C-IAM ist mit Marketing-Sprech
Beim Customer-IAM (C-IAM) Programmen prägen vor allem Marketing-Kennzahlen und das entspechende Wording die Denkweise. Das gilt am stärksten für C-IAM Projekte, bei denen das «C» für «Con-sumer» steht, also für idealerweise viele Millionen (potenzieller) Endkunden.
Daher sind typische Kennzahlen beispielsweise:
1. Enrollment
- Anzahl von Neu-Registrierungen
- Befüllungsgrad von Profilen
- Newsletter-Abos
- Registrierungen über Federation (z.B. Google, Facebook oder Amazon) bzw. Affiliate Marketing
- Empfehlungen durch andere Mitglieder / Kunden
- Erfolgsmessung von Kampagnen
2. Wiederkehrer
- Anzahl von Social Logins, abhängig vom Identity Provider
- Quote von Re-Visits
- Anzahl von Re-Visits
- Käufe bzw. Geschäftsabschlüsse
- Erfolgsmessung von Kampagnen
3. Cross-Selling
- Positionieren weiterer Produkte
- Nutzung anderer Portale eines Konzerns (z.B. bei adidas oder Bayer)
- Erfolgsmessung von Kampagnen
4. Nicht-Nutzung bzw. Probleme
- Abbrüche von Registrierungen z.B. wegen fehlender Rückbestätigungen (DOI: Double opt-in)
- Abbrüche während der Bestellprozesse
- Inaktivität, erzwungene Löschungen aufgrund zu langer Inaktivität, Erfolgsquote von Re-Atktivierungen
- Passwort-Resets (erfolgreiche und nicht erfolgreiche)
Bei komplexen C-IAM Szenarien mit vielen Services sind oft der Aufwand für die Integration sowie die absolute Anzahl von Services wichtige Kennzahlen.
Im C-IAM Umfeld gibt es zudem immer häufiger Benchmarks, die über viele Kundenportale hinweg Kennzahlen erheben. Neben Usability-Messungen [Weierich et al. 2016] kann die Compliance von Kundenportalen bezüglich der Umsetzung der GDPR Regeln ausgewertet werden. In [iWelcome 2018] wurden 139 Kundenportale aus 8 Ländern (EU & USA) und 6 verschiedenen Branchen untersucht.
Die folgenden Kriterien wurden evauluiert:
- Zustimmung (consent) zur Speicherung und Verarbeitung der Daten.
- Möglichkeit, die Zustimmung zurückzuziehen (ability to withdraw)
- Einsichtnahme in die gespeicherten Daten (right of access)
- Möglichkeit, fehlerhafte Daten zu korrigieren (right of rectification)
- Recht zur Löschung der Daten (right to erasure)
- Speicherzeit (data retention period): Transparenz der Speicherdauer
- Privatsphäre als Standard (privacy as default): Beispielsweise darf das «Newsletter-Abo» nicht standardmäßig aktiviert sein.
- Sensitive Daten (special categories of data): Werden sensitive persönliche Daten z.B. bezüglich der Herkunft, der sexuellen, politischen oder religiösen Präferenzen besonders geschützt?
Erwartungskonform schnitten die USA dabei besonders schlecht ab; Deutschland, Schweden und UK sehr gut und die Niederlande, Schweiz, Spanien und Frankreich hatten noch deutliches Verbesserungspotenzial.
Bild 7: Die Umsetzung von GDPR Regeln wurde von [iWelcome 2018] für mehr als 200 Kundenportale evaluiert.
Fazit
Erfolge von IAM-Projekten amortisieren sich nur sehr selten durch Einsparungen. Bevor man in eine der «ROI-Fallen» tappt lohnt es sich, die Kennzahlen zu erheben und idealerweise über Jahre zu beobachten. Aus den Dimensionen Effizienz, Effektivität und Enablement können der Reifegrad und auch die Umsetzung von Compliance-Vorgaben messbar gemacht werden.
Als Experte für IAM unterstützen wir Sie gerne in der strategischen Planung, der Umsetzung und dem Betrieb von effektiven und effizienten Lösungen rund um die Verwaltung von Identitäten und Zugriffen. Unsere Advisory Services zeigen Ihnen auf, wie Sie die Kennzahlen ermitteln und für Ihre Planung einsetzen können.
Literatur / Quellen:
[Weierich et al. 2016] Peter Weierich, Tobias Schmidt und Sebastian Abeck; Usability der Identity- und Accessmanagementkomponenten von Endkundenportalen; in INFORMATIK 2016, Lecture Notes in in-formatics (LNI), Gesellschaft für Informatik, 2016
[iWelcome 2018] The state of GDPR-readiness in Europe 3rd edition April 2018, https://www.iwelcome.com/the-state-of-gdpr-readiness-in-europe-report-v3