Ukraine-Krise: So bereiten sich Unternehmen auf mögliche Cyberattacken vor

Mit Kriegsbeginn in der Ukraine wurden dort kritische Infrastrukturen, Unternehmen und Behörden zum Ziel von Cyberattacken. Deutschland ist nach Einschätzung des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) und des eco – Verbands der Internetwirtschaft e. V. – Stand heute – nicht stärker zum Ziel von Cyberattacken geworden.

„Diese Lageeinschätzung könnte sich sehr kurzfristig ändern und gezielte sowie massive Cyberangriffe könnten jederzeit die Cybersicherheit stark gefährden“, sagt Prof. Dr. Norbert Pohlmann, Vorstand IT-Sicherheit im eco Verband. „Zu den jetzt notwendigen Schritten gehört, die Lage im Blick zu behalten, die Angriffsfläche zu reduzieren sowie die Notfallpläne dahingehend zu überprüfen, ob im Angriffsfall die eigene Handlungsfähigkeit gewährleistet ist.

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Der europäische IT-Sicherheitshersteller ESET verzeichnet bereits seit 2014 vermehrt Cyberangriffe auf ukrainische Regierungseinrichtungen, kritische Infrastrukturen (KRITIS) und Industriekomplexe. „Im Vorfeld der russischen Invasion haben wir eine deutliche Steigerung von Cyberangriffen in der Ukraine verzeichnet“, sagt ESET Sprecher Thorsten Urbanski. „Leider müssen wir davon ausgehen, dass bei einer weiteren Eskalation des Konflikts Deutschland stärker als zuvor in den Fokus staatlich motivierter Cyberangriffe geraten wird. Es ist nicht auszuschließen, dass Computersysteme kleinerer Versorgungsunternehmen, etwa lokale Energieversorger, bereits erfolgreich mit Schadcode infiltriert sind.“

Um für alle Fälle gerüstet zu sein empfiehlt eco den Unternehmen, jetzt ihre bestehenden Schutzmaßnahmen zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern:

1. Basisschutz überprüfen – Angriffsflächen reduzieren

Unternehmen sollten die aktuelle Lage zum Anlass nehmen, ihre bestehenden grundlegenden Maßnahmen zum Schutz vor Cyberangriffen zu überprüfen. Wie bei einem digitalen Frühjahrsputz sollten alle IT-Systeme mit Updates vorsorgt und damit mögliche Schwachstellen, über die Angriffe erfolgen könnten, geschlossen werden. Dies gilt sowohl für die zentral administrierten Server als auch für alle Endgeräte. Auch die Rechtevergabe und externe Zugänge zum Unternehmen sollten dabei kritisch auf ihre Notwendigkeit hin überprüft werden. Häufig werden Accounts ausgeschiedener Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter oder Zugänge, die zum Testen eingerichtet wurden, nicht vollumfänglich entfernt und bieten dann eine willkommene Hintertür für Angriffe. Aber auch die Kommunikationsmöglichkeiten mithilfe von Firewall-Systemen zu reduzieren hilft, die potenziellen Angriffsflächen zu verringern.

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2. Ausfälle mindern

Im Falle großflächiger Cyberangriffe kann es auch zu kurzfristigen Ausfällen der Infrastruktur kommen. Das Internet ist grundsätzlich redundant ausgelegt. Im Unternehmen gilt es zu überprüfen, ob es Bereiche mit erhöhten Anforderungen an die Ausfallsicherheit gibt. Notstromaggregate für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung sollten regelmäßig auf ihre Funktionsfähigkeit getestet werden. Dazu gehört auch ein angepasster Vorrat an benötigten Betriebsmitteln, etwa ausreichend Diesel. Auch im Bereich der Internetanbindung kann es kurzfristig zu Störungen kommen. Bei erhöhten Anforderungen sollte über eine zweite redundante Anbindung, gegebenenfalls über eine andere Technologie, nachgedacht werden.

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3. Awareness für die besondere Situation schaffen

Im Falle verstärkter Cyberangriffe ist zu erwarten, dass Cyberkriminelle mittels Phishing-Mails versuchen, Zugang zu Unternehmenssystemen zu erlangen. Die Mitarbeitenden sollten für solche Angriffe sensibilisiert werden, um entsprechende Mails erkennen zu können. Die Beschäftigten hinsichtlich solcher Angriffe zu sensibilisieren und die Awareness hoch zu halten ist besonders wichtig, wenn viele Kolleginnen oder Kellegen im Home-Office vom üblichen Flurfunk abgeschnitten sind.

