Nicht, nein, müssen?

Mehr Optimismus in der Sprache, bitte!

Optimismus

Worte wecken Gefühle und beeinflussen das Klima in jeder Begegnung. Daher hilft es, im Alltag mehr von positiven Wörtern Gebrauch zu machen – denn mit denen gehen oft eine stärkere Wirkung und eine bessere Atmosphäre einher. Der Schweizer Kommunikationsexperte Stefan Häseli hat sich mit dem Thema befasst, schaut auf die Hintergründe und Methoden, gibt wertvolle Tipps.

Positiv formulieren bedeutet, Aussagen und Botschaften so zu gestalten, dass sie konstruktiv, aufbauend und motivierend wirken. Anstatt negative Aspekte oder Kritik in den Vordergrund zu stellen, wird der Fokus auf das Positive gelegt. Dies kann in verschiedenen Kontexten, wie der Kommunikation im Beruf, in der Bildung oder im persönlichen Leben, von großem Nutzen sein. Die Grundregel dabei ist: versuchen Sie, negativ konnotierte Wörter wie beispielsweise „nicht“, „nein“, „geschlossen“ und „müssen“ zu vermeiden. 

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Selbstverständlich geht es nicht um die in politischen Kreisen oder im Management-Slang gerne zelebrierte Flosklerei. Anstatt von „Budgetkürzungen“ redet man da von „Ressourcen optimieren“. Anstatt der Aussage „Wir haben die Abstimmung mit 21 Prozent an Ja-Stimmen klar verloren“ heißt es: „Wir haben eine wichtige Debatte initiiert und 21 Prozent, das ist mehr als jeder Fünfte, ein sagenhaftes Ergebnis“. Oder der schöngefärbte „Bürokratieabbau“ verdeckt die „Kürzung von öffentlichen Dienstleistungen“.

Es geht hier vielmehr um den Alltagsgebrauch von positiven Wörtern, mit denen oft eine stärkere Wirkung und eine bessere Atmosphäre einhergeht. Worte wecken Gefühle und beeinflussen das Klima in jeder Begegnung. 

Anstatt „Wir haben ab 15 Uhr geschlossen“ sagen Sie lieber „Wir haben bis um 15 Uhr geöffnet“. Eine Anmerkung wie „Vergessen Sie nicht, die Unterlagen mitzubringen“ hört sich mit einem „Bitten denken Sie daran, die Unterlagen mitzubringen“ angenehmer an. „Komm nicht zu spät“ impliziert einen Verdacht, wogegen „Bitte sei pünktlich“ eher ein Wunsch ist. 

Gleiches gilt beim Begriff „müssen“. Sie „müssen den Code eingeben“ ist eine harte Anweisung, ein „Bitte geben Sie noch den Code ein“ klingt konstruktiver. Die Botschaft „Ich müsste mal nachschauen“ lässt unter Umständen auf wenig Lust schließen. Dann doch lieber gleich ein „Ich schau grad nach“. Wie ist es damit: „Diese Woche geht nicht mehr“ – das schließt Machbarkeit und Möglichkeiten aus. Die Formulierung „Ab nächster Woche ist es möglich“ hingegen schaut vorwärts. 

Zu guter Letzt ist da auch noch die Sache mit den Vorwürfen. „Du hättest besser vorher mit mir geredet“ kann nicht mehr korrigiert werden und hat im Subtext ein sprachliches Verdikt inkludiert. Mit „Rede das nächste Mal doch mit mir“ gibt dem anderen auch wirklich eine Chance, es zu tun. „Dieser Text ist nun zu Ende“ – das ist faktisch korrekt. Dennoch: „Ich wünsche Ihnen weiterhin eine konstruktive Kommunikation im Alltag“ – das macht die Welt vielleicht doch ein wenig angenehmer. 

Stefan

Häseli

Speaker & Kommunikationsexperte

Atelier Coaching & Training AG

Als Kommunikationsberater begleitete Stefan Häseli während mehrerer Jahre zahlreiche Unternehmen bis in die höchsten Vorstände von multinationalen Konzernen und dozierte an Universitäten und Fachhochschulen im Themenfeld Kommunikation. Er gehört zu den Business Comedians der ersten Stunde, begeistert sein Publikum mit feinsinnigem Humor und schreibt Bücher, Fachartikel und Kolumnen.
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