Die Bedrohungslage im digitalen Raum verschärft sich zusehends – getrieben von geopolitischen Spannungen und der rasanten Entwicklung Künstlicher Intelligenz.
In Deutschland schlägt sich diese Entwicklung inzwischen deutlich in den strategischen Entscheidungen von Unternehmen nieder. Eine aktuelle Studie des Cybersicherheitsunternehmens Armis zeigt, dass Cyberwarfare längst nicht mehr nur ein theoretisches Risiko ist, sondern zu realen Auswirkungen auf IT-Projekte, Sicherheitsstrategien und Budgets führt.
Drei von vier deutschen IT-Entscheidern äußern laut Armis-Studie erhebliche Sorgen über Cyberwarfare – 76 Prozent sehen konkrete Risiken für ihre Organisationen. Fast ebenso viele (73 Prozent) halten KI-gestützte Angriffe für eine ernste Bedrohung. Die Konsequenzen sind bereits sichtbar: 45 Prozent haben Digitalisierungsprojekte aus Sicherheitsbedenken ganz oder teilweise gestoppt.
Diese Entwicklung ist nicht nur defensiv geprägt. Die Investitionsbereitschaft in Cybersicherheitsmaßnahmen wächst: 69 Prozent der befragten Unternehmen wollen in diesem Bereich aufstocken.
KI als Katalysator neuer Bedrohungsszenarien
Die Rolle Künstlicher Intelligenz in der sich wandelnden Bedrohungslage ist doppelt ambivalent: Sie wird sowohl als Risiko als auch als Lösung gesehen. Nadir Izrael, CTO und Mitgründer von Armis, warnt: „KI ermöglicht es staatlichen Bedrohungsakteuren und Nationalstaaten, ihre Cyberwarfare-Taktiken fortlaufend und im Verborgenen weiterzuentwickeln.“
Zugleich betont er, dass auch kleinere Akteure durch den Einsatz von KI zu ernstzunehmenden Gegnern werden können – eine Einschätzung, die 53 Prozent der deutschen Entscheider teilen. Diese sehen in generativer KI ein Werkzeug, mit dem Staaten ohne klassische Cybermacht eine fast ebenbürtige Bedrohung darstellen können.
Zwischen Vorbereitung und Kontrollverlust: Sicherheitslage im Unternehmen
Trotz wachsender Investitionen und der gefühlten Vorbereitung – 68 Prozent der deutschen IT-Verantwortlichen halten ihre Organisation für cyberresilient – zeigt ein Blick auf die Praxis ein anderes Bild: 71 Prozent berichten von mindestens einer Sicherheitsverletzung in ihrem Unternehmen. Unter den Betroffenen gibt fast die Hälfte an, weiterhin unzureichend geschützt zu sein. Und 56 Prozent gestehen ein, Angriffe erst im Nachhinein zu erkennen und zu verstehen.
In Reaktion darauf planen zwei Drittel der Befragten einen Strategiewechsel hin zu proaktiven Sicherheitskonzepten, die Angriffe möglichst im Vorfeld abwehren sollen.
Rückhalt aus der Führungsetage – aber begrenzte Mittel
Ein positives Signal: 66 Prozent sehen ihre Geschäftsleitungen aktiv in den Aufbau einer Sicherheitskultur eingebunden. Die Bedeutung von Cybersicherheit scheint inzwischen in den Führungsetagen angekommen zu sein.
Gleichzeitig sehen viele Unternehmen weiterhin Hürden: 43 Prozent nennen eingeschränkte Budgets und Ressourcen als Haupthemmnisse für die Einführung KI-gestützter Sicherheitslösungen.
Peter Machat, Senior Director EMEA Central bei Armis, mahnt: „Cyberwarfare ist eine sehr reale Bedrohung für deutsche Organisationen. Unternehmen müssen weiterhin verstärkt in Cybersicherheit investieren und Verteidigungsstrategien einführen, die KI nutzen, um gegen staatliche Bedrohungsakteure Chancengleichheit zu schaffen.“
Weitere Einblicke aus der Studie
Neben den allgemeinen Trends liefert die Studie von Armis noch weitere Details aus Deutschland:
- 34 Prozent der Befragten mussten bereits einen Vorfall im Zusammenhang mit Cyberwarfare den Behörden melden.
- Russland (80 %), China (72 %) und Nordkorea (47 %) gelten als die größten externen Bedrohungsakteure.
- Mehr als die Hälfte (56 %) erwartet durch vermehrte Fusionen und Übernahmen im Technologiesektor eine Zuspitzung der Lage im Jahr 2025.
Die Cyberwarfare-Realität zwingt deutsche Unternehmen zu einem grundlegenden Umdenken. Reaktive Verteidigung reicht nicht mehr aus. Gefragt ist ein Paradigmenwechsel hin zu vorausschauender, KI-gestützter Cybersicherheit – nicht nur als technische Maßnahme, sondern als Teil einer umfassenden Unternehmenskultur.