Datenplattformen als solide Basis für Compliance

NIS2: Effektives Datenmanagement als Schlüssel

Cybersicherheit, Datenschutz, NIS2, EU-Direktive

Die NIS2-Richtlinie soll die Cybersicherheit in der EU vereinheitlichen, doch viele Länder sind im Verzug. Nach Ablauf der Umsetzungsfrist 2024 leitete die EU-Kommission Vertragsverletzungsverfahren gegen 23 Mitgliedstaaten ein – darunter Deutschland: warum Unternehmen trotzdem vorbereitet sein sollten. 

Für Unternehmen ist NIS2 weniger eine revolutionäre Neuerung als vielmehr die Festschreibung bewährter Sicherheitspraktiken. In Organisationen mit einer ausgereiften Sicherheitsstruktur sind viele der Anforderungen bereits gelebte Praxis. Neu ist vor allem, dass diese bislang optionalen Maßnahmen nun für alle verpflichtend werden – auch für Branchen, die Cybersicherheit bisher nicht als zentrales Anliegen betrachtet haben.Im Mittelpunkt der Richtlinie stehen die folgenden Bereiche: ein robustes Risikomanagement, Registrierungsvorgaben, Meldepflichten bei Cybervorfällen sowie verhältnismäßige technische und organisatorische Maßnahmen, um Sicherheitsvorfälle zu bewältigen und den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Vorgaben in all diesen Bereichen zu erfüllen, kann herausfordernd sein. Doch alle Bereiche fußen auf einer gemeinsamen Basis: effektivem Datenmanagement. Wie können Unternehmen ihr Datenmanagement optimieren und sich so auf NIS2 vorbereiten?

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Governance-Strukturen stärken, Sicherheitskultur etablieren

Bei der Implementierung von NIS2 stehen Unternehmen vor einer zentralen Schwierigkeit: Die Anforderungen an Governance, Risiko und Compliance (GRC) sind klar definiert – etwa durch Vorgaben zu Führungsverantwortung, Risikomanagement, gesetzlicher Compliance, Lieferkettensicherheit und Audit-Pflichten. In der Praxis fehlen jedoch oft klare Strukturen und Prozesse, um diesen regulatorischen Rahmen effektiv umzusetzen.

Hier kommt ein menschlicher Faktor ins Spiel: die Sicherheitskultur eines Unternehmens. Denn selbst die besten Richtlinien greifen nur, wenn alle Mitarbeitenden sie verstehen und in ihren Arbeitsalltag integrieren. Schulungen und kontinuierliche Awareness-Maßnahmen sind daher unerlässlich. Ein sicherheitsbewusstes Team ist nicht nur weniger anfällig für Cyberangriffe, sondern kann sich auch souverän innerhalb der regulatorischen Vorgaben bewegen. Fehler sollten dabei nicht als Versagen, sondern als Lernchancen betrachtet werden – so lassen sich Resilienz und Reaktionsfähigkeit langfristig verbessern.

Neben einer gelebten Sicherheitskultur sind klare Verantwortlichkeiten essenziell. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfiehlt, mindestens zwei zentrale Ansprechpersonen für Cybersicherheit zu benennen, um die interne Koordination und den Austausch zwischen relevanten Abteilungen zu fördern. Eine effektive Zusammenarbeit ist dabei oft die größte Herausforderung, denn Cybersicherheit betrifft längst nicht mehr nur die IT-Abteilung. Die frühzeitige Einbindung aller Unternehmensbereiche – von der Personalabteilung über den Betriebsrat bis hin zur Geschäftsleitung – ist entscheidend. Die Führungsebene trägt dabei eine besondere Verantwortung: Sie muss die Umsetzung der Technisch-Organisatorischen Maßnahmen (TOMs) beaufsichtigen und Schulungspflichten einhalten.

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Wichtige Fragen, die Unternehmen klären sollten:

  • Wer übernimmt die Verantwortung für die IT-Sicherheit?
  • Welche Schritte sind im Ernstfall einzuleiten?
  • Sind alle Aufgaben klar definiert und verständlich kommuniziert?
  • Wurden alle relevanten Parteien in die Entscheidungsprozesse einbezogen?

Bedrohungserkennung und technische Maßnahmen gehen Hand in Hand

Ein zentraler Aspekt der NIS2-Richtlinie ist, Sicherheitsprozesse kontinuierlich zu verbessern – sie sind das Fundament jeder Cybersicherheitsstrategie. Dabei greifen zwei Bereiche ineinander: einerseits die Fähigkeit, Sicherheitsvorfälle frühzeitig zu erkennen und effektiv darauf zu reagieren, andererseits robuste technische und betriebliche Schutzmaßnahmen, um Angriffe von vornherein zu verhindern.

