Paradebeispiel für die Dynamik moderner Bedrohungslandschaften

Fast Flux: Herausforderung für die Cybersicherheit

Cyber Security

Am 3. April 2025 veröffentlichte die amerikanische National Security Agency (NSA) zusammen mit anderen Partnerbehörden eine dringende Warnung vor DNS-Manipulationen mittels Fast Flux.

Aufgrund des hohen Missbrauchspotenzials wurde diese Methode sogar als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft. Grund genug, einen genaueren Blick auf diese Technik zu werfen – und darauf, wie man sie erkennen und abwehren kann.

Anzeige

Was ist Fast Flux?

Fast Flux beschreibt eine Technik zur Verschleierung von Angreifer-Infrastrukturen durch das rasche Austauschen der IP-Adressen, auf die eine Domain verweist. Diese Dynamik wird durch eine gezielte Manipulation der Time-To-Live (TTL)-Werte in DNS-Einträgen ermöglicht. Während Standard-TTLs typischerweise zwischen 1 und 24 Stunden liegen, reduziert Fast Flux diese Zeitspanne auf wenige Minuten oder sogar Sekunden. Dadurch können IP-Adressen nahezu in Echtzeit gewechselt werden – ideal für Angreifer, um ihre Command-and-Control (C2)-Server zu tarnen.

Warum Angreifer Fast Flux einsetzen

Der Einsatz von Fast Flux bringt mehrere Vorteile für Cyberkriminelle:

  • Umgehung von IP-Blocklisten: Da sich die IP-Adressen ständig ändern, verlieren klassische Blacklists an Wirkung.
  • Erschwerte Strafverfolgung: Die ständig wechselnden IPs befinden sich oft in unterschiedlichen Ländern oder Netzen – bis eine Ermittlungsmaßnahme greift, ist die Adresse längst nicht mehr aktiv.
  • Erhöhte Ausfallsicherheit: C2-Server können nach Störungen oder Abschaltungen blitzschnell auf neue Systeme ausweichen.
  • Schutz vor DDoS-Angriffen: Auch untereinander setzen Bedrohungsakteure Distributed-Denial-of-Service-Angriffe ein. Das Verschieben von Infrastruktur schützt vor Ausfällen.
Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.

Herausforderungen bei der Erkennung

Fast Flux ist schwer zu erkennen, da auch legitime Dienste – etwa Content Delivery Networks – mit kurzen TTLs arbeiten. Eine zuverlässige Erkennung erfordert daher intelligente Mechanismen, die neben dem TTL-Wert auch die Anzahl und Streuung der zugehörigen IP-Adressen sowie das Verhalten der Systeme analysieren. Auch Echtzeitfähigkeiten und die Möglichkeit zur gezielten Reaktion (z. B. Prozessisolierung) sind entscheidend, um Angriffe effektiv abzuwehren.

Anzeige

Indikatoren für Fast Flux und Bedrohungsanalyse mit VirusTotal

Ein weiterer Ansatz zur Identifikation potenziell gefährlicher Domains ist die Auswertung öffentlich verfügbarer Indicators of Compromise (IoCs). Dienste wie VirusTotal speichern umfangreiche Informationen über Domains, darunter auch die TTL-Werte. Durch gezielte Suchanfragen können Domains mit verdächtig kurzen TTLs und hohem Malware-Verdacht identifiziert werden. Solche Informationen sind besonders wertvoll, um bestehende Erkennungsmechanismen zu ergänzen. Sie sollten jedoch nie isoliert eingesetzt werden, sondern immer in eine mehrschichtige Abwehrstrategie eingebettet sein.

Fast Flux lässt sich nicht „patchen“ – nur erkennen und eindämmen

Fast Flux kann nicht „gepatcht“, sondern nur erkannt und eingedämmt werden. Da Fast Flux eine legitime Eigenschaft des DNS-Standards ausnutzt, handelt es sich nicht um eine Schwachstelle im klassischen Sinne. Umso wichtiger ist eine defensiv tief gestaffelte Sicherheitsarchitektur, die sowohl präventive DNS-Filterung als auch Laufzeitanalyse und automatisierte Reaktionen umfasst. Diese Reaktionen und Analysen müssen ihrerseits in Echtzeit erfolgen, um mit der Geschwindigkeit der Bedrohungsakteure mithalten zu können. Ein guter Indikator für die eigene Abwehr ist hier die 5/5/5 Faustregel:

  • 5 Sekunden zur Erkennung: Sicherheitsbedrohungen sollten innerhalb von fünf Sekunden identifiziert werden. 
  • 5 Minuten zur Korrelation und Bewertung: Innerhalb von fünf Minuten nach der ersten Warnung sollten alle relevanten Daten korreliert und die Situation bewertet werden.
  • 5 Minuten zur Einleitung der Reaktion: Spätestens fünf Minuten nach der Bewertung sollte eine taktische Reaktion eingeleitet werden.

Auch Protective DNS-Dienste, die den gesamten DNS-Verkehr überwachen und intelligent verwalten, tragen zur Abwehr bei.

Fazit zu Fast Flux

Fast Flux ist ein Paradebeispiel für die Dynamik moderner Bedrohungslandschaften – und zeigt, wie Cyberkriminelle legitime Technologien für eigene Zwecke missbrauchen. Organisationen sind gut beraten, ihre DNS- und Netzwerküberwachung konsequent weiterzuentwickeln und mit Threat Intelligence sowie verhaltensbasierter Analyse zu kombinieren. Nur so lassen sich Angriffe erkennen, bevor sie Schaden anrichten – auch wenn sie um 3 Uhr morgens beginnen.

Autor: Von Harold Butzbach, Director Enterprise Sales CEMEA bei Sysdig

Anzeige

Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.