Droht auch Deutschland die große Resignation? Dieser Frage ging RingCentral, ein Anbieter von Cloud-Kommunikations- und Collaboration-Lösungen für Unternehmen, im Rahmen einer Studie in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen IPSOS nach. Untersucht wurde, wie zufrieden deutsche Arbeitnehmer:innen mit ihrem Arbeitsverhältnis sind und wie es aktuell um ihre Motivation steht. Quiet Quitter sind besonders bei jüngeren Altersgruppen vertreten.
Great Resignation hat Deutschland noch nicht erreicht
Auf den ersten Blick haben Deutschlands Unternehmen keine große Anzahl an Kündigungen durch ihre Mitarbeiter:innen zu befürchten. Nur vier Prozent der befragten Angestellten planen aktiv, ihr Arbeitsverhältnis zu beenden – so ein Ergebnis der RingCentral-Studie. Knapp die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer:innen (45 Prozent) denkt aktuell nicht über eine Kündigung nach. Rund 44 Prozent verfolgen diesen Gedanken gelegentlich, oft haben diesen Gedanken lediglich acht Prozent.
Auch im internationalen Vergleich scheint Deutschland am wenigsten von der „Great Resignation“ bedroht: In Frankreich planen aktuell acht Prozent der befragten Arbeitnehmer:innen ihr Arbeitsverhältnis zu beenden, in Australien neun Prozent, in Großbritannien sogar zehn Prozent.
Nur vier Prozent der deutschen Arbeitnehmer:innen planen aktiv,
ihr Arbeitsverhältnis zu beenden. (Copyright: RingCentral)
Quiet Quitting: neue Herausforderung für Unternehmen
Die große Mehrheit der Arbeitnehmer:innen hat also nicht vor, ihr derzeitiges Arbeitsverhältnis zu beenden. Ein Drittel der deutschen Arbeitnehmer:innen (34 Prozent) gibt jedoch zu, im Moment nur noch das Notwendige für den Job zu tun. Die Arbeitnehmer:innen ordnen sich dem Trend „Quiet Quitting“ zu.
„Der Begriff Quiet Quitting, zu Deutsch ‘stille Kündigung’, kann dabei schnell in die Irre führen. In erster Linie bedeutet er nur, dass Arbeitnehmer:innen entscheiden, nicht mehr zu tun, als vertraglich vorgesehen ist. Sie ziehen also klare Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben, machen zum Beispiel pünktlich Feierabend und keine Überstunden mehr“, erklärt Thomas Nicolaus, Area Vice President Sales DACH bei RingCentral. „Das heißt aber nicht automatisch, dass sie ihre Arbeit nicht mehr gern tun oder nicht mehr engagiert und motiviert während der Arbeitszeiten tätig sind. Problematisch wird es, wenn Quiet Quitting eine direkte Reaktion auf eine Unzufriedenheit am Arbeitsplatz ist, weil ineffiziente Prozesse oder Kommunikationsstrukturen beispielsweise Mehrarbeit erfordern.“
Auffällig ist, dass diese Einstellung insbesondere bei den jüngeren Altersgruppen verbreitet ist: Fast die Hälfte der 21- bis 34-Jährigen (49 Prozent) bezeichnen sich selbst als Quiet Quitter. Mit steigendem Alter nimmt das Phänomen ab. 39 Prozent der 35- bis 44-Jährigen, 25 Prozent der 45- bis 54-Jährigen und 18 Prozent der 55- bis 65-Jährigen ordnen sich dem Trend zu.
Im internationalen Vergleich gibt es in Deutschland die wenigsten Quiet Quitter: In Frankreich und Australien ordnen sich jeweils 40 Prozent der Mitarbeiter:innen dem Phänomen zu, in Großbritannien sind es 44 Prozent.
Mit 44 Prozent ordnen sich in Großbritannien die meisten Arbeitnehmer:innen
dem Trend Quiet Quitting zu. (Copyright: RingCentral)
Hybrid Work steigert Zufriedenheit
Quiet Quitting ist zum einen das Resultat aus einem gesellschaftlichen Wandel, der persönliche Erfüllung mehr im Privaten als in der Karriere sieht. Zum anderen scheint das Phänomen auch Ausdruck einer gewissen Unzufriedenheit am Arbeitsplatz zu sein. Die aktuelle Studie zeigt, dass nur jeder zweite Deutsche wirklich zufrieden mit seinem Arbeitsverhältnis ist. Nur 49 Prozent bezeichnen sich als „sehr zufrieden“ oder „äußerst zufrieden“. 27 Prozent der deutschen Arbeitnehmer:innen sind mäßig zufrieden, 24 Prozent sogar wenig oder nicht zufrieden.
In den Befragungsergebnissen scheint sich zudem ein Schlüssel für Unternehmen zu verbergen, die für mehr Zufriedenheit bei ihren Mitarbeiter:innen sorgen wollen: 59 Prozent – und damit deutlich mehr als der Durchschnitt – der Angestellten, die sich in einem hybriden oder einem Remote-Modell befinden sind laut der Studie sehr oder äußerst zufrieden.
Im internationalen Vergleich schneiden Großbritannien (mit 60 Prozent) und Australien (mit 56 Prozent) bei der Mitarbeiterzufriedenheit besser ab als Deutschland: Über die Hälfte der Arbeitnehmer:innen bezeichnen sich hier als zufrieden mit ihrem derzeitigen Arbeitsverhältnis. Nur Frankreich reiht sich mit 44 Prozent unterhalb von Deutschland ein.
Nicht mal die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer:innen bezeichnen sich als
zufrieden mit ihrem Arbeitsverhältnis. (Copyright: RingCentral)
Unternehmen müssen flexibles Umfeld schaffen
„Der Trend zum hybriden Arbeiten ist ungebrochen. Arbeitnehmer:innen von heute wünschen sich flexible Arbeitsorte und -zeiten sowie mehr Freiraum für ihr Privatleben. Gerade vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels müssen Unternehmen diesen Wünschen begegnen, um Mitarbeiter:innen zufriedenzustellen und im Unternehmen zu halten“, kommentiert Thomas Nicolaus. „64 Prozent der Mitarbeitenden, die sich in hybriden oder Remote-Modellen befinden, erachten hierfür auch flexible Kommunikationstools als notwendig, um mit Kolleg:innen an anderen Standorten zu interagieren und den Job zu erledigen. Unified Communications as a Service (UCaaS) wird damit zu einem wichtigen Geschäftstrend in 2023. Gleichzeitig sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen jedoch nach wie vor ermutigen, im Büro zusammenzukommen. Der persönliche Austausch, über den Tisch hinweg, kann beispielsweise dazu beitragen, Probleme effizienter zu lösen, Entscheidungen schneller zu treffen oder gegenseitig voneinander zu lernen.“
Über die Studie
Das US-amerikanische Marktforschungsunternehmen Ipsos befragte im Auftrag von RingCentral vom 30. September 2022 bis 11. Oktober 2022 insgesamt 1.001 Arbeitnehmer:innen in Deutschland im Alter von 21 bis 65, mittels einer Online-Studie zu ihrem aktuellen Arbeitsmodell sowie ihrer Zufriedenheit, ihren Wünschen und Herausforderungen am Arbeitsplatz – darunter 535 Frontline-Mitarbeiter:innen und 466 Wissensarbeiter:innen. Insgesamt wurden 5.009 Beschäftige befragt – neben deutschen Arbeitnehmer:innen auch jeweils 1.002 Arbeitnehmer:innen in den USA, Großbritannien, Australien und Frankreich.
www.ringcentral.com