4. Interne und externe Ressourcen bereithalten

Im Ernstfall benötigen Unternehmen qualifiziertes Personal vor Ort. Dazu ist es notwendig, sowohl eine Ersatzplanung für den Fall eines unerwarteten Ausfalls eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin zu erstellen, als auch die Erreichbarkeit Ihrer IT-Spezialisten sicherzustellen. Die Verantwortlichkeiten Ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der IT sollten klar definiert und bekannt sein. Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten werden auch in einem Notfallplan schriftlich festgehalten, so dass es im Fall einer IT-Attacke nicht zu organisatorischen Missverständnissen kommt. Denken Sie daran, dass ein externer Dienstleister im Falle eines Zwischenfalls nicht immer zeitnah reagieren kann. Bereiten Sie Ihre Mitarbeitenden darauf vor, auch ohne externe Unterstützung handlungsfähig zu sein.

5. Netzwerkverkehr auf Anomalien beobachten

Ungewöhnliche Netzwerkaktivitäten sind ein eindeutiges Alarmsignal, reagieren Sie auf Warnungen Ihrer Monitoring Software, sofern Sie das Monitoring Ihres Netzwerkes nicht einem externen Dienstleister übergeben haben. Besonders gefährdet sind hier externe IT-Systeme, beispielsweise mobile Arbeitsplätze von Mitarbeitern oder auch Kommunikationsgeräte. Solche Zugänge sollten immer durch geeignete Maßnahmen – beispielsweise auch VPNs – gemeinsam mit einer Multi-Faktor-Authentifizierung geschützt und besonders überwacht werden. Die einzelnen Privilegien für Benutzer und für Endgeräte können in Richtlinien klar definiert und ihre Einhaltung kontrolliert werden. Mitarbeitende, die mit administrativen Rechten arbeiten müssen, sollten für jede Rolle ein eigenes Login haben.

Die strikte Trennung der jeweiligen Rollen und die Beschränkung der Rechte im Netzwerk auf das jeweilig notwendige trägt zu einer erheblichen Stärkung des Sicherheitslevels bei. Aber auch externe Dienste müssen kritisch bewertet und gesichert werden. Grundsätzlich sind externe Verbindungen auf interne Systeme nur von festgelegten IP-Adressen oder über VPN zu ermöglichen und per Multi-Faktor-Authentifizierung zu schützen. Ein geeignetes Monitoring der Zugriffe kann helfen, frühzeitig Missbrauch der Verbindungen zu erkennen.

6. Notfallpläne

Mit Hilfe eines Notfallplans können Unternehmen umgehend auf Angriffe oder Ausfälle ihrer IT-Systeme reagieren und so Ausfallzeiten minimieren. Hier werden Regeln und Maßnahmen definiert, die im Notfall zu ergreifen sind. Auch werden Zuständigkeiten und Personen festgelegt, sowie eine Checkliste mit Handlungsanweisungen erstellt. Die eco IT-Sicherheitsumfrage zeigt, Notfallplanung ist eines der Top Sicherheitsthemen der Unternehmen (eco IT-Sicherheitsumfrage 2022: Unternehmen reagieren auf angespannte Cybersicherheitslage – eco). Doch bislang haben nur 63 Prozent der Unternehmen einen entsprechenden Notfallplan tatsächlich umgesetzt.

7. Backups

Ein Backup ist eine elementare Schutzmaßnahme gegen Angriffe, mit der im Notfall die Wiederherstellbarkeit der Daten und damit auch die Weiterführung oder Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebes sichergestellt werden kann. Daher ist eine effiziente und vor allem auch erprobte Backup-Strategie eine “Lebensversicherung” für ein Unternehmen.

8. IT-Lieferketten

Angriffe auf Software- oder IT-Dienstleister können auch dazu genutzt werden, um deren Kunden zu attackieren. In diesem Kontext muss verhindert werden, dass durch angegriffene Partner die eigene IT-Infrastruktur übernommen oder beeinträchtigt werden kann. Stellen Sie sicher, dass nur autorisierte Apps ausgeführt werden können, erstellen Sie sichere Richtlinien zur Integration von Code und externen Updates. Beobachten Sie auch den eingehenden Netzwerkverkehr Ihrer Partner auf Unregelmäßigkeiten. Auch für Ihre Partner gelten ihre strengen Sicherheitsrichtlinien bezüglich Netzwerkzugriff und Sicherheit. Bedenken Sie auch, dass physische Lieferketten durch Angriffe betroffen sein können und erstellen Sie im Vorfeld Pläne, wie Sie mit einem solchen Angriff umgehen können.

www.eco.de
 

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