexis kenne ich ja schon seit ihrer Gründung und im Kontext ihrer Forschungsaktivitäten. Damals war ich selbst Leiter Vertrieb und Marketing bei der Völcker Informatik, dem heutigen One Identity Manager. Schon damals – vor 14 Jahren war mir klar: Nexis wird bestimmt eine ideale Ergänzung für unser damaliges IDM-Produkt. Außerdem war bei Nexis von Anfang an ein toller Spirit vorhanden.

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it daily: Warum ist Nexis eine ideale Ergänzung zu IDM-Systemen?

Peter Weierich: Die klassischen IDM-Produkte haben bis heute eine Schwachstelle: Die Rollenbildung aus komplexen Berechtigungsstrukturen unterstützen sie nur suboptimal. Vor allem, wenn die Fachbereiche intensiv eingebunden werden müssen. Ich habe das tatsächlich schon einmal verproben können: Bei einer Bank hatten wir Rollenmanagement mit One Identity neu eingeführt, allerdings erwies sich die Abstimmung der vielen Fachrollen mit den oft wenig IT-affinen Fachbereichen als mühsam.

Wichtig war vor allem die Analysefähigkeit: Rollenvorschläge konnten mit der Software von Nexis generiert und mit den Fachbereichen abgestimmt werden. Und: die nahtlose Integration in das IDM-System hat auch funktioniert.

it daily: Ist es nicht so, dass das Rollenmanagement oft noch mit Excel-Tabellen gemacht wird?

Peter Weierich: Oh ja, peinlich aber wahr: Einmal abgesehen davon, dass das unglaublich aufwändig ist: Eine echte Transparenz und Nachvollziehbarkeit wird dadurch nicht geschaffen.

it daily: Was ist so besonders an Nexis?

Peter Weierich: Vor allem die ständige Innovation: Geboren aus nationalen und internationalen Forschungsprojekten, weist jede neue Version echte Innovationssprünge auf. Damit hebt sie sich wohltuend von den vielen anderen Tools im Markt ab: Meistens wurden sie nach dem Aufkauf durch einen der „Großen“ nicht mehr weiterentwickelt.

it daily: Wie entwickelt sich das Unternehmen weiter?

Peter Weierich: Ursprünglich als reines Analysetool gedacht, ist es heute ein umfassendes Governance-Produkt für alle Aspekte der Berechtigungsvergabe. Es ist also sehr viel mehr als „nur“ die Ergänzung ausgereifter IGA Produkte wie One Identity oder Sailpoint.

it daily: Sondern?

Peter Weierich: Viele Unternehmen arbeiten ja weiterhin mit „organisch“ gewachsenen Altlasten: Veraltete IDM-Produkte, viele Eigenentwicklungen etc. Oft sind 100e, sogar 1000e Zielsysteme angeschlossen. Diese „Klassiker“ haben in der Regel nur Frontends, die nur von ITlern bedienbar sind, und nicht von den Fachbereichen. Hier kann Nexis eine wichtige Lücke schließen: Die neueste Version der Software „Nexis 4“ hat sich von der Bedienbarkeit konsequent an den Bedürfnissen der Enduser ausgerichtet und kann damit einen wichtigen Beitrag leisten, um die Governance in die richtigen Hände zu geben.

Worauf ich mich auch freue: Im Jahr 2023 wird es möglich sein, die Berechtigungskonzepte der Zielsysteme von Unternehmen in Nexis zu pflegen. Danach habe ich mich schon lange gesehnt: Dass die Berechtigungskonzepte nicht länger als ungeliebte und schlechte gepflegte Word-Dokumente ihr Dasein fristen müssen.

it daily: Klassische IDM-Projekte erfordern ja einen sehr hohen Customizing Aufwand. Wie steht es damit?

Peter Weierich: Naja, Aufwandstreiber sind ja erstens die vielen Sonderwünsche von Kunden und zweitens die proprietären Schnittstellen vieler Zielsysteme. Immer häufiger können die „Sonderwünsche“ wegdiskutiert werden, weil die Kunden offener werden, sich an Standards zu orientieren. Bleiben die Systemanbindungen: Hier kann man versuchen, die bestehenden Provisioningtools weiterzuverwenden, und nur saubere Workflows „davorzuschalten“.

iIt daily: Ich habe etwas von „codeless Integration“ gelesen. Wie ernst darf man das nehmen?

Peter Weierich: Ja, letztlich bedeutet das: Um ein Zielsystem über eine standardisierte Schnittstelle anzubinden, braucht man keinen Programmierer bzeziehungsweise teuren IDM-Spezialisten mehr.

it daily: Bedeutet das nicht eine Kannibalisierung für die Hersteller von Tools? Deren Kerngeschäft besteht ja gerade darin, möglichst viele Dienstleistungen zu verkaufen?

Peter Weierich: Ich bin sicher: Es gibt noch genug zu tun. Außerdem braucht die Nexis ja auch aktivere Partner für das Wachstum. Schließlich gibt es ja auch immer noch genug Speziallösungen, die an die Provsioningprodukte angeschlossen werden wollen. Im Übrigen: Es ist ja nicht so, dass es einen Überfluss an guten IDM-Consultants gäbe. Alle Integratoren kämpfen darum, neue gute Leute zu finden – und es sind bislang nie genug.

it daily: Sind die Integratoren eigentlich die richtigen Ansprechpartner für diese Governance-Funktionen?

Peter Weierich: Das ist ein guten Punkt: Tatsächlich werden andere Partner eine immer wichtigere Rolle spielen: Und zwar die reinen Prozessberater, die zuerst die Governanceprozesse definieren, und sie dann im Dialog mit den Fachbereichen mit Leben füllen. Diese Beratungshäuser haben oft keine spezifische Toolkompetenz und wollen davon auch unabhängig sein. Wahrscheinlich werden diese Berater eine wichtigere Rolle in der Nexis-Partnerlandschaft spielen und damit einen eleganten Weg aus der bislang üblichen Excel-Tabellenschlacht finden.

it daily: Es gibt ja etliche Produkte, die das Thema „Rollen“ in SAP-Systemen einschließlich der SoD-Verarbeitung adressieren. Wie will sich Nexis da positionieren?

Peter Weierich: Nexis bietet umfassende und systemübergreifende SoD-Kontrollen und Bearbeitung von entsprechenden Verletzungen. Es kann als so genannter Policy Decision Point für IGA-Systeme oder Drittanwendungen dienen. Daneben gibt es für die reine SAP-Welt seit vielen Jahren etablierte Tools zur Optimierung ausschließlich der SAP Berechtigungsstrukturen. Da wird die Nexis wohl das Rad nicht neu erfinden wollen.

it daily: Welche Zielkunden hat eine Nexis denn in Zukunft?

Peter Weierich: Das sind zuerst Unternehmen in stark regulierten Märkten. Alle Banken und Versicherungen sowie Energieversorger, Pharmahersteller, Krankenhausverbünde.

it daily: Herzlichen Dank für die dieses Gespräch!

Das Gespräch führte Ulrich Parthier.

Peter

Weierich

Leiter Marketing und Vertrieb

Nexis GmbH

Peter Weierich war IAM Strategieberater und Managing Director der ipg Deutschland GmbH, bevor er für ein Jahr in den Contact Center Automatisierungsmarkt wechselte. Seit Januar 2023 leitet der bei der Nexis GmbH in Regensburg den Bereich Marketing und Vertrieb.
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