Kommentar

Crowdstrike: Ein Update und es wackelt die ganze Welt

Welt rot

Von Berlin über Australien bis Singapur – ein Programm-Update des IT-Security-Unternehmens CrowdStrike hat an diesem Freitag weltweit Infrastruktureinrichtungen, Unternehmen und Organisationen lahmgelegt. Ein Kommentar.

Operationen in Kliniken wurden verschoben, Flughäfen haben den Betrieb eingestellt, Handelsmärkte und Banken sind nicht mehr erreichbar. Nach Medienberichten gibt es auch zahlreiche Störungen in Deutschland, unter anderem die Flughäfen in Berlin, Düsseldorf und Hamburg sowie die Krankenhäuser in Lübeck und Kiel.

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Die genaue Kausalkette der Entwicklung wird derzeit rekonstruiert. Als wahrscheinlichste Ursache gilt, dass ein fehlerhaftes Update von CrowdStrike weltweit PCs, Infrastrukturen und Dienste in einen Recovery Boot gezwungen hat. Ein Neustart, der das Problem nach dem Herunterfahren von Devices behebt, war danach nicht mehr möglich. Die Softwareprobleme hat CrowdStrike gegenüber Kunden in einer Mitteilung bestätigt, so das Magazin The Verge. Da die Software von CrowdStrike bei vielen Unternehmen und auch Cloud-Anbietern ein essentieller Bestandteil des Security-Stacks ist, hat sie in der Folge zu massiven Ausfällen beigetragen. So wurden seit den Morgenstunden bei Diensten wie AWS, Google, Azure viele Störungen gemeldet. Microsoft hat die Probleme in seinem Cloud-Angebot von 365 bestätigt und auf X erklärt, konkrete Gegenmaßnahmen zur Umleitung des Daten-Traffic ergriffen zu haben.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der finanzielle Schaden der Störung in die Milliarden gehen wird. Der Aktienkurs von CrowdStrike ist zweistellig eingebrochen. Die Folgeschäden werden sich daran bemessen, wie lange die Ausfälle der Systeme andauern werden. Das betrifft auch mögliche Regressforderungen, die sich an CrowdStrike richten werden.

Die Tatsache, dass ein Stück Software die gesamte Weltwirtschaft so massiv lahmlegt, sollte uns zu denken geben. Es ist eine eindrucksvolle Demonstration, was im Falle eines Blackouts – ob zufällig oder intendiert – von Infrastruktur entstehen könnte. IT-Security muss deshalb die Nummer-eins-Priorität auf der politischen und unternehmerischen Agenda sein. Je vernetzter globale Akteure zusammenarbeiten, umso stärker muss sichergestellt werden, dass einzelne Anbieter keine derart existenzielle Marktstellung haben, dass ihr Ausfall für das gesamte System zur existenziellen Frage wird.

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Diesen Wandel hin zum Computing 2.0 kann man sich als mentale Konsolidierungsphase vorstellen, in der die Ausfallsicherheit priorisiert und Rückfallebenen eingerichtet werden. Das betrifft gerade auch große Plattform- und Cloud-Anbieter. Denn mit steigender Marktmacht nimmt auch die Verantwortung zu, einen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit zu leisten. In einer digitalen Gesellschaft kann öffentliche Sicherheit nicht ohne IT-Sicherheit erreicht werden. Auch wenn dieser „Knock-out“ vermutlich nicht zu existenziellen Bedrohungen führen wird, so gibt es keine Garantie für das nächste Mal. Deshalb braucht es Vorsorge.

Alain Blaese

Alain

Blaes

Gründer und Geschäftsführer

PR-COM

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