Dazu gehören:

  • Risikobewertung: Etablierung eines kontinuierlichen Risikobewertungsprozesses und Integration in die Unternehmensstrategie.
  • Schwachstellenmanagement: Rund-um-die-Uhr-Identifizierung und Behebung von Schwachstellen in den IT-Systemen.
  • Betriebsaufrechterhaltung: Backup- und Recovery-Strategien, regelmäßige Sicherungen und zuverlässige Wiederherstellungssysteme.
  • Zugriffs- und Zugangskontrollen: Strikte Kontrolle der Daten- und Systemzugriffe mit standardmäßiger Multi-Faktor-Authentifizierung.
  • Verschlüsselung: Sicherung sensibler Daten sowohl bei Speicherung als auch Übertragung.
  • Vorfallsmanagement: Schnelle Erkennung, Meldung und Analyse von Vorfällen, um Wiederholungen zu verhindern.
  • Sicherheit der Lieferkette: Kontrolle und regelmäßige Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen bei externen Dienstleistern.

Für eine effektive Umsetzung dieser Maßnahmen benötigen Unternehmen ein umfassendes Lagebild, das aus verschiedenen Datenquellen gespeist wird. Nur wer Informationen aus IT-Systemen, Sicherheitslösungen und operativen Prozessen zusammenführt und analysiert, kann fundierte Entscheidungen treffen, die der tatsächlichen Bedrohungslage gerecht werden. Doch hier liegt die Herausforderung: Viele Unternehmen kämpfen mit einer unüberschaubaren Datenmenge und haben Schwierigkeiten, relevante Informationen herauszufiltern und in einen verwertbaren Kontext zu setzen.

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Intelligente Plattformen stärken Risikoerkennung, Compliance und Resilienz

Welche Gegenmaßnahmen erforderlich sind, konkretisiert NIS2 selbst – stets basierend auf einem risikobasierten Ansatz. Rahmenwerke wie IRAM2 oder ISO 27001 helfen, Risiken zu bewerten und gezielt Maßnahmen abzuleiten, etwa den Einsatz eines IDS/NIDS. Statt einer Einheitslösung ist praxisnahe, branchenabhängige Risiko-Expertise notwendig.

Was jedoch branchenübergreifend für alle Bereiche von NIS2 gilt: Datenüberblick ist der Schlüssel zur Umsetzung. NIS2 verlangt das Sammeln, Analysieren und Berichten von sicherheitsrelevanten Informationen. Intelligente, KI-gestützte Datenplattformen können hier entscheidend unterstützen. Sie sorgen für vollständige Transparenz, erleichtern die Identifikation von Risiken und ermöglichen Compliance-konformes Reporting. Durch die zentrale Erfassung von Log-Daten und Berichten aus verschiedenen Quellen gewährleisten sie die Einhaltung von Vorschriften und liefern Echtzeit-Dashboards für Audits und Analysen.

Darüber hinaus trägt eine intelligente Datenplattform zur langfristigen Geschäftskontinuität und Resilienz bei. Durch automatisierte Erkennung von Sicherheitsereignissen, optimierte Incident Response und eine fundierte Bedrohungsanalyse lassen sich Risiken schneller bewältigen. Auch wenn die Einhaltung von NIS2 mit anfänglichen Kosten verbunden ist, reduziert eine solide Datenbasis langfristig den operativen Aufwand – und stärkt die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens gegenüber Cyberbedrohungen.

Fazit: Datenplattformen als solide Basis für Compliance

Die Anforderungen der NIS2-Richtlinie stellen Unternehmen vor Herausforderungen, doch sie sind keine grundlegend neue Entwicklung. In Organisationen mit einer ausgereiften Sicherheitsstruktur sind viele Maßnahmen bereits etabliert – neu ist vor allem die Verbindlichkeit für alle und die Ausweitung auf weitere Branchen.

Eine ausgewogene Strategie bleibt entscheidend. Moderne Datenplattformen und KI-gestützte Analysen sind dabei die solide Grundlage für eine effiziente Umsetzung. Sie ermöglichen es, sicherheitsrelevante Informationen in Echtzeit zu sammeln, auszuwerten und gezielt darauf zu reagieren. Ein klar strukturiertes Vorgehen, das diese Technologien integriert, hilft Unternehmen, bestehende Praktiken anzupassen, Lücken zu schließen und die NIS2-Anforderungen nachhaltig in die Praxis umzusetzen.

Thorben Jändling

Thorben

Jändling

Principal Solutions Architect & Global Security Specialist

Elastic

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