Was ist eigentlich Frugale Innovation und wie unterscheidet sie sich vom Design Thinking-Ansatz? Diese Frage stellt man sich natürlicherweise, wenn man die Definitionen miteinander vergleicht.
Gliederung
- Definition Design Thinking
- Definition Frugale Innovation
- Kriterien
- Disruption
- Projekt Open Innovation Challenges
- Beispiele aus der IT
- Software Engineering – Rückwirkende Innovation – Backcasting
- Ist die IT-Industrie bereit für die Zukunft?
1. Definition Design Thinking
Laut Wikipedia ist Design Thinking ein Ansatz, der zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen führen soll. Ziel ist dabei, Lösungen zu finden, die einerseits aus Anwender- beziehungsweise Nutzersicht überzeugend, andererseits markt- und produktorientiert sind. Im Gegensatz zu anderen Innovationsmethoden wird Design Thinking teilweise nicht als Methode oder Prozess, sondern als Ansatz beschrieben, der auf den Grundprinzipien Team, Raum und Prozess beruht.
Bild: Das HPI definiert den Design-Thinking-Prozess als iterativen Arbeitsprozess in sechs Phasen. (Quelle: HPI)
Es existieren mehrere Vorgehensmodelle von Design-Thinking-Prozessen. Nach dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam lassen sich die sechs Schritte des Design Thinkings folgendermaßen beschreiben:
- Verstehen: Das zu Beginn stehende Problem wird bestenfalls mit einem Team aus mehreren Personen definiert. Wichtig ist dabei, ein allgemeines Verständnis zu schaffen und alle Beteiligten auf denselben Stand zu bringen. Konkrete Fragen können zum Beispiel sein: Was soll neu entwickelt werden? Für wen soll die Entwicklung relevant sein? Welche wesentlichen (aktuellen oder zukünftigen) Rahmenbedingungen müssen berücksichtigt werden? Welcher Endzustand soll durch die Lösung erreicht werden?
- Beobachten: Beim Beobachten geht es darum, sich in den Kunden hineinversetzen zu können. Eine Analyse des Willens des Kunden ist zum Beispiel durch ein Interview oder Rollenspiele möglich. Dabei ist es wichtig, den Kunden reden zu lassen. Gutes Zuhören ist der ausschlaggebendste Teil der Arbeit, denn sonst können Missverständnisse entstehen. Die Wünsche des Kunden stehen immer im Vordergrund.
- Standpunkt definieren: Die Ergebnisse der ersten beiden Schritte werden vereint. Techniken wie Personas oder Point-of-View werden dazu verwendet, den Standpunkt bildlich wie schriftlich zu definieren.
- Ideen finden: Zu Beginn der Ideenfindung steht ein allgemeines Brainstorming, in dem jegliche Ideen, seien sie noch so verrückt oder utopisch, zusammengetragen werden. Die Resultate werden strukturiert und nach Prioritäten sortiert. Dabei sind Fragen nach der Effizienz, der Umsetzbarkeit oder der Wirtschaftlichkeit der einzelnen Ideen von Bedeutung. Ebenfalls ist ein Blick zur Konkurrenz nicht unüblich.
- Prototyp: Ein Prototyp wird zu Anschauungszwecken erstellt. Perfektion und Vollendung sind dabei unbedeutend. Wichtiger ist: je einfacher, desto besser. Der Kreativität wird freien Lauf gelassen. Techniken, die beim Prototyping zum Einsatz kommen, sind unter anderem Wireframes, Post Its, Rollenspiele, Storyboards oder Modelle. Ausgerichtet wird der Prototyp auf die Bedürfnisse des Kunden. Wichtig ist, dass dieser sich anhand des Prototyps die Lösung seines Problems vorstellen kann.
- Testen: Zuletzt muss das Erarbeitete getestet werden. Dabei spielt Feedback eine wichtige Rolle. Außerdem ist Flexibilität gefordert. Funktioniert eine Idee nicht, darf sie auch verworfen werden. Kunden werden bei Tests mit den Prototypen genau beobachtet. Anhand ihrer Reaktion entwickeln sich weitere Ideen und Verbesserungen. Design Thinker sind bei diesem Schritt ebenfalls offen für neue Anregungen. Wird bei einem Test ein Mangel festgestellt, wird dieser eliminiert und die Schritte mit dem verbesserten oder neuen Prototypen wiederholt. Es ist durchaus üblich, dass es bei neuen Produkten mehrere Testphasen gibt, bis der Kunde zufrieden ist und das Produkt freigegeben werden kann.
2. Frugale Innovation
Soweit die Wikipedia. Und wie sieht es bei der Frugalen Innovation aus?
Das Gottlieb Duttweiler Institute (GDI in Rüschlikon/Zürich beschäftigt sich mit dieser Fragestellung schon länger und veranstaltet dazu Trendtage.
«Wir brauchen neue Zugänge, neue Massstäbe, was denn eine wichtige Innovation ist», sagt GDI-Forschungsleiterin Karin Frick. Die Innovationen der vergangenen Jahre hätten den KonsumentInnen mehr geboten, als sie benötigen. Sie hätten aber gleichzeitig den Ausstoss von CO2 weiter erhöht und den Verbrauch von nichterneuerbaren Ressourcen. Ganz anders bei frugaler Innovation – Karin Frick: «Damit kann man Innovation vom Ressourcenverbrauch entkoppeln.»
Mit frugalen Innovationen können Firmen aber auch besser auf Kundenbedürfnisse eingehen, so GDI-CEO Lukas-Jezler. Denn KonsumentInnen seien längst bereit, ihr Verhalten anzupassen, etwa um den Klimawandel zu stoppen. «Frugale Innovation hilft Unternehmen, eine neue Nachfrage nach einfachen, robusten, preisgünstigen und nachhaltigen Lösungen zu befriedigen.» Kleine, mobile Ultraschallgeräte, autarke Stromsysteme, oder Sharing-Plattformen für Ladeneinrichtung sind nur drei Beispiele für frugale Innovationen, die das Leben einfacher machen und nicht viel kosten.
Video: Wie geht Frugal Innovation und warum ist sie wichtig? | 18. Europäischer Trendtag