Der Gesetzgeber hat die NIS2-Richtlinie verabschiedet, um die Sicherheitsstandards für kritische Infrastrukturen in der EU zu vereinheitlichen. Diese Änderung betrifft wesentlich mehr Unternehmen als je zuvor. Höchste Zeit für sie zu prüfen, ob sie ihre Daten bestmöglich managen und nutzen.
Mit der EU-Richtlinie NIS2 erweitert sich die Anzahl der Sektoren, deren Unternehmen die Vorgaben einhalten müssen: Neu hinzugekommen sind Bereiche wie die Raumfahrt, Abwasseranlagen, öffentliche Verwaltung und B2B-IKT-Dienstleister. Insgesamt erfasst die Richtlinie nun eine breitere Palette von Organisationen, die als „wesentliche Einrichtungen“ oder „wichtige Einrichtungen“ eingestuft werden.
Die betroffenen Unternehmen müssen nun auch umfassende Risikobewertungen für ihre Lieferketten durchführen und ein robustes Cyber-Risikomanagement implementieren. Das ist komplexer, als viele sich vorstellen, denn dafür ist ein umfassendes Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS) mit Reaktionsplänen, Mitarbeiterschulungen, Tests und regelmäßigen Audits notwendig.
Die NIS2-Richtlinie sieht außerdem deutlich strengere Meldepflichten im Falle von Cybersicherheitsvorfällen vor. Innerhalb von 24 Stunden nach einem signifikanten Vorfall muss eine Frühwarnmeldung erfolgen, wenn der Verdacht auf gezielte Kriminalität besteht oder weitere Auswirkungen zu erwarten sind. Spätestens nach 72 Stunden ist ein Update erforderlich, das über die Schwere des Vorfalls und Anzeichen einer Kompromittierung informiert. Auf Anfrage sind zusätzliche Zwischenberichte zu liefern, und innerhalb eines Monats muss ein detaillierter Abschlussbericht vorgelegt werden.
Empfindliche Strafen
Bei Verstößen gegen die NIS2-Richtlinie drohen erhebliche Geldbußen. Für „wesentliche Einrichtungen“ können diese bis zu zehn Millionen Euro oder zwei Prozent des weltweiten Jahresumsatzes betragen. Darüber hinaus werden Geschäftsführer und Unternehmensvorstände bei Verstößen für Schäden haftbar gemacht. Um die Kommunikation und Vorgehensweisen innerhalb der EU zu koordinieren, richten die Mitgliedstaaten nationale Computer-Sicherheits-Incident-Response-Teams (CSIRTs) ein. In Deutschland übernimmt diese Rolle das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die CSIRTs arbeiten EU-weit zusammen und berichten an die übergreifende Cyber-Sicherheitsbehörde European Union Agency for Cybersecurity (ENISA).
Wie gehen Unternehmen mit NIS2 um?
Um herauszufinden, was auf betroffene Firmen zukommt, ein Blick in die Praxis.
Fall 1: Logistikunternehmen setzt Prioritäten:
Ein in ganz Europa tätiges Transportunternehmen unterzog wegen NIS2 seine Cybersicherheits-Infrastruktur einer gründlichen Neubewertung. Eine detaillierte Risikoanalyse deckte mehrere Schwachstellen in den veralteten Systemen auf. Als Reaktion darauf rüstete das Unternehmen seine Systeme auf, führte strengere Zugriffskontrollen ein und erstellte einen robusten Reaktionsplan für potenzielle Cybersicherheitsbedrohungen.
Fall 2: Energieversorger setzt proaktive Schritte
Ein regionaler Stromlieferant erkannte, dass er als Betreiber „wesentlicher Dienste“ einzustufen ist. Daraufhin führte er eine Lückenanalyse durch. Diese zeigte Bereiche auf, in denen die NIS2-Anforderungen nicht erfüllt waren. Daraufhin verstärkte er seine Systeme zur Erkennung von Datenschutzverletzungen, modernisierte die IT-Infrastruktur und schulte die Mitarbeiter regelmäßig in den neuesten Methoden zur Abwehr von Cyberbedrohungen.
Diese Beispiele verdeutlichen, wie Firmen sich an die neue Regulierungslandschaft anpassen. Dank ihrer proaktiven Herangehensweise können sie in Zukunft nicht nur die NIS2-Vorgaben einhalten, sondern sind generell besser gegen potenzielle Cyberangriffe geschützt.
Intelligentes Datenmanagement – der Schlüssel zur Compliance
Angesichts der weitreichenden Anforderungen der NIS2-Richtlinie stellt sich für viele die Frage, wie sie diese umsetzen können. Die Antwort liegt in intelligenten Datenmanagement- und Sicherheitslösungen. Sie unterstützen Unternehmen dabei, die Cybersicherheit zu verbessern und die Vorgaben zu erfüllen:
- System- und Datenanalyse
Was haben wir an Daten, welche sind kritisch, welche müssen in kürzester Zeit wieder verfügbar sein und welche Daten können ggf. vernachlässigt werden? Eine System- und Datenanalyse liefert bei geringstem Aufwand wertvolle Einblicke in den Status Quo. Dies hilft, Kosten zu reduzieren, Systeme zu konsolidieren und zu verschlanken sowie die nötigen Prioritäten zu definieren, in denen Systeme nach einem Zwischenfall mit den wiederhergestellten Daten zu versorgen sind. - Robuste Datensicherung und Wiederherstellung
Eine zentrale Anforderung von NIS2 ist, die Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit kritischer Systeme und Daten zu gewährleisten. Hier punkten Datenmanagementlösungen mit robusten Funktionen für Backup, Replikation und Wiederherstellung. Durch regelmäßige Sicherungen und die Möglichkeit, Daten im Notfall schnell wiederherzustellen, können Unternehmen die Kontinuität ihrer Geschäftsprozesse aufrechterhalten – selbst, wenn ein Cyberangriff bereits erfolgt ist. Es gilt dabei festzuhalten, dass durch das explosive Datenwachstum der letzten Jahre und neuere Entwicklungen wie KI-Anwendungsfälle die bisherigen Backup- und Restore-Konzepte nicht mehr ausreichend sind, um den praktischen Betrieb in angemessener Zeit zu bedienen. - Sicherer Datenschutz im Ruhezustand und während der Übertragung
Der Schutz sensibler Daten ist ein weiterer Eckpfeiler der NIS2-Richtlinie. Speicherlösungen mit Verschlüsselung, Zugriffskontrollen, Multifaktor-, aber auch Multi-Administratorenabsicherungen und sicheren Protokollen verhindern unberechtigten Zugriff und Datenverletzungen – sowohl für Daten im Ruhezustand als auch während der Übertragung. Durch die nahtlose Integration dieser Sicherheitsfunktionen in die täglichen Arbeitsabläufe können Unternehmen den Schutz ihrer wertvollen Daten gewährleisten, ohne die Produktivität zu beeinträchtigen. - Kontinuierliches Compliance-Monitoring und Berichterstattung
Um die Einhaltung der NIS2-Vorgaben laufend zu überwachen, sind leistungsfähige Monitoring- und Reporting-Tools unerlässlich. Einheitliche Plattformlösungen bieten diese Funktionen und ermöglichen es Unternehmen, ihren Compliance-Status im Blick zu behalten, potenzielle Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und proaktive Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit zu ergreifen. Darüber hinaus erleichtern sie die vorgeschriebene Berichterstattung im Falle eines Cybersicherheitsvorfalls. - Schnelle Incident Response und Automatisierung
Bei einem Cyberangriff zählt jede Minute. NIS2 fordert eine zügige Reaktion und Meldung von Vorfällen. Intelligente Datenmanagementlösungen unterstützen Unternehmen dabei auf mehreren Ebenen: Zum einen durch die automatisierte Erkennung von Bedrohungen und die Erstellung unveränderlicher Daten-Snapshots. Zum anderen durch gesicherte Speicherbereiche (DataVaults) für Compliance-konforme Datenhaltung und beschleunigte Wiederherstellungsverfahren zur schnellen Rückkehr zur Betriebsbereitschaft. Automatisierungs- und Orchestrierungstools tragen zudem dazu bei, Compliance-Prozesse effizienter zu gestalten und die konsistente Anwendung von Sicherheitsrichtlinien sicherzustellen. Die Realisierung einer hybriden Cloudlösung kann auch dazu dienen, Air-Gaps und Medienbrüche zu realisieren, um ein noch höheres Maß an Sicherheit zu erzielen. - Analysen, Tests und Schulungen für ein ganzheitliches Sicherheitskonzept
Ein intelligentes Datenmanagement bietet jedoch mehr als reine Sicherheitsfunktionen. Durch Analysen von Datenaktivitäten, Simulationen für Notfallpläne und die Möglichkeit, Schulungen zur Cybersicherheit in den Arbeitsalltag zu integrieren, unterstützen diese Lösungen Unternehmen dabei, ein ganzheitliches Sicherheitskonzept aufzubauen. Dieses Konzept ist nicht nur für die Einhaltung der NIS2-Richtlinie entscheidend, sondern stärkt auch die allgemeine Cyberresilienz des Unternehmens.
Intelligente Datenmanagement- und Sicherheitslösungen können dabei unterstützen, NIS2-compliant zu werden und sich bestmöglich gegen Cyberbedrohungen zu wappnen – heute und in Zukunft.
Fazit: Auf dem Weg zu einer sichereren digitalen Zukunft
Die NIS2-Richtlinie markiert einen Meilenstein für die Cybersicherheit in Europa. Indem sie einheitliche Standards für eine Vielzahl von Branchen und Unternehmen setzt, ebnet sie den Weg für eine sicherere digitale Zukunft. Zwar stellen die neuen Anforderungen Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen, doch diese lassen sich bewältigen, unter anderem mit dem passenden Datenmanagement. Wer jetzt in robuste Sicherheitskonzepte und moderne Dateninfrastrukturen investiert, ist für NIS2 gerüstet und baut gleichzeitig eine nachhaltige Cyberresilienz auf.