Zunehmend lässt sich erkennen, wie die Grenzen zwischen traditionellen Rechenzentren, Co-Location, Hosting und Cloud-Services verwischen.
Mein Team und ich sind in letzter Zeit mit einer Menge Fragen zu Cloud Computing überschwemmt worden. Ich vermute, dass dies mit dem anhaltenden wirtschaftlichen Druck zusammenhängt, der die Unternehmen dazu zwingt, jede Möglichkeit der Kosteneinsparung ins Auge zu fassen. Cloud Computing und ähnliche Ansätze stellen das Konzept dar, nach dem die Ressourcen, die einem Unternehmen keinen Gewinn bringen, an Provider abgegeben werden. Die oft zitierte Metapher des Stromkraftwerks passt hier sehr gut. Die Zeit, als Unternehmen ihren eigenen Strom produzierten, ist lange vorbei; heutzutage beziehen Unternehmen ihren Strom von einem Stromanbieter. Enterprise Computing geht im Prinzip in dieselbe Richtung.
Doch was genau ist Cloud Computing? Es gibt unterschiedliche Definitionen, aber ich verstehe Cloud Computing an sich als Utility-Software – einfachen Strom – die man für alles, was man möchte, verwenden kann. Software as a Service (SaaS), das mitunter auch beim Cloud Computing zum Einsatz kommt, ist eine intelligente Lösung. SaaS stellt konkrete Funktionen zur Verfügung (zum Beispiel Email), die extern verwaltet werden. SaaS-Applikationen sind aber nur ein Teil der Cloud, sie sind nicht die Cloud.
Cloud Computing geht mit der Ausgliederung von Services und Ressourcen, die ein Unternehmen nicht selbst verwalten möchte, einher. Normalerweise entspricht dies auch einer ausgegliederten IT-Infrastruktur, die Unternehmen die Möglichkeit bietet, die Größe und Komplexität ihrer Rechenzentren zu reduzieren, indem sie nach Bedarf extern verwaltete Computer-Ressourcen nutzen.
Auf einem CIO-Treffen verkündete der Geschäftsführer eines großes Unternehmens kürzlich: „Ich möchte das gesamte Rechenzentrum ausgliedern.“ Abgesehen davon, ob dies wirklich komplett realisierbar und absolut risikolos ist, wirft dies auch eine Menge weiterer Fragen auf. Die Message jedoch ist eindeutig. Ein uneingeschränkter Ausbau der Rechenzentren ist für die Unternehmen nicht tragbar und bringt Geschäftsführer dazu, nach effizienteren Lösungen Ausschau zu halten. Eine Virtualisierung innerhalb des vom Unternehmen geführten Rechenzentrums löst das Problem teilweise. Cloud Computing ist eine zusätzliche Alternative.
Cloud Computing kann Unternehmen außerdem helfen, gesetzlichen Bestimmungen zur örtlichen Datenspeicherung nachzukommen. Gesetzliche Auflagen können auch verlangen, dass das regionale Hosting und die Datenverarbeitung nicht außerhalb der nationalen Grenzen erfolgen dürfen. Allerdings macht es aus finanzieller Sicht für Unternehmen keinen Sinn, in jedem Land ein eigenes Rechenzentrum aufzubauen – sinnvoller ist es, mit einer lokal oder regional ansässigen Firma zu kooperieren, die innerhalb eines Landes Cloud-Services anbietet.
Aufgrund des wirtschaftlichen Engpasses werden die Umsatzzahlen in den Unternehmen heutzutage sehr genau analysiert. Das Cloud Computing stellt eine Investition dar, die sich potentiell schnell rentiert. Falls, in Folge des wirtschaftlichen Klimas, das Cloud Computing und verwandte Konzepte in dem Maße eingesetzt werden, wie wir es vermuten, wird es eine große Nachfragewelle geben. Cloud-Provider sehen diese Welle kommen und versuchen, in den jeweiligen Bereichen so schnell wie möglich Fuß zu fassen. Meine Sorge ist, dass einige Provider dies nicht bewältigen können, mit der Welle fortgeschwemmt werden und ihre ersten Kunden mitreißen. Wir mögen zwar für das Cloud Computing bereit sein, aber ist das Cloud Computing auch bereit für uns?
Zunehmend lässt sich erkennen, wie die Grenzen zwischen traditionellen Rechenzentren, Co-Location, Hosting und Cloud-Services verwischen. Nicht nur im Internet tauchen Cloud-Infrastructure-Services auf, sondern auch traditionelle IT-Rechenzentren bieten ihren Geschäftsbereichen ihre Ressourcen in einer Cloud an. Solche IT-Organisationen können diese Leistung erbringen, weil sie selbst Cloud-Services nutzen, was sie wiederum durch Strategien wie „Back up as a Service“ erreichen.
Wir stellen uns für die Zukunft Rechenzentren in der Cloud vor und IT-Administratoren, die Cloud-Services leasen, um ihre Datenspeicher zu betreiben. Die Leistungen werden sich verändern: von der Verwaltung der Infrastruktur zur Verwaltung der von den Geschäftsbereichen benötigten IT-Services. Mit anderen Worten: Die IT-Infrastruktur wird zu einer Utility-Software, deren wahrer Wert im Workload Management liegt. Das unterscheidet sich von den Cloud-Data-Centern, die in riesigen Rechenzentren die Infrastruktur in einer Cloud beherbergen. Cloud-Data-Center wird es ebenfalls geben. Ein virtuelles Cloud-Data-Center jedoch ist eines, von dem ein IT-Workload-Administrator die Computer-Infrastrukutur von Cloud-Anbieter A, Speicher von Cloud-Anbieter B und ein Netzwerk von Cloud-Anbieter C least und sich so ein virtuelles/Cloud-Data-Center zusammenstellt, in dem er seine Workloads laufen lassen kann.
Diese Denkweise macht die Mitglieder meines Teams, die sich mit Enterprise Architecture auskennen, ein wenig nervös. Was passiert in der Zeit zwischen jetzt und dann? Können wir Dinge Schritt für Schritt je nach Bedarf von außen nach innen und wieder zurück verlagern? Wie sollte man interne Lösungen für eine zukünftige Cloud jetzt entwerfen? Beginnt die Cloud schon in meinen vier Wänden?
Mit dem Cloud Computing wird es keinen Unterschied zwischen internen und externen Services mehr geben. Die Cloud wird Druck auf die IT-Abteilungen der Unternehmen ausüben, Services von außen genauso in Anspruch zu nehmen wie interne Anwendungen. Damit verbunden sind auch neue Erwartungen bezüglich Identity Federation, Sicherheit und Informationsintegration.
Die Mischlösung für die Zukunft – eine Kombination aus intern und extern verwalteten Lösungen – wird eine sensible Architektur erfordern, um funktionsgerechte, sichere und skalierte Lösungen zu gewährleisten. Im Laufe der Zeit werden sich Ressourcen von einer Domain zur anderen bewegen – und das auf eine für die Nutzer dieser Ressourcen transparente Art und Weise.
Chris Howard ist Vice President und Director des Executive Advisory Program der Burton Group