Immer häufiger geben sich Cyberkriminelle nicht mit dem Diebstahl einzelner Datensätze zufrieden. Sie rauben Internetnutzern gleich ganze Identitäten und missbrauchen sie für ihre Zwecke. In den sozialen Medien finden sie alles: vom Profilbild über den Job bis hin zum Wohnort und den Hobbies ihres Opfers.
Dabei trifft es längst nicht nur Prominente: Auch Privatpersonen geraten zunehmend ins Visier der Diebe, warnt der europäische IT-Security-Hersteller Eset.
Der Pilot Patrick Biedenkapp ist Influencer. Sein Instagram-Kanal hat derzeit weit über eine halbe Million Abonnenten. Dass diese Beliebtheit auch Schattenseiten hat, musste der Reise- und Lifestyle-Blogger bereits schmerzhaft erfahren. In der Vergangenheit haben Kriminelle schon mehrfach seine Identität gestohlen und mit den Daten täuschend echt aussehende Fake-Accounts betrieben, um zum Beispiel Flugschüler mit falschen Versprechungen zu ködern.
Automatisierter Betrug
Bei Privatpersonen sind Identitätsdiebstähle mittlerweile zum Massenphänomen geworden. Die Arglosigkeit vieler Anwender im Umgang mit ihren Daten sorgt dafür, dass Kriminelle leichtes Spiel haben. „Der Identitätsdiebstahl erfolgt automatisiert“, erläutert Sicherheitsexperte Thomas Uhlemann. „Skripte scannen ohne menschliches Zutun die Social Media Plattformen nach geeigneten Profilen, um dann persönliche Bilder und Account-Informationen abzugreifen“, so Uhlemann weiter. Danach werden mit diesen Informationen – ebenfalls vollautomatisiert – neue Accounts auf den Plattformen angelegt. Die Bestohlenen ahnen von diesem Missbrauch ihrer Identität in der Regel nichts.
Die von den Dieben erstellten Fake-Accounts werden dazu benutzt, neue Opfer anzulocken. Sie erkennen nicht, dass sie sich auf einem gefälschten Profil befinden und tappen in die Falle. So werden sie beispielsweise zu Betrugssopfern oder laden über den Klick auf einen harmlos erscheinenden Shortlink im Fake-Profil unwissentlich gefährliche Schadsoftware auf ihren Rechner.
Tipps gegen Identitätsdiebstahl
Mit einigen Maßnahmen können sich Anwender dagegen schützen, dass ihre Identität missbraucht wird. Dabei haben es Privatpersonen wesentlich leichter als Prominente, weiß Uhlemann: „Influencer müssen ihr Profil öffentlich machen. Privatpersonen haben die Wahl.“ Er rät deshalb Anwendern dringend dazu, das eigene Profil in den Einstellungen der Social Media Accounts auf „Privat“ zu stellen. Dadurch wird wirkungsvoll verhindert, dass Fremde die Bilder und Account-Informationen sehen oder sogar stehlen können.
Darüber hinaus empfiehlt er, bei jeder Erstanmeldung auf einer Plattform eine neue E-Mail-Adresse zu nutzen. Das hat gleich zwei wichtige Vorteile: Zum einen kann über diese Adresse niemand weitere Informationen im Netz ausspionieren. Zum anderen ist auch eine Anmeldung bei anderen Plattformen darüber nicht möglich, da die Adresse nur einmal eingesetzt wurde. Geht, wie in den aktuellen Fällen von illegalen Datensammlungen, doch mal eine Kombination aus Benutzername/Passwort „verloren“, kann der Dieb nur in dem einen Konto einbrechen und nicht in allen Konten mit derselben Konstallation.
Besonders wichtig zum Schutz der eigenen Identität im Netz ist es außerdem, dass Unbefugte nicht in digitale Postfächer und Accounts einbrechen können. Deshalb ist es entscheidend, starke Passwörter zu verwenden und eine hochwertige Zwei-Faktor-Authentifizierung einzusetzen. Diese zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen zahlen sich aus, da die digitale Identität so wirkungsvoll vor Kriminellen geschützt wird.