Der Fachkräftemangel in IT-Berufen ist in aller Munde. Wie sieht es aber mit der Nachfrage nach IT-Administratoren aus?
Nach dem Hays-Fachkräfte-Index für IT-Positionen für das zweite Quartal 2021 liegt der Nachfrageindex für „Nur“-IT-Administratoren mit 141 an vorletzter Stelle, gefolgt nur noch mehr vom .Net-Entwickler (139). Gesuchter ist der IT-Supporter (204), absolute Mangelware der IT-Security-Spezialist: Spitzenreiter mit einem Index von 428 unter den IT-Berufen. Spätestens, wenn ein System nicht läuft und Daten nicht verfügbar sind, wird jedem klar, dass ohne IT-Handwerk auch keine Digitalisierung funktioniert. Und gerade die Pandemie hat die Nachfrage offenbar befördert. Denn der IT-Administrator-Index stieg von 85 im Q2 2020 auf 141 im Q2 2021. Angesichts dieser gestiegenen Nachfrage braucht es keiner Sektgläser und Festreden, sondern tatsächlicher Unterstützung – um den Admin und damit dem Unternehmen zu helfen.
Anlässlich des Welttages der Systemadministratoren am 30. Juli 2021 finden Sie Expertenkommentare von Bitdefender, Digital Guardian, dynaMigs, Eagle Eye Networks und ForeNova.
Wirkliche Hilfe für unbesungene Helden
Bogdan Botezatu, Director of Threat Research & Reporting bei Bitdefender, www.bitdefender.de
„Am Welttag des Systemadministrators geht es dieses Jahr vor allem darum: einem viel zu selten besungenen Helden der Pandemie das verdiente Loblied anzustimmen. Viele haben sicher zuhause gearbeitet, der IT-Admin hatte harte Arbeit, die Grundlagen für den Fernzugriff überhaupt zu schaffen oder defekte Serverlaufwerke auszutauschen. Das alles zusätzlich zu ihrer tragenden Rolle in der digitalen Transformation und beim Verwirklichen der neuen Geschäftsmöglichkeiten in den letzten zwei Jahrzehnten.
Die Wertschätzung für ihn entspricht dem in den seltensten Fällen. Funktioniert alles, werden Admins ignoriert. Aber ein Tag Urlaub ist für sie kaum drin – weil genau an dem Tag die IT auseinanderfallen könnte. Die Geschäfte wachsen und erhalten die notwendige Aufmerksamkeit, der Systemadministrator dagegen kaum zusätzliche Ressourcen. Selten kann er die ständig neuen Anforderungen an ihn erfüllen. Stattdessen gibt es mehr zu tun: durch mehr Cyberangriffe, durch mehr Schatten-IT im Zuge der Fernarbeit oder allein schon durch den Gang zum Paketzentrum, um die zu reparierende Hardware abzuholen.
Worüber würde sich ein Administrator nun wirklich an seinem Ehrentag freuen? Sicher über eine externe Hilfe beim Erkennen und Abwehren von Angriffen. 400 neue Gefahren kommen pro Minute neu hinzu. Da braucht es Rat und Tat externer Expertendienste, auf die man sich verlassen kann, wenn doch mal Feierabend im Terminkalender steht. Ebenso wichtig wäre ein eigenes Cybersicherheitsbudget: Denn Endpunkt-Schutz, Bring-Your-Own-Device-Risiken, das Erkennen von Eindringlingen in Netzwerken oder hybride IT-Architekturen verlangen nach einer einheitlichen, zentral verwalteten Abwehr, die alle wichtigen Ereignisse meldet. Ebenso unverzichtbar sind die Fortbildung und die persönliche Weiterentwicklung. Das Lehrprogramm an Schulen und Universitäten hält bei weitem nicht mehr Schritt mit der digitalen Transformation. Als Folge spüren alle gerade in der Cybersicherheit den Mangel an geeignetem Fachpersonal.“
Wertvolles Fachwissen der Systemadministratoren nutzen
Tim Bandos, CISO & VP of Managed Security Services, Digital Guardian, www.digitalguardian.com
„Unternehmen sollte sich bewusst machen, wie wertvoll der Input ihrer Systemadministratoren und IT-Teams ist. Denn sie sind die Einsatzkräfte vor Ort, die die IT-Systeme des gesamten Unternehmens unterstützen und dessen kritische Daten schützen. Insbesondere, wenn es darum geht, neue Prozesse zu implementieren oder Software-Migrationen zu planen, kommen neue Ideen aber meist aus der Führungsebene, da sich Geschäftsanforderungen und -ziele geändert haben oder die Gemeinkosten gesenkt werden sollen. Ein häufiger Fehler auf dem C-Level ist es dann, das interne IT-Fachwissen nicht zu nutzen und ihr Expertenteam vor Ort nicht in diese Entscheidungsprozesse miteinzubeziehen.
Gerade am Tag des Systemadministrators – aber eigentlich nicht nur dann – sollten Unternehmen deshalb das Know-how und die Erfahrung ihrer Admins besonders würdigen und sicherstellen, dass sie in ihrer Arbeit genauso unterstützt werden, wie sie das Unternehmen kontinuierlich unterstützen.“
Wertschätzung ist schön, IT-Admins aktiv unterstützen ist besser!
Michael Krett, Geschäftsführer und Mitgründer von dynaMigs, www.dynaMigs.net
„Oft landen auch größere IT-Projekte auf dem Tisch des IT-Administrators, deren Aufwand und Komplexität von Entscheidern unterschätzt werden. Datenmigrationen und Datenmanagement sind hierfür gute Beispiele, da sie ohne Erfahrung und die notwendigen Tools kaum neben dem Tagesgeschäft abgewickelt werden können. Es wird meist mehr verlangt, als nur Daten von A nach B zu verschieben: So zum Beispiel die Geschwindigkeit, Qualitätskontrolle und Validierung der verschobenen Daten. Auch erfahrene IT-Abteilungen sind schnell überfordert – zum Schaden des Unternehmens.
Das Management ist daher gut beraten, seine Administratoren nicht nur wertzuschätzen, sondern auch bestmöglich aktiv zu unterstützen. Bei Datenmigrationen sowie bei Datenmanagement-Prozessen bedeutet dies, die Arbeit durch fortschrittliche Technologien zu unterstützen: Tools zur Automatisierung manueller Vorgänge nehmen viel Arbeit ab und vermeiden Fehler. Auch benötigen die IT-Fachkräfte bei komplexen IT-Projekten den Rat und die Hilfe externer Experten, um solche Projekte schnell und in der geforderten Qualität durchzuführen. Dies kann sich unter dem Strich rechnen, da Ausfallzeiten und fehlerhaft kopierte Daten vermieden werden. Denn jeder überlastete oder nicht ausreichend spezialisierte Mitarbeiter macht unter Umständen Fehler.“
Videoüberwachung darf und muss Administratoren keine neuen Probleme bereiten
Rishi Lodhia, Regional Director EMEA bei Eagle Eye Networks, www.een.com
„Viele Unternehmen erhöhen die Zahl ihrer Systeme zur Videoüberwachung. Dabei geht es nicht nur um Sicherheit. Videokameras können auch dazu beitragen, Geschäftsabläufe, wie etwa den Kundenkontakt, zu verbessern. Wie in vielen Bereichen hat Cloud Computing aktuell auch hier alles verändert. Ein Blick auf Unternehmen, die noch ältere Videoüberwachungstechnik einsetzen, verdeutlicht dies. Die dort zuständigen Systemadministratoren sehen sich zahlreichen Problemen gegenüber: Das Videomaterial ist nur lokal verfügbar und für die manuelle Analyse braucht man mehrere Stunden – mit nur geringem Ertrag.
Cloudlösungen bieten Systemadministratoren neue Werkzeuge an die Hand, mit denen sie nicht nur Objekte überwachen, sondern auch wertvolle Informationen zu Geschäftsabläufen liefern können. Mit einer cloudbasierten Videoüberwachung können sie auch ein Mehr an Cybersicherheit bieten: Hier entstehen ihnen keine neuen Probleme. Das ist gerade jetzt wichtig ist, wenn die allmähliche Rückkehr der Mitarbeiter in die Büros auf der Agenda steht. Gerade deshalb bedanken wir uns an diesen Tag der Systemadministratoren für ihre Arbeit, die sie jeden Tag leisten, damit Geschäftsprozesse reibungslos und sicher laufen. Der Wert dieses Engagement lässt sich nicht in Zahlen aufwiegen.“
Strategen mit Weitblick gefordert
Paul Smit, Director Professional Services bei ForeNova, www.forenova.com
„Systemadministratoren sind das Rückgrat der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft. Daran ändert auch die Cloud und ihr Versprechen, Management und Wartung überflüssig zu machen, nichts. Gerade dann wenn es um Sicherheit geht, werden sie schnell ungewollt zu Strategen. Um ihre Aufgaben zu erfüllen, benötigen sie deshalb nicht nur Technologien und Werkzeuge. Sie brauchen vor allem ein gutes Auge: eine optimale Sichtbarkeit der Vorgänge im gesamten Netzwerk.
Viele Administratoren und ihre Teams wissen mangels geeigneter Werkzeuge nicht oder nur ansatzweise, was im von ihnen verwalteten Netzwerk vor sich geht. Ebenso wenig können sie den wirklich stattfindenden Datenverkehr verfolgen und analysieren. Welche Daten verlassen das Netz, was passiert zwischen den Servern oder anderen Systemen? Systemadministratoren bedürfen aber einer solchen Übersicht über die gesamte IT-Landschaft, um Gefahren frühzeitig zu erkennen. Zudem sollen sie alle IT-Security-Lösungen wie Firewalls oder Endpunktsicherheit im Blick haben. Ohne entsprechende Werkzeuge ist das eine schwere Aufgabe. Aber man kann und muss es von ihnen verlangen.
Um dann noch Entscheidungen zu treffen, kommt es zudem auf den großen Blick für das Ganze an: Einerseits mit der Möglichkeit, Informationen zu filtern, um sich nicht in Details zu verlieren. Andererseits mit der Option, jederzeit zu jedem Knoten in die Tiefe gehen zu können. Nur gut informierte System-Administratoren können auf Gefahren angemessen und frühzeitig reagieren. Nur sie können ihrer Rolle gerecht werden.“