Recruiting

Wo Unternehmen jetzt bei Fachkräften umdenken sollten

Fachkräftemangel

In Deutschland mangelt es an IT-Fachkräften. Hier muss politisch gehandelt werden – aber auch Unternehmen selbst können mehr tun, um dem entgegenzuwirken. Recruiting-Experte Dennis Szimmetat appelliert für mehr New Work Ansätze und Offenheit beim Quereinstieg.

Während “digitale Transformation” immer noch Schlagwort Nummer eins für Deutschland ist, droht der Digitalisierung hier allein durch den Mangel an Fachkräften das Aus. Eine aktuelle Studie der Bitkom prognostiziert in Deutschland über 663.000 fehlende IT-Fachleute im Jahr 2040. Langfristig hilft hier nur ein wirtschaftlicher und politischer Systemwandel. Im Hier und Jetzt bauen sich viele Unternehmen aber auch selbst Hürden, denn traditionelle Ansätze scheitern häufig an einer veränderten Ausgangssituation. Besonders mittelständische Unternehmen sind im Recruitingprozess oft benachteiligt. Um in diesem stark umkämpften Markt bestehen zu können, müssen Unternehmen ihre Strategien jetzt überdenken und anpassen.

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Jeder kann lernen: Quereinstieg erleichtern 

Der Quereinstieg ist in der Branche nichts Neues mehr. Rund ein Viertel aller IT-Fachkräfte sind aus einem fachfremden Tätigkeitsfeld. Dennoch bietet der Quereinstieg noch mehr Potential als bisher genutzt wird – insbesondere bei der aktiven Ansprache. Unternehmen sollten verstärkt auf Active Sourcing setzen, um talentierte Quereinsteiger in beruflichen Netzwerken und Lebenslaufdatenbanken gezielt anzusprechen. Dabei ist es wichtig, dass Unternehmen weiterhin offen für Quereinsteiger bleiben und ihre Offenheit sogar noch verstärken. Denn fachfremdes Personal bringt oft frische Perspektiven und unterschiedliche Fähigkeiten mit, die für die Innovationskraft eines Unternehmens ziemlich wertvoll sein können. Zudem können gezielte Weiterbildungsprogramme und Mentoring den Übergang erleichtern und die Produktivität von Quereinsteigern erhöhen. So können Unternehmen nicht nur den Fachkräftemangel effektiv bekämpfen, sondern auch gleichzeitig ein vielfältiges Team aufbauen.

Zeit für Veränderung: Wechselbereitschaft nutzen

Auch in Sachen Recruiting-Methoden gibt es bei vielen IT-Unternehmen starken Nachholbedarf. Ein beliebtes und nicht sonderlich effektives Prinzip nach dem Unternehmen handeln ist das „Post & Pray“: Sie veröffentlichen Stellenanzeigen und warten, bis passende Bewerbungen eintreffen. Dabei sucht der Großteil der Arbeitnehmer nicht aktiv nach einem neuen Job, ist aber offen für Angebote. Diese Wechselbereitschaft sollten Unternehmen proaktiv nutzen. Eine effektivere Methode, ist z.B. Active Sourcing. Hier nutzen Recruiter berufliche Netzwerke wie LinkedIn oder Xing sowie Lebenslaufdatenbanken, um aktiv nach geeigneten Fachkräften zu suchen und diese direkt anzusprechen. Auch das Headhunting wird noch unterschätzt: Potenzielle Kandidaten werden hierbei direkt am Arbeitsplatz angesprochen. Durch persönliche Kontakte und gezielte Ansprachen können Unternehmen das Interesse der Fachkräfte wecken und sie für sich gewinnen. Dabei sollte hier natürlich auf Diskretion und ein professionelles Auftreten geachtet werden, um das Vertrauen der Kandidaten zu gewinnen und sie für einen Wechsel zu motivieren. Wer zudem soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok nutzt, um Stellenanzeigen gezielt zu schalten, macht schon einiges richtig: Social Recruiting spielt eine immer größere Rolle im heutigen Zeitalter. Durch gezielte Werbeanzeigen können spezifische Zielgruppen angesprochen werden, was die Effizienz der Recruiting-Kampagnen erhöht. Ein netter Nebeneffekt: Social Recruiting bietet Unternehmen die Möglichkeit, ein positives Image aufzubauen und so die Attraktivität des Unternehmens zu erhöhen.

Auch spannend sind Videobotschaften in der Direktansprache. Sie funktionieren über Screensharing-Tools wie z.B. Loom oder Vidyard. Dabei kann man seine Webcam auf einem Kandidatenprofil einblenden und dem Kandidaten anstelle einer Textnachricht ein personalisiertes Video zukommen lassen. Besonders in der IT-Branche kann das ein sinnvolles Tool sein, um aus der Masse der Nachrichten herauszustechen. Aus Erfahrung können so nämlich deutlich höhere Antwortquoten als mit rein schriftlicher Ansprache erreicht werden.

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All diese Methoden erfordern natürlich deutlich mehr Zeit und Aufwand als einfaches Veröffentlichen von Stellenanzeigen. Proaktiv zu handeln kann sich aber lohnen. Unternehmen, die hierfür selbst nicht die notwendige Expertise oder Zeit haben, die oben genannten Methoden zu nutzen, sollten sich passende Experten mit an Bord holen.

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In Zeiten von New Work: Geld allein macht nicht glücklich

Eine großangelegte Studie aus dem Mai dieses Jahres zeigt ganz aktuell: Eine Verpflichtung zur Rückkehr ins Büro führt zu einem verstärkten Abgang von Fachkräften. Je höher die verpflichtende Anwesenheit, desto eher wechseln erfahrene Mitarbeiter zur direkten Konkurrenz – und nehmen damit auch ihr Fachwissen mit. “Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Richtlinien zur Rückkehr ins Büro zur Abwanderung leitender Angestellter führen können. Dies stellt eine potenzielle Bedrohung für die Produktivität, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens dar.”, heißt es von den Forschern.

Remote Work ist also ein entscheidender Faktor für Fachkräfte. Oft noch entscheidender als das Gehalt. Denn vor allem in der IT ist das Einstiegsgehalt im Vergleich zu anderen Branchen deutlich höher, was den Konkurrenzkampf für Unternehmen erschwert. Hier reicht es eben nicht aus, nur ein hohes Gehalt zu zahlen. Entscheidend sind die Mitarbeiterbenefits und in Zeiten von immer mehr steigendem Leistungsdruck und Burnout natürlich auch die Frage: Wie sieht die Gestaltung von Work-Life-Balance im Unternehmen aus?

Fazit

Der IT-Fachkräftemangel stellt große Herausforderungen dar, bietet aber auch Chancen. Unternehmen müssen aus veralteten Prozessen und Strukturen ausbrechen und nicht auf Anwesenheitspflicht setzen. IT-Fachkräfte sind stark gefragt und können sich ihren Arbeitsplatz nahezu frei wählen. Dabei ist das Gehalt oft nicht mehr der ausschlaggebende Punkt. Vielmehr sollten sich Unternehmen kritisch mit ihrer Unternehmenskultur auseinandersetzen und ihre Mitarbeiterbenefits überdenken. Durch innovative Recruiting-Methoden und eine starke Arbeitgebermarke können Unternehmen sich von der Konkurrenz abheben. Die gezielte Nutzung der Wechselbereitschaft, Active Sourcing, Headhunting und Social Recruiting sind entscheidend, um die besten Talente zu gewinnen und offene Positionen erfolgreich zu besetzen.

Dennis

Dennis

Szimmetat

Recruiting-Experte

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