Gerade in Krisenzeiten sind Gründerinnen und Gründer sehr wichtig. Mit neuen Ideen und Geschäftsmodellen liefern sie einen wesentlichen Beitrag, die Herausforderungen in Folge der Corona-Pandemie zu meistern und somit die wirtschaftliche Entwicklung zu beleben.
Laut des Global Entrepreneurship Monitors 2019/20 hat die Gründungsquote in Deutschland in 2019 mit 7,6 Prozent einen neuen absoluten Höchststand erreicht. Die GEM-Gründungsquote definiert sich als Anteil derjenigen 18- bis 64-Jährigen, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind, ein Unternehmen zu gründen.
Der Anteil der werdenden Gründenden (diejenigen 18- bis 64-Jährigen, die zum Zeitpunkt der Befragung versuchen, alleine oder in Partnerschaft ein neues Unternehmen zu gründen und in den letzten zwölf Monaten etwas zur Unterstützung dieser Neugründung unternommen haben) war 2019 doppelt so hoch wie im Vorjahr (5,3 Prozent vs. 2,7 Prozent). Zudem lag die Quote der werdenden Gründenden in den vergangenen drei Jahren zwar stets über der Quote der jungen Gründungen, aber nie so deutlich wie in 2019.
Dieses Ergebnis deutet auf eine langsame, aber kontinuierliche Verbesserung des Gründungsklimas in Deutschland hin, was zu einem positiven Image von Gründung und unternehmerischer Selbstständigkeit als Form der Erwerbstätigkeit, insbesondere bei jüngeren Menschen, geführt hat.
In Deutschland bewertete 2019 über die Hälfte der 18- bis 64-Jährigen die Gründungschancen positiv. Damit liegt Deutschland innerhalb der Gruppe der GEM-Länder mit hohem Einkommen vor gründungsstarken Nationen wie Israel und Irland.
Darüber hinaus vertritt etwas mehr als ein Drittel der deutschen Erwerbsfähigen die Ansicht, dass es in Deutschland leicht ist, ein Unternehmen zu gründen. Allerdings sind auch immer noch vier von zehn Befragten vom Gegenteil überzeugt.
Nachholbedarf bei der Einschätzung eigener Gründungsfähigkeiten
Hinsichtlich der positiven Einschätzung eigener Gründungsfähigkeiten belegt Deutschland hingegen nur den 11. Platz innerhalb der 15 ausgewählten Länder mit hohem Einkommen. Nur knapp 46 Prozent der befragten Personen sind der Ansicht, dass sie ausreichendes Fachwissen und die notwendigen Fähigkeiten für die Gründung eines Unternehmens haben. Das sind fast 20 Prozent weniger als beim Spitzenreiter der Vergleichsgruppe, den USA (65,5 Prozent). Wichtig in diesem Zusammenhang ist außerdem das Kennen einer anderen Gründerperson. Eine persönliche Beziehung zu anderen Gründern oder Gründerinnen kann die individuelle Gründungsentscheidung positiv beeinflussen.
Angst vor dem Scheitern als Gründungshemmnis
Die Angst vor dem Scheitern ist ebenfalls ein großer Hemmfaktor bezüglich der Nutzung von Marktchancen und der tatsächlichen Umsetzung von Gründungsabsichten. Etwas mehr als ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung in Deutschland würde die Angst vor dem Scheitern vom Schritt in die berufliche Selbstständigkeit abhalten. Mit diesem Wert liegt Deutschland im oberen Mittelfeld der Vergleichgruppe.
(Bildquelle: RKW Kompetenzzentrum)
Verändern sich diese Gründungseinstellungen durch die Corona-Krise?
Ob diese Befunde aus den Monaten vor der Corona-Krise nachhaltig sein werden, hängt im Wesentlichen von weiteren sozioökonomischen Folgen der Corona-Pandemie ab. Viele Geschäftsmodelle haben sich aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung im Zuge der krisenbedingten Einschränkungen erheblich verändert. Ein lebendiges Gründungsgeschehen, welches neue Chancen aufgreift und ein ermutigendes Umfeld für die Umsetzung eigener Ideen bietet, wäre gerade jetzt von zentraler Bedeutung. Deswegen sollten sich potenzielle Gründende auf innovative, zukunftsweisende sowie nachhaltige Gründungen fokussieren, die dazu beitragen können, die deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb grundlegend zu stärken.
Der Global Entrepreneurship Monitors 2019/20 sollte hier zum kostenlosen Download verfügbar sein.
www.rkw-kompetenzzentrum.de