Herausforderungen und Chancen

Digitalisierungsbremse Datenschutz?

Digitalisierungsbremse Datenschutz

Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom sind zwei Drittel von über 500 befragten Unternehmen der Meinung, dass in Deutschland die Digitalisierung aufgrund des strengen Datenschutzes und dessen uneinheitlichen Auslegung erschwert wird. 50 Prozent der Befragten gibt an, dass es Deutschland in puncto Datenschutz übertreibe. Doch ist das wirklich so?

Klar ist, dass die Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen nicht leicht zu stemmen ist. Korrekt aufgesetzte digitale Prozesse und die Behandlung personenbezogener Daten als wertvolles Gut sind jedoch nicht nur aus verbraucherschutztechnischen Gründen wichtig, sie bergen auch viele Wettbewerbsvorteile, die es auszuschöpfen gilt.

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Digitalisierung und Datenschutz werden oft als Gegenspieler gesehen, die sich wechselseitig hemmen. Denn wo Digitalisierungsinitiativen darauf abzielen, große Mengen an Daten zu sammeln und auszuwerten, will der Datenschutz den gläsernen Menschen verhindern und fordert einen möglichst sparsamen Umgang mit – insbesondere personenbezogenen – Daten. Mit der Einführung der DSGVO existiert seit 2018 ein europaweit gültiges Regelwerk, das speziell die besonderen Anforderungen der Digitalisierung in Bezug auf den Datenschutz berücksichtigt. Dabei wurden nicht nur die Anforderungen an die Unternehmen verschärft, sondern das bis dato unübersichtliche Thema Datenschutz EU-weit einheitlich und übersichtlicher gestaltet.

Datenschutz – eine zeit- und kostenaufwändige Herausforderung

Trotz der Verbesserungen, die mit der DSGVO einhergehen, ist der Aufwand, den die Datenschutzvorgaben für Digitalisierungsprojekte mit mich bringen, für Unternehmen nicht zu unterschätzen. Von der Ernennung eines Datenschutzbeauftragten über die Anschaffung und Pflege eines Datenschutz-Managementsystems bis hin zur Koordination und Kontrolle der Maßnahmen, gilt es zahllose Punkte zu beachten, die nicht nur initial, sondern auch fortlaufend Zeit und Geld kosten. Bei Verstößen drohen zusätzlich hohe Bußgelder. In der Bitkom-Umfrage gaben vier von zehn befragten Unternehmen an, dass sie seit der DSGVO-Einführung mehr Aufwand haben und dass dieser auch künftig bestehn beleiben wird. Insbesondere kleinere Unternehmen (20 – 99 Mitarbeitende) stehen hier vor großen Herausforderungen: Knapp 40 Prozent von ihnen konnten die Verordnung erst teilweise umsetzen.

Die größte Hürden bei der Realisierung der DSGVO sehen mehr als drei Viertel der Unternehmen in der vorherrschenden Rechtsunsicherheit, die aufgrund beständig neuer Anpassungen, Urteile und Empfehlungen bestehe. Erschwerend kommt hinzu, dass es von Seiten der Aufsichtsbehörden zu wenig Hilfestellung in Form von konkreten Auskünften und praxisnahmen Empfehlungen gibt. Rund zwei Drittel der Befragten sehen sich daher mit der Umsetzung auf sich gestellt bzw. im Stich gelassen.

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Um zu vermeiden, dass digitale Innovationsprojekte aus Unsicherheit bzgl. des Datenschutzes ausgebremst werden, ist es zentral wichtig, dass IT-Berater und Software-Entwickler bei jeder Konzeption von IT-Systemen und -Prozessen permanent und von Beginn an sämtliche Fragestellungen bzgl. Datenschutz und Informationssicherheit, gemäß den beiden auch in den DSGVO geforderten Grundsätzen „Privacy by design“ und „Privazy by default“, berücksichtigen. Nur so fallen diesbezügliche Anforderungen nicht erst dann auf, wenn die entsprechende Lösung bereits fertig entwickelt ist.

Bei der Wahl eines passenden Datenschutz-Managementsystems (DSMS) wiederum gilt es darauf zu achten, dass sich die Anforderungen aus der EU-DSGVO konkret mithilfe verschiedener Workflows, Rollen, Templates und Überwachungsprozessen unkompliziert umsetzen lassen. Alle wesentlichen Prozesse des operativen Datenschutzes der Organisation müssen integrierbar sein. Idealerweise lässt sich das Datenschutz-System einfach in die bestehende ITSM-Lösung integrieren und setzt auf die dort bereits etablierte Struktur auf.

Wie Unternehmen vom Datenschutz profitieren können

Grundsätzlich gesehen ist Datenschutz für digitale Unternehmen schon deshalb weniger eine Hürde, als unerlässslicher Stützspfeiler für den Geschäftserfolg, da in der global operierenden, modernen Arbeitswelt mit Homeoffice, digitalen Anwendungen und mobilen Geräten betriebsinterne Daten immer öfter hohen Gefahrenpotenzialen durch Angriffe von außen ausgesetzt sind.

Darüber hinaus lassen sich im internationalen Vergleich aus den strengen DSGVO-Vorgaben innerhalb der EU und aus der langjährigen Datenschutzkompenz in Deutschland wichtige Wettbewerbsvorteile ziehen. Für Unternehmen, die ihre Daten ausschießlich im EU-Raum hosten lassen sowie SaaS-, PaaS- und IaaS Provider, die Rechenzentren in diesem Gebiet nutzen bzw. betreiben und möglicherweise sogar eine ISO 27001-Zertifizierung vorweisen können, ist dies ein echter Wettbewerbsvorteil. Denn innovative digitale Anwendungen können sich nur dann durchsetzen, wenn die Nutzer:innen darauf vertrauen, dass ihre Daten sicher sind. Wer dieses Vertrauen gewinnen und behalten will, kommt also an entsprechend ausgearbeiteten Datenschutzkonzepten nicht vorbei. Und nur, wer den Sorgen und Fragen um persönliche Daten von Verbraucher:innen auf Augenhöhe begegnen kann, wird auch eine hohe Kundenzufriedenheit verbuchen können.

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Aufhebung des Gegensatzes – so gelingt das Zusammenspiel!

Datenschutz ist also nicht nur aus verbraucherschutztechnischen Gründen ein wichtiger Grundpfeiler der Digitalisierung. Er dient Unternehmen auch im Hinblick auf den Schutz ihrer eigenen Daten und schafft Wettbewerbsvorteile. Es gilt also, durch Offenheit und Transparenz im Umgang mit personenbezogenen Daten zu überzeugen und gleichzeitig die konkreten Business-Vorteile der Digitalisierung für sich zu realisieren. Richtig verstanden und mit smarten Lösungen umgesetzt, werden datenschutzfreundliche Technologien so zum eigentichen Treiber der erfolgreichen Digitalisierung.

Markus Obser

Markus

Obser

geschäftsführender Gesellschafter

handz.on GmbH